Dass der Corona-Impfstoff weltweit nicht fair verteilt wurde, liegt nach Gates‘ Einschätzung unter anderem daran, dass die USA ihrer Führungsrolle nicht gerecht geworden sind. "Die USA nahmen an keiner Diskussion dazu teil, wie die Welt die Pandemie gemeinsam bewältigen könnte“, sagte er. Deutschland hingegen sei zu einem der wichtigsten Geberländer für die globale Gesundheit geworden. "Ich wünschte, mehr Deutsche wüssten davon und könnten nach Afrika reisen und dort den Nutzen sehen“, sagte Gates.
Dennoch sieht der Stiftungsgründer die weltweit Impfstoffverteilung nicht unkritisch. "Keine junge Person hätte den Impfstoff bekommen sollen, bevor ältere Menschen in Brasilien, Südafrika oder im Rest von Afrika geimpft wurden“, sagte er ZEIT ONLINE. Dass es dem Impfprogramm Covax bis heute nicht gelungen ist, genügend Impfstoff an ärmere Länder zu liefern, liege an der Auswahl der Impfstoffe, aber auch an einem indischen Exportstopp für das Präparat von AstraZeneca, erklärte er. Die von der Gates-Stiftung vorangetriebene und bei der Weltgesundheitsorganisation WHO angesiedelte Covax-Initiative setzt sich für eine gerechte globale Verteilung der Impfstoffe ein.
Darauf angesprochen, ob seine Stiftung falsche Prioritäten setze, weil sie etwa zu wenig in die Stärkung von Gesundheitssystemen investiere, sagt Gates: "Um ein Gesundheits- oder Bildungssystem zu finanzieren, erhöht man am besten lokal die Steuern. Philanthropie sollte sich lieber auf Dinge mit großer Wirkung konzentrieren, etwa darauf, eine Krankheit auszurotten.“ Er hoffe, dass es bis 2050 gelingen werde, Polio, Masern und Malaria auszurotten, sagte Gates. Etwa so lange werde es die Gates-Stiftung noch geben.
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