Herbstkonjunkturhoch im Saarhandwerk: gute Perspektiven für Fachkräfte und Gründungsinteressierte

Die konjunkturelle Entwicklung im saarländischen Handwerk bewegt sich auf hohem Niveau. Das zeigen die heute veröffentlichten Ergebnisse der jüngsten Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) unter rund 1.500 Betrieben unterschiedlicher Gewerke. Positiv ist die Stimmung unter den Betrieben. Die Umsätze und Auftragsbestände legten per Saldo zu. Auch die Beschäftigung hat sich belebt. Zuversichtlich blicken die Befragten auf die kommenden Monate. Doch es gibt auch Risiken.

„Die Ergebnisse unserer Herbst-Konjunkturumfrage zeigen, dass das saarländische Handwerk weiterhin eine verlässliche Stütze der regionalen Wirtschaft ist. Die konjunkturelle Entwicklung im Handwerk bleibt aufwärtsgerichtet“, informiert HWK-Präsident Bernd Wegner. Das belegten neben den Stimmungsindikatoren auch die Umfragewerte bei den harten Faktoren wie Umsatzentwicklung und Auftragslage. Auch habe die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Monate die Einstellungsbereitschaft der Betriebe erneut leicht verstärkt. Für die verbleibenden Monate dieses Jahres blieben die Betriebe optimistisch, so Wegner. Gleichwohl gebe es auch Risiken. Beispielhaft nennt der Präsident die im Laufe der vergangenen Monate herrschenden Materialknappheiten und Lieferengpässe. „Angespannte Lieferketten bedeuten auch für so manchen Handwerksbetrieb eine Herausforderung. Die Auftragsbücher sind voll, doch man kann die Aufträge nicht so schnell abarbeiten wie es eigentlich gewünscht ist. Das kann auch an fehlenden Mitarbeitern liegen. Viele Betriebe des Saarhandwerks suchen händeringend nach Auszubildenden und qualifizierten Fachkräften. So bleibt die Sicherung der Versorgung unserer Betriebe mit Fach- und Führungskräften eine zentrale Aufgabe. Nach wie vor bietet das Handwerk hervorragende Karrierechancen. Wir hoffen, dass viele junge Menschen die Chancen erkennen, die eine handwerkliche Berufslaufbahn für sie bereithält. Als Handwerkskammer werden wir unseren Beitrag dazu leisten, indem wir in den sozialen Medien, im Rahmen unseres individuellen Beratungsangebots und auf Veranstaltungen Karrierewege und Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk aufzeigen“, so Wegner.

HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis hofft, dass sich angesichts guter wirtschaftlicher Perspektiven im Saarhandwerk noch mehr Gründungsinteressierte für den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit entscheiden: „Mit der Gründung eines eigenen Betriebs eröffnet sich für Jungunternehmer ein breites Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten. Das Team unserer HWK-Unternehmensberatung begleitet und berät Gründer individuell und verlässlich bei ihrem Vorhaben und steht den angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern auch über die Phase der Unternehmensgründung hinaus als erste Anlaufstelle zur Verfügung“, informiert der Hauptgeschäftsführer.

Tischlermeister Hannes Seidel hat mit der Übernahme der Geschäftsführung der Schreinerei Hodapp GmbH in Saarbrücken Anfang 2021 den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit gewagt. Der Start ins handwerkliche Unternehmertum sei ihm trotz Pandemie leichtgefallen, so der Meister. „Mit der bereits länger im Vorfeld geplanten Entscheidung, die Schreinerei Hodapp zu übernehmen, konnte ich mich in den letzten Jahren auf die Übernahme einstellen. Dadurch, dass ich den Betrieb und vor allem die Mitarbeiter schon 2012 in meiner Lehre kennenlernte, wusste ich genau, auf was ich mich einließ. Ich war mir sicher, dass mein Team aus erfahrenen, aber auch jungen Mitarbeitern dank der geteilten Leidenschaft für den Schreinerberuf, mir jederzeit den Rücken stärken würde. Aufgrund dieses starken Zusammenhalts konnten wir auch die Herausforderungen der Pandemie meistern“, erinnert sich der 27-Jährige, der heute ein 27-köpfiges Team führt.

2021 seien die Lieferengpässe bei wichtigen Roh- und Baustoffen auch für seinen Betrieb eine Herausforderung gewesen, so der Jungunternehmer. „Die infolge der Materialengpässe aufgetretenen Preissteigerungen konnten wir durch spontanes Handeln und Dank der großen Flexibilität unserer Mitarbeiter gut auffangen. So haben wir uns beispielsweise beim Thema Lieferanten noch breiter aufgestellt, als wir es sowieso schon waren, um den ein oder anderen Lieferausfall kompensieren zu können“, berichtet Seidel.

Lage im dritten Quartal 2021

Die befragten Handwerksbetriebe beurteilen in diesem Quartal ihre Geschäftslage ausgesprochen positiv. Insgesamt 94 Prozent (Herbst 2020: 81 Prozent) der Betriebe bewerten den Geschäftsverlauf im dritten Quartal mit gut (63 Prozent) oder befriedigend (31 Prozent). Schlecht liefen die Geschäfte nur bei 6 Prozent (Herbst 2020: 19 Prozent) der Befragten. Dieser Stimmungsindikator liegt im Zehnjahresvergleich nur einen Punkt unter dem Höchstwert aus dem Herbst 2018.

Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen ist gestiegen. Bei 34 Prozent der Betriebe (Herbst 2020:  27 Prozent) füllten sich die Auftragsbücher. Diesen standen 16 Prozent (Herbst 2020: 32 Prozent) gegenüber, die einen Rückgang verbuchten. Für jeden zweiten Betrieb entwickelte sich die Auftragslage stabil (Herbst 2020: 41 Prozent).

Per Saldo positiv verlief die Umsatzentwicklung. Insgesamt 81 Prozent (Herbst 2020: 65 Prozent) verbuchten konstante oder gestiegene Umsätze. 31 Prozent der befragten Betriebe und damit sieben Prozentpunkte mehr als im Herbst 2020 schlossen das dritte Quartal mit einem Umsatzplus ab. 19 Prozent (Herbst 2020: 36 Prozent) verzeichneten rückläufige Umsatzzahlen.

Die Auftragsreichweite ist deutlich gestiegen. So reichten die Aufträge im Schnitt für 10,6 Wochen (Herbst 2020: 8,1 Wochen). Zugenommen hat auch die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten. Im Gesamthandwerk liegt sie sieben Prozentpunkte über dem Herbstwert des Vorjahres bei aktuell durchschnittlichen 84 Prozent. Bemerkenswert ist, dass 47 Prozent der Unternehmen ihre Kapazitäten zu mehr als 90 Prozent auslasten konnten. Der Anteil der Betriebe, die höchstens bis zur Hälfte ihrer Betriebskapazitäten ausgelastet waren, sank auf 6 Prozent (Herbst 2020: 13 Prozent).

Die Beschäftigung belebte sich. 22 Prozent (Herbst 2020: 16 Prozent) gaben an, zusätzliches Personal eingestellt zu haben. Hingegen verringerte sich nur bei 11 Prozent (Herbst 2020: 18 Prozent) die Mitarbeiterzahl. 67 Prozent (Herbst 2020: 66 Prozent) hielten ihren Personaleinsatz stabil.

HWK-Geschäftsklimaindex

Im Verlauf des HWK-Geschäftsklimaindex, in dessen Berechnung neben der aktuellen Geschäftslage auch die Zukunftserwartungen der Betriebe miteinfließen, lässt sich der anhaltende Aufwärtstrend gut beobachten. Nach dem durch die Corona-Pandemie bedingten Stimmungseinbruch in der Frühjahrsumfrage 2020 ist der Indexwert rasch wieder auf ein höheres Niveau geklettert und liegt aktuell bei 131 Punkten; das sind 22 Punkte mehr als im Herbst 2020. 

Erwartungen an das vierte Quartal

Optimistisch blicken die Handwerksbetriebe auf das vierte Quartal 2021. 17 Prozent der Betriebe (Herbst 2020: 16 Prozent) gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten aus. Hingegen befürchten nur 8 Prozent (Herbst 2020: 22 Prozent) eine Verschlechterung. Somit erwarten insgesamt 92 Prozent (Herbst 2020: 78 Prozent) der Befragten eine gleichbleibende oder bessere Geschäftsentwicklung.

Die Zuversicht schlägt sich auch bei den Prognosewerten hinsichtlich der Umsatz- und Auftragsentwicklung nieder.

18 Prozent der Betriebsinhaber (Herbst 2020: 20 Prozent) sind davon überzeugt, das letzte Quartal dieses Jahres mit einem Umsatzplus abschließen zu können. 11 Prozent (Herbst 2020: 28 Prozent) erwarten sinkende Umsätze.

Was die künftige Auftragslage betrifft, rechnet ein Fünftel der Betriebe (Herbst 2020: 19 Prozent) mit einer Zunahme der Bestellungen, hingegen nur noch 12 Prozent (Herbst 2020: 29 Prozent) mit einem Rückgang. 68 Prozent (Herbst 2020: 53 Prozent) sind der Auffassung, dass die Nachfrage konstant bleiben wird.

Die Mehrzahl der Betriebe, nämlich 91 Prozent (Herbst 2020: 82 Prozent) beabsichtigt, die Zahl ihrer Mitarbeiter stabil zu halten. Immerhin 7 Prozent (Herbst 2020: 6 Prozent) planen, zusätzliches Personal einzustellen. Gerade einmal 1 Prozent (Herbst 2020: 12 Prozent) erwartet einen Beschäftigungsrückgang.

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