Neue Werte

Durch die Lieferengpässe und Preissteigerungen bei wichtigen Vorprodukten für das Verarbeitende Gewerbe haben sich die konjunkturellen Aussichten für das Schlussquartal 2021 in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltet für die drei Monate von Oktober bis Ende Dezember 2021 von "gelbgrün" auf "gelbrot". Damit prognostiziert er für diesen Zeitraum eine "erhöhte konjunkturelle Unsicherheit", allerdings noch kein Ende der wirtschaftlichen Erholung in Deutschland. Konkret ist die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs für das vierte Quartal auf jetzt 19,9 Prozent gesunken, nach 40,1 Prozent im September. Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den drei kommenden Monaten in eine Rezession geraten könnte, hat hingegen kräftig von 19,3 Prozent auf 44,1 Prozent zugenommen. Damit bleibt die Rezessionswahrscheinlichkeit aber unter der 50 Prozent-Schwelle, was eine Fortsetzung des Aufschwungs signalisiert. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist ebenfalls gestiegen, auf nun 20,2 Prozent. Der Indikator bündelt die aktuell verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage.

"Die Lieferengpässe für sich genommen dürften nur zu einer Verschiebung der Produktion ins nächste Jahr führen. Das haben wir in unserer aktuellen Konjunkturprognose schon eingepreist, die für das Jahr 2021 ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent veranschlagt und 2022 einen sehr starken Aufschwung mit 5,1 Prozent Wachstum erwartet", sagt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald. "Dass es zu keiner Unterbrechung des Aufschwungs kommt, setzt aber voraus, dass sich keine weiteren außenwirtschaftlichen Risiken materialisieren und dass die binnenwirtschaftliche Erholung in Deutschland nicht durch Rückschläge beim Corona-Infektionsgeschehen oder beim Privatkonsum belastet wird. Salopp gesagt: Wir brauchen für den privaten Konsum weiter ordentliche Einkommenszuwächse und Möglichkeiten, das Geld auch auszugeben."

Dass die neue Prognose des Indikators deutlich gedämpfter ausfällt, liegt vor allem an Rückgängen bei Produktionswerten und den Auftragseingängen aus dem außereuropäischen Ausland. Ursache dafür sind starke Preisanstiege bei einigen Rohstoffen und Frachtkosten sowie fortgesetzte Lieferschwierigkeiten, etwa bei Halbleitern, die insbesondere die Produktion in der deutschen Automobilindustrie bremsen. Damit einhergehend hat sich auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert. Zudem verzeichnet das IMK einen leichten Zuwachs beim "Stressindex" für die Finanzmärkte. Dahinter stehen vor allem die Zahlungsschwierigkeiten bei chinesischen Immobilienunternehmen.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm

Zur aktuellen IMK-Konjunkturprognose: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-deutsche-wirtschaft-wachst-um-2-6-prozent-2021-und-um-5-1-prozent-2022-35734.htm

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