„Mit diesem neuen, zukunftsorientierten Konzept unterstreicht Köln seinen Ruf als innovative Kulturstadt“, erklärt Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur in Köln. Silvia Rückert, stellvertretende Direktorin des Kölnischen Stadtmuseums, erläutert: „Am neuen Standort werden wir ein ganz neues Kapitel aufschlagen. Wir knüpfen mit unserem modernen Ausstellungskonzept an die Erfahrungswelten der Besucher*innen an. Mit besonderen Inszenierungen, eingängigen Ausstellungstexten, digitalen Angeboten und taktilen Objekten zum Anfassen werden wir die Geschichte der Stadt zeitgemäß präsentieren und den Museumsbesuch zu einem besonderen Erlebnis machen“. Moderne Vermittlungsformen und digitale Installationen machen Stadtgeschichte dabei auch interaktiv erfahrbar.
Den Umzug ins neue Domizil in der Minoritenstraße nutzt das Museumsteam um die beiden Kuratoren Stefan Lewejohann und Sascha Pries dazu, die Kölner Stadtgeschichte vollkommen neu in Szene zu setzen. Gemeinsam mit dem international renommierten und mehrfach ausgezeichneten Gestaltungsbüro „neo.studio neumann schneider architekten“ aus Berlin wurde ein Konzept erstellt, das auch den architektonischen Besonderheiten des Gebäudes Rechnung trägt.
Kern des Konzepts: Eindrucksvoller Auftakt, epochenübergreifende Frageräume
Im Auftaktraum findet anhand der Highlights der Museumssammlung ein chronologischer Rundgang von der Römerzeit bis heute statt. Zu den Höhepunkten zählt das historische Stadtmodell Kölns, das die Stadt im 16. Jahrhundert zeigt und mit spannenden digitalen Zusatzinhalten ergänzt wird. Daneben werden nicht nur der Verbundbrief und das Stadtsiegel von 1268/69, sondern auch aktuelle Objekte zur Corona-Pandemie ausgestellt. So sollen die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit bekommen, die Grundzüge der Kölner Stadtgeschichte in einem Schnelldurchlauf von dreißig Minuten kennenzulernen.
Der Auftaktraum dient als idealer Einstieg und Ausgangspunkt für die weitere individuelle Entdeckungstour durch die acht epochenübergreifenden Frageräume, die den Kern des innovativen Präsentationsansatzes bilden. Hier wird die Geschichte der Stadt anhand verschiedener Emotionen erschlossen: Liebe, Wut, Lust, Angst, Hoffnung, Bewegung, Glaube, Verbindung. Unter der Frage „Woran glauben wir?“ etwa werden neben Religion und Ideologie auch Themen wie Geld und Fußball behandelt. Der Raum „Was macht uns Angst?“ schlägt einen Bogen von Kriegen und der NS-Zeit bis hin zu aktuellen Ereignissen wie dem Attentat in der Keupstraße. Und im Frageraum „Worauf haben wir Lust?“ wird nicht nur das Thema Sexualität in unterschiedlichsten Jahrhunderten in den Blick genommen, sondern beispielsweise auch die Geschichte der Kölner Unterhaltung, vom mittelalterlichen Tanzbären in der Altstadt bis zu den Rock-Clubs in den Industriebrachen der späten 1980er-Jahre.
Dass hier mittelalterliche Objekte neben modernen präsentiert werden, zeigt die großen Entwicklungslinien und Widersprüche auf und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Gezielt eingesetzte Farb- und Oberflächengestaltung sowie stimmungsvolle Lichtinszenierungen lassen die Besucher*innen in unterschiedliche emotionale Welten eintauchen. „Innerhalb der ineinanderfließenden Ausstellungsgeschosse werden zurückgezogene emotionale Räume geschaffen, die ein Fokussieren auf die einzelnen Themen ermöglichen“, erklärt Alexandra Neumann vom Gestaltungsbüro „neo.studio neumann schneider architekten“ die szenografische Grundidee.
Ein Museum mit den und für die Kölner*innen
Zu Beginn jedes Frageraumes stimmen Reflexionsräume sehr persönlich auf die Themen ein und erlauben den Besucher*innen, sich selbst mit den jeweiligen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Die hier gezeigten privaten Objekte und Geschichten stammen von den „KölnExpert*innen“, einer Gruppe von Menschen unterschiedlichsten Alters und Hintergrunds, die an dem eigens dafür durchgeführten partizipativen Ausstellungsprojekt teilgenommen haben.
Der „Open Space“ im Foyer zeigt das Stadtmuseum noch mehr als ein offenes und partizipatives Museum, das auch als diskursives Forum dient und agiert. Gemeinsam mit Kölner*innen sollen hier aktuelle Themen und Fragestellungen der Stadtgesellschaft erörtert und diskutiert werden. Dazu werden kleine Ausstellungen mit externen Partner*innen präsentiert, die einen unmittelbaren Bezug zur Gegenwart haben.
„Eine Ausstellung in ein ehemaliges Kaufhaus einzufügen, war nicht nur eine interessante Herausforderung, sondern in diesem Fall auch eine Chance“, erklärt Sascha Pries. So macht das Gebäude mit seinen fünf verschachtelten und über eine zentrale Rundtreppe verbundenen Etagen das innovative, offene Ausstellungskonzept auf besondere Weise erlebbar: „Die Besucher*innen können beim Rundgang von der Treppe aus Einblick in alle Ausstellungsbereiche nehmen und nicht nur visuell ganz neue Bezüge herstellen“, ergänzt Stefan Lewejohann.
Zurzeit findet der Umzug der Museumsverwaltung und der Restaurierungswerkstätten in die neuen Räumlichkeiten statt. Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung ist für Herbst 2022 geplant. Aber schon jetzt verrät das bisher als Modehaus bekannte Gebäude weithin sichtbar seine zukünftige Funktion: „Ich bin ein Museum“.
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