Auf der Weper sichern Landesforsten und Uni Göttingen das letzte Vorkommen einer indigenen Pflanze

Forstleute und Naturschützer wollen auf der Weper eine seltene Pflanze erhalten. Der Bergsteppenfenchel (Seseli montanum) hat auf einem Kalkmagerrasen im Landkreis Northeim sein letztes natürliches Vorkommen in Deutschland. Das Naturschutzgebiet auf dem langgestreckten Höhenzug zwischen Hardegsen und Fredelsloh beheimatet noch den vom Aussterben bedrohten Bergsteppenfenchel. Bereits zum zweiten Mal erhielt die Pflanze jetzt zahlenmäßige Unterstützung. „Insgesamt haben wir dieses Jahr 560 Pflanzen des Bergsteppenfenchels angezogen und ausgebracht“, erläutert Dr. Lars Köhler und ergänzt: „Der Anwuchserfolg der Pflanzen aus dem letzten Jahr kann sich mit über 80 Prozent sehen lassen“, so der Leiter des Experimentellen Botanischen Garten Göttingen (EBG).

Das Pflanzenerhaltungsprojekt haben der EBG und die Niedersächsischen Landesforsten gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) entwickelt. Ziel der Artenschutzbemühungen ist es, den Bergsteppenfenchel zu erhalten und sein letztes natürliches Vorkommens in Deutschland auf der Weper zu stützen.

Die Jungpflanzen sind vom Botanischen Garten der Universität Göttingen angezogen und gemeinsam mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Forstamt Dassel an zwei Tagen auf ihre natürlichen Standorte ausgebracht worden. Die Setzlinge stammen aus vor Ort gesammeltem, autochthonem Saatgut. Vorab sind die Wuchsorte unter Beratung von Dr. Thomas Täuber vom Landesweiten Artenschutz des NLWKN sorgsam ausgewählt worden. Anschließend haben Dr. Lars Köhler und Regina Helbig vom EBG die Setzlinge gemeinsam mit den Forstleuten Ralf Sepan und Kai Conrad ausgebracht. Forstwirtschaftsmeister Uwe Reuter, sein Auszubildender Jakob Bruchmann und Forstreferendar Malte Dunkhorst vom Forstamt Dassel haben mit Hacken den steinigen Boden vorbereitet.

Die Weper ist ein Kleinod des Naturschutzes in Südniedersachsen. Als Kalktrockenrasen beherbergen vor allem die unbewaldeten Steilhänge einen unschätzbaren Artenreichtum an Pflanzen und Insekten. Die Pflege der östlich des Sollings gelegenen Offenlandflächen ist seit langem eine wichtige Naturschutzmaßnahme im Forstamt Dassel. Hier weiden jährlich Ziegen, um so das Zuwachsen der Fläche mit Sträuchern zu verhindern. Nur so können die wertvollen Pflanzenarten und Schmetterlinge erhalten bleiben. Die Beweidung gehörte über Jahrhunderte im Solling zur landwirtschaftlichen Praxis. Das Einstellen dieser Bewirtschaftung hatte zwischenzeitlich aber zum Aufwachsen von Gehölzen geführt, was die spezialisierten Offenlandpflanzen der Weper bedrohte.

Seit einigen Jahrzehnten arbeiten die Niedersächsischen Landesforsten diesem Artensterben erfolgreich entgegen und stimmen sich dabei eng mit der Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim ab. Neben der Beweidung wird die Weper jedes Jahr auch per Hand gepflegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten finden wieder Lebensraum. Und die Seltenste unter ihnen hat jetzt noch bessere Chancen: Der Bergsteppenfenchel.

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