„Wenn die Telemedizin die Konkurrenz zu niedergelassenen Ärzten wird, die die gesamte Infrastruktur für die Patientenversorgung vorhalten, dann ist sie nicht unterstützenswert. Dann wird sie zum Instrument von Begehrlichkeiten, die zusätzliche Versichertengelder kosten und bewährte Strukturen kaputtmachen. Und den nächtlichen Hausbesuch fährt dann wer?“, fragt Bayerns Ärztechef rhetorisch.
Telemedizinanbieter, die mit dem Angebot zusätzlicher Verdienstmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte ergänzend zum Praxisalltag werben würden, seien gerade in einer Zeit, in der manch eine Arztpraxis nicht mehr nachbesetzt werden könne, kontraproduktiv für das Gesundheitssystem. Exemplarisch verweist der Präsident auf den Vertrag einer bayerischen Krankenkasse. Diese verschaffe Versicherten mit Atemwegserkrankungen über einen Telemedizinanbieter Zugang zu Ärzten, welche Patientinnen und Patienten mit Rezept und Krankschreibung versorgten, obwohl vorher kein persönlicher Kontakt bestanden habe. Die Begründung der Krankenkasse sei, dass teilnehmende Versicherte künftig von zuhause aus die Videosprechstunde der Krankenkasse nutzen und damit während der Pandemie die Praxen entlasten könnten. „Stattdessen müsste es für Politik und Krankenkassen von größerer Bedeutung sein, den ambulanten Bereich durch Förderung der Niederlassung effektiv zu stützen, wenn es um die Nachhaltigkeit in der Patientenversorgung geht“, führt Quitterer weiter aus.
Abseits davon kritisiert Bayerns Ärztechef, dass der Freistaat Bayern für bestimmte Personengruppen Corona-Auffrischimpfungen ermöglicht habe, obwohl diesbezüglich noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorliege. „Ich halte es für hochproblematisch, wenn die Politik medizinische Entscheidungen trifft, ohne ärztliche Expertise adäquat zu berücksichtigen“, so Quitterer. Dagegen müsse sich die Ärzteschaft zur Wehr setzen. Überdies pocht der Präsident darauf, dass es auch unter der nächsten Bundesregierung keine Impfpflicht geben dürfe.
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