Es braucht echte wirtschaftliche Perspektiven für Schweinebetriebe

Der Markt für schweinehaltende Höfe ist massiv unter Druck. Seit eineinhalb Jahren sind die Schweinepreise für Erzeuger*innen nicht mehr kostendeckend und liegen derzeit bei ruinösen 1,30 Euro je kg/Schlachtgewicht – bei gestiegenen Futterkosten. Die gesellschaftlichen Anforderungen an eine tierwohlgerechte und klimaverträgliche Tierhaltung halten an. Die Borchert-Kommission bietet sehr konkret eine wirtschaftliche Perspektive für Tierhalter*innen. Die AbL fordert die Parteien auf, vor der Bundestagswahl Farbe zu bekennen zur Borchert-Kommission. Das Rewe-Bekenntnis löst die Problematik im Billigpreissystem offensichtlich nicht.

Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Neuland-Schweinehalter, sagt:

„Mit jedem Schwein machen die Bäuerinnen und Bauern 50 Euro Verlust. Das halten viele Betriebe nicht mehr lange durch und das Höfesterben droht noch mal angeheizt zu werden. Der Vorstoß von Aldi mehr Produkte mit deutlich mehr Tierwohl in den nächsten Jahren in den Regalen anbieten zu wollen, ist erst mal positiv zu bewerten. Aber wir Bäuerinnen und Bauern befürchten, dass der Lebensmitteleinzelhandel eine entsprechend höhere Honorierung für die dadurch entstehenden höheren Kosten auf den teilnehmenden Betrieben nicht im Blick hat. Dazu liegt aber ein konkretes Finanzierungskonzept der Borchert-Kommission vor, die – im Gegensatz zum LEH-Vorstoß – den Umbau der gesamten Tierhaltung in Deutschland vorsieht. Die Borchert-Kommission zeichnet sich durch eine breite landwirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Unterstützung aus. Wir fordern die Parteien vor der Bundestagswahl auf, konkret Farbe zur Borchert-Kommission zu bekennen, damit der Umbau-Prozess nicht ins Stocken gerät. Die tierhaltenden Betriebe brauchen jetzt dringend eine Perspektive.“

Schulz kommentiert das Vorgehen der Handelskette Rewe:

„Das Rewe-Bekenntnis ist allenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. Trotz bisheriger Mindestpreiszusagen der Handelskette sind die Schweinepreise auf einem extrem niedrigen Niveau. Die angekündigte Umstellung auf Schweinefrischfleisch aus deutscher Herkunft mag gut gemeint sein, lenkt aber von der Tatsache ab, dass wir es viel zu oft mit einem Überschussproblem zu tun haben. Überschüsse dienen der Exportstrategie mit Billigprodukten. Um dem Preisverfall grundlegend etwas entgegenzusetzen, müssen wir uns als Branche von dem Paradigma „immer mehr und immer billiger produzieren“ verabschieden. Das wird von der agrarindustriellen Vertretung gern verschwiegen.“

Hinweis:
Die AbL veranstaltet bundesweit die Aktionswoche „Jeder Hof zählt – Perspektiven schaffen für Mensch, Tier, Klima und Umwelt“ vom 3. Bis 10. September zur Bundestagswahl. Für Klima- und Umweltschutz braucht es viele Bauernhöfe.

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