Untersucht werden vier Dimensionen der Globalisierung: Der Handel mit Gütern und Dienstleistungen, der internationale Kapitalverkehr, die Migration und die Technologiediffusion. Gerade in ihrer Frühphase hat die Pandemie mit ihren scharfen Lockdowns die Herzkammer der Globalisierung befallen: die internationalen Wertschöpfungsketten. Während übergeordnete Institutionen wie WHO, WTO, UN und EU sowie die globalen Klimaabkommen Steuerungsdefizite aufweisen, schlägt die Stunde der (National-)Staaten, die somit wieder an Bedeutung gewinnen. Das Globalisierungsparadox, dass die Internationalisierung einerseits die Nationalstaaten benötigt, diese aber andererseits beschränkt, löst sich nunmehr in einem Dreiklang auf. Dieser besteht aus nationaler Selbstbestimmung, demokratischer Legitimation und fairer, inklusiver Globalisierung, sofern die Nationalstaaten sich kompromissorientiert in internationale Institutionen einbringen.
China wird seine Position nicht halten können
Daraus abgeleitet wagt Hüther die Prognose: „China wird zwar zur weltweit größten Volkswirtschaft aufsteigen, der kommenden Globalisierungsphase aufgrund demographischer Schwierigkeiten und mangels strategischer Partner aber kaum seinen exklusiven Stempel aufdrücken können.“ Sein Resümee lautet, dass wir die Chance haben, dass die Globalisierung in der Resilienz einer offenen, freiheitlichen Welt mit ihren Ordnungsschwächen und Orientierungsverlusten neu begründet werden kann. Die Führungsrolle wird dabei den Agglomerationsräumen zukommen, deren Widerbelebung nach der Pandemie auch die ökonomische globale Vernetzung revitalisieren dürfte.
Das Buch unter dem Titel „Erschöpft durch die Pandemie. Was bleibt von der Globalisierung?“, das IW-Direktor Michael Hüther gemeinsam mit den beiden IW-Ökonomen Matthias Diermeier und Henry Goecke verfasst hat, ist jüngst im Springer Verlag erschienen.
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