Hoher Blutdruck, Ödeme und Gliederschmerzen. So begann Ende März die lange Reise bis zur jetzigen Entlassung für Mutter Elisa Bertelli. „Ich hatte Schmerzen im Arm und konnte nicht mehr richtig arbeiten, da wusste ich, dass etwas nicht stimmte“, erzählt die 41-Jährige. Im Kreißsaal der Geburtshilfe des UKM (Universitätsklinikum Münster) war schnell klar, dass man sie so nicht mehr nach Hause entlassen konnte.
Bis zur Geburt der Tochter vergingen von da an noch knapp zwei Wochen. „Die Ärzte hier haben alles versucht, unserer kleinen Elena den Start ins Leben zu ermöglichen“, erklärt Vater Carmine Russo. Neben der medizinischen Versorgung war es vor allem auch die seelische Pflege und Begleitung, welche die Eltern nachhaltig beeindruckt hat. „Wie man sich hier in der Geburtshilfe und in der Kinderklinik um uns gekümmert hat, das halte ich nicht für selbstverständlich“, so Russo. Ursprünglich hatte das italienische Paar geplant, für die Geburt in die gemeinsame Heimat zu fahren. Derzeit leben sie der Arbeit wegen in Münster, Mutter Elisa ist Wissenschaftlerin an der Medizinischen Fakultät.
„Viele der Kinder, die wir hier auf der Station betreuen, kommen weit vor der 30. Schwangerschaftswoche auf die Welt“, berichtet Dr. Wiebke von Koppenfels, Oberärztin der Klinik für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin. Je nach Zeitpunkt der Geburt entspricht die Behandlungsdauer dann in etwa den noch fehlenden Schwangerschaftswochen bis zum errechneten Geburtstermin, 15 Wochen waren es für Familie Bertelli. Bei Elena lagen neben ihrem geringen Geburtsgewicht von nur 565 Gramm Probleme durch die Unterentwicklung der Lungen vor – neben den allgemeinen Herausforderungen bei noch sehr zarten Frühgeborenen. „Nach einer langen Zeit der Betreuung auf unserer Neonatologie hat Elena zu unserer Freude nun gute Voraussetzungen für ein gesundes Leben“, so von Koppenfels.
Ausschlaggebend für den verfrühten Start war in erster Linie der kritische Zustand von Mutter Elisa. „Am Tag vor der Geburt ging es mir sehr schlecht, ich habe kaum noch etwas von meiner Umgebung wahrgenommen, ich bekam schlecht Luft und konnte nicht gut sehen“, berichtet sie. Ursache war eine Präeklampsie, eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung, eine der gefährlichsten Krankheiten für werdende Mütter und deren ungeborene Kinder. „Wenn eine Präeklampsie diagnostiziert wird, versucht man in den frühen Schwangerschaftswochen das Kind so lange wie möglich im Bauch der Mutter zu lassen, da jeder einzelne Tag sehr wertvoll für die Entwicklung des Kindes ist“, erläutert Dr. Mareike Möllers, leitende Oberärztin in der UKM Geburtshilfe. „All dies geschieht unter strenger Beobachtung und es wird täglich abgewogen, ab wann es für die Mutter gesundheitlich zu riskant wird.“
Mittlerweile geht es Mutter Elisa wieder sehr gut. Insgesamt hat es etwa zwei Monate gedauert, bis sie sich vollständig von der Präeklampsie erholt hatte. Trotz dieser Umstände ist das Paar sehr dankbar, dass man es geschafft hat, die Geburt so lange hinauszuzögern. „Sonst hätte Elena nicht überlebt“, sagt Carmine Russo, der sich mit seiner Frau nun darauf freut, dass Elena bald die Familie in Italien kennenlernen kann.
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