Ein Drahtseilakt für Rabenmütter

Das Berliner Trio still hungry zeigt am Anfang der Herbstsaison 2021 des Chamäleon seine preisgekrönte Eigenproduktion Raven.

Wie lässt sich der Beruf einer Seilakrobatin mit dem Kinderwunsch verbinden? Wie schaffen es Artistinnen, am Jugendwahn des Showbusiness nicht zu verzweifeln? Kann Frau bestehen im täglichen Kampf um Selbsterfüllung? Mit diesen Fragen konfrontiert das Künstlerinnenkollektiv still hungry in seinem Stück Raven das Publikum und sich selbst. Die Antworten, die die Show bietet, sind ehrlich, detailgenau, humorvoll, selbstkritisch und von höchster artistischer Präzision.

Die drei Performerinnen von still hungry setzen sich in Raven mit dem Begriff „Rabenmutter“ auseinander. Dabei durchleben sie auf der Bühne verschiedene Lebenssituationen: Mal bemuttern sie ihren Nachwuchs wie Hennen, dann besinnen sie sich auf die Karriere und trainieren bis an ihre Grenzen. Sie plagen sich mit dem Älterwerden und verzweifeln beim Versuch, als berufstätige Mütter ihre Leidenschaft als Zirkuskünstlerinnen nicht zu vergessen. Dabei werden die akrobatischen Verrenkungen ihrer Körper und die Balanceakten am Vertikalseil zu Metaphern eines Frauenlebens zwischen Familie und Beruf. Still hungry hinterfragen die Klischees und zeigen mit den Mitteln des Neuen Zirkus die brisante Lebenswirklichkeit von Frauen im Zirkus.

Eine preisgekrönte Produktion

Vom 14. bis 19. September gastiert die Kompanie still hungry mit Raven im Chamäleon Theater. Die Show entstand 2018 als eine Chamäleon Produktion, wurde jedoch bislang kaum in Berlin gezeigt. Still hungry entwickelten Raven in Kooperation mit der renommierten britischen Performerin Bryony Kimmings, die für ihren provokativen und autobiografischen Stil weltweit geschätzt wird. Das Stück absolvierte nationale und internationale Gastspiele und wurde mehrmals ausgezeichnet (The Scotsman Fringe First Award, Three Weeks Edinburgh Award und Shortlisted des Total Theatre Awards).

Mit dem Gastspiel von Raven will das Chamäleon nicht nur zum ersten Mal die preisgekrönte Eigenproduktion zeigen, sondern auch eine Diskussion rund um das Thema „Frauenbilder im Zirkus“ anstoßen. „In Zeiten von öffentlichen Debatten um Themen wie Frauenquote, „MeToo“, Gleichberechtigung oder Rollenverteilung in Familie und Beruf, möchten wir mit dem Raven-Gastspiel und dem Podiumsdiskussion eine qualifizierte, relevante und offene Diskursmöglichkeit anbieten“, so die Intendantin des Chamäleon, Anke Politz.

Podiumsdiskussion

Die Podiumsdiskussion “Frauenbilder im Zirkus“ soll nicht nur Themen wie berufstätige Mutterschaft und Sexismus im Kulturbetrieb beleuchten, sondern grundsätzlich über die Rollen der Frau in der heutigen Gesellschaft diskutieren. Das Chamäleon und das Künstlerinnenkollektiv still hungry laden das Publikum dazu ein, gemeinsam über Fragen nachzudenken wie: Welches Frauenbild wird auf der Bühne vermittelt? Wie können Alternativen geschaffen werden, um ganzheitliche Arbeitsmodelle zu schaffen? Was ist die Aufgabe von Unterhaltungskunst?

Mit den Mitteln des Neuen Zirkus

Die Kunstsprache des Neuen Zirkus bietet einen niederschwelligen und eindringlichen Zugang zum aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs. Im Gegensatz zum traditionellen Zirkus, in dessen Mittelpunkt artistische Perfektion und Unterhaltung stehen, vermischt Neuer Zirkus verschiedene künstlerische Stilmittel und Kunstsprachen, sodass die Shows komplexere Themen behandeln und ein breiteres Publikum erreichen und inspirieren können. Die Persönlichkeiten der Performer*innen stehen dabei im Vordergrund, was die Auftritte besonders authentisch macht.

Die Künstlerinnen

Die Artistinnen Romy Seibt, Anke van Engelshoven und Lena Ries verbinden eine langjährige Freundschaft und viele gemeinsame berufliche Projekte. Nach Engagements in verschiedenen namhaften Kompanien wie Cirque du Soleil und New Circus Asia gründeten die drei Künstlerinnen still hungry. Das Projekt verbindet Neuen Zirkus mit gesellschaftlichen und feministischen Fragestellungen. Bei ihren Auftritten beeindruckt still hungry nicht nur mit meisterlicher Performance, sondern auch mit viel Humor und Selbstironie. Die Performerinnen schrecken nicht davor zurück, auch persönliche Befindlichkeiten auszuloten.

Titel: RAVEN
Co-Regie: Anke van Engelshoven, Lena Ries und Romy Seibt
Co-Autorinnen und Performerinnen: Anke van Engelshoven, Lena Ries und Romy Seibt
Co-Regie: Rachel Hameleers
Kompanie: still hungry
Kreative Unterstützung: Bryony Kimmings
Produzentin: Anke Politz, Chamäleon Productions
Gefördert durch: Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB)
Länge: 55 Minuten (ohne Pause)
Sprache: Deutsch
Altersempfehlung: 6+

Termine: 14. – 19. September 2021
Pressepremiere: 15. September 2021

Tickets: 25,00 Euro / Erm.: 20,00 Euro
Tickets online: chamaeleonberlin.com/de/

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