Im Vogelsberg ist die Herkulesstaude weit verbreitet. Die Gefahr: Die Samen werden schwimmend im Wasser von Bächen und Flüssen transportiert, so dass sie sich rasch an ihren Ufern ausbreiten können.
Der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) genannt, ist eine sehr imposante Pflanze. Bis zu drei Meter wird er hoch, mit großen, tief gezähnten Blättern (50 Zentimeter und mehr) und prächtigen, schirmförmigen weißen Dolden-Blüten. Der Stängel wird sechs bis acht Zentimeter dick, trägt grobe Haare und lila Flecken – ein gutes Erkennungszeichen zur Bestimmung der Pflanze. Die Dolden sind Treffpunkte für Bienen, Schwebfliegen und Bock-Käfer. Die Herkulesstaude ist schön anzusehen, aber gefährlich: Die Pflanze enthält fototoxische Substanzen. Das heißt: Wenn unsere Haut die Pflanze berührt, dann legen diese Furanocumarine unseren natürlichen Sonnenschutz lahm. Die Folgen sind – besonders bei Sonnenschein – üble Hautreaktionen wie bei einer Verbrennung. Besonders gefährdet sind Kinder.
Was kann und soll man tun?
Seit rund 40 Jahren breitet sich die Staude aus dem Kaukasus bei uns aus. Zuerst wurde sie als Zierstaude in Gärten oder als Bienenweide angepflanzt – mittlerweile wäre man sie gerne wieder los, denn eine große Pflanze produziert bis zu 10.000 Samen. Mancherorts sind kleine Täler komplett zugewachsen. In Schlitz zum Beispiel „wandern“ immer wieder Herkulesstauden über die Fulda ins Stadtgebiet ein. Und das, obwohl die Staude seit Jahren im Naturschutzgebiet Breitecke und dem angrenzenden Schlitzerland durch das Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises, der Stadt Schlitz, Anglern und Landwirten bekämpft wird. Aber es gibt auch Erfolgsmeldungen: Problemstellen an der Schwalm „In den Erlen“ in Alsfeld und bei Reibertenrod sind inzwischen verschwunden. Aber: Einzelne Pflanzen tauchen immer wieder mal auf. Diese gilt es rechtzeitig zu entfernen, bevor die Samen reif sind. Auch dafür sind alle Grundstückseigentümer, ob kommunal oder privat, verantwortlich.
„Nur durch die Zusammenarbeit aller lässt sich das Problem lösen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Gemeinden mit ihren Baubetriebshöfen, den Straßenmeistereien und den Wasserverbänden zu“, unterstreicht Karl-Heinz Schäfer von der Unteren Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises. Und an Spaziergänger, Angler, Jäger und andere Naturfreunde appelliert der Experte: „Bitte melden Sie Herkules-Vorkommen an Ihre Gemeinde und bitten Sie darum, dass etwas unternommen wird.“ Die Bekämpfung großer Bestände sei nur etwas für gut ausgerüstete Fachleute. Was aber Sinn macht: Einzelpflanzen zu bekämpfen. Wenn diese stehen bleiben, dann ist die Chance groß, dass dort in absehbarer Zeit eine große Population zu verzeichnen ist. Aber auch dabei gilt: zuallererst auf die eigene Sicherheit achten. Vorsichtig, mit Brille, Handschuhen und Schutzkleidung, die Blüten abschneiden, in einen Müllsack stecken und zuhause im Restmüll entsorgen. Gegebenenfalls kann der restliche hohle Stängel der abgeschnittenen Pflanze noch mit einer Portion Salz gefüllt werden – die so behandelten Pflanzenreste treiben nicht mehr aus. Oder man überlässt die gefährliche Arbeit gut ausgerüsteten Profis.
Erste Hilfe, wenn doch eine Berührung passiert ist: Die betroffene Fläche auf der Haut gründlich mit Wasser und Seife abwaschen – auch wenn man keine Beschwerden hat. Anschließend Sonnenschutzcreme auftragen. Für die nächsten zwei bis drei Tage sollte Sonneneinstrahlung so weit wie möglich gemieden werden.
Wissenswert: Auch unser einheimischer Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium) ist für die Insekten eine wertvolle Futterpflanze. Er wird nur bis 1,50 Meter hoch, am Stängel gibt es keine rot-violetten Flecken wie bei der Herkulesstaude und die Blattspitzen sind im Gegensatz zum Riesen-Bärenklau stumpf.
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