Mit dem 1. Platz (dotiert mit 800 Euro) wurde zum einen Meike Cruz Leon für ihre Masterarbeit „Eine qualitative Studie über den Einsatz von audiovisuellen Lernangeboten auf dem Tablet zum Erlernen von Gebärden bei Kindern mit kognitiven und kommunikativen Beeinträchtigungen und deren Eltern“ ausgezeichnet. Die Arbeit, die am Zentrum für Angewandte Spieleforschung der Donau-Universität Krems eingereicht wurde, unterstreicht nicht nur den noch immer vorhandenen erheblichen Forschungsbedarf zum Einsatz von audiovisuellen Angeboten auf dem Tablet zum Erlernen von Gebärden bei Kindern und Eltern. Sie präsentiert auch ein entwicklungsorientiertes und alltagsintegriertes Konzept, das mit der Erstellung von Gebärdenlernvideos auch praktisch umgesetzt wurde. Auf diese Weise leistet die Masterarbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung des medienunterstützten Erwerbs von Gebärdensprachkommunikation.
Ebenfalls mit dem mit 800 Euro dotierten 1. Platz ausgezeichnet wurde die Bachelorarbeit „Sex Education 2.0: An Explorative Study on How Queer Young Adults Use the Internet for Information on Sexual Health and Sexuality“ von Anna Seikel und Antonia Zerres. Die Arbeit, die am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Leipzig eingereicht wurde, fragt nach den Motiven, dem Suchverhalten und den Effekten der Internetrecherche zu Fragen queerer junger Erwachsener rund um Sexualität und sexuelle Gesundheit. Sie leistet durch eine explorative Befragung in der Zielgruppe einen wichtigen Beitrag dazu, die Forschungslücke zu solchen Online-Angeboten zu schließen und verknüpft versiert Ansätze der Kommunikations- und Medienwissenschaft, der empirischen Bildungsforschung und der Gender Studies. Die Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, Nachrichten- und Informationskompetenzen junger Menschen zu stärken, damit die im weitgehend unregulierten Raum des Internets gefundenen Informationen kritisch hinterfragt, überprüft und eingeordnet werden. Vor allem zeigt die Arbeit aber den grundsätzlichen Bedarf für bessere Aufklärungsmaterialen und einen offenen intersektionalen Dialog im Rahmen des Sexualkundeunterrichts auf.
Den ersten von zwei mit jeweils 450 Euro dotierten zweiten Plätzen verlieh die Jury an Julia Nickel für ihre Masterarbeit „‘Also natürlich wurde ich auch beleidigt‘“ – (Wert-)Verletzendes Handeln in digitalen Sozialräumen: Eine qualitative Untersuchung der Perspektive Jugendlicher“. Die an der Universität Leipzig eingereichte Arbeit beschreibt eindrücklich, wie Kinder und Jugendliche heutzutage digitale Räume für sich nutzen können und was sie gleichzeitig dabei auszuhalten und zu verarbeiten lernen müssen. 12- und 13-Jährige erzählen in qualitativen Interviews der Arbeit von erlebten oder beobachteten Ausgrenzungen, Beleidigungen oder Vertrauensbrüchen untereinander. Gleichzeitig verdeutlichen die Gespräche, dass die Jugendlichen durchaus auf Bewältigungsstrategien zurückgreifen und von ihren Erfahrungen profitieren, wenn sie über verletzende Verhaltensweisen reflektieren. Die ausführliche Dokumentation des Anschluss- und Bewältigungshandelns bietet eine hervorragende Grundlage, um Jugendliche auf dem Weg zu unbeschwerter Teilhabe im Umgang mit Interaktionsrisiken gezielt zu unterstützen.
Auch die Masterarbeit „Herausforderung Medienerziehung – Bedeutung digitaler Medien in der stationären Kinder- und Jugendhilfe“ von Jennifer Ackermann wurde mit dem 2. Platz und einem Preisgeld von 450 Euro ausgezeichnet. Ausgangspunkt für die im Studiengang Pädagogik und Management in der Sozialen Arbeit an der TH Köln verfasste Arbeit ist der Widerspruch zwischen der Tatsache, dass sich einerseits gerade für Adressatinnen und Adressaten stationärer Erziehungshilfe ein deutlicher Mehrbedarf im Bereich der Ausbildung von Medienkompetenzen ausmachen lässt, da für sie keine angemessene Medienerziehung in der Herkunftsfamilie vorausgesetzt werden darf, und andererseits Medienerziehung in entsprechenden Settings häufig ein vernachlässigtes Thema darstellt. Die Arbeit versucht Hinweise für die Auflösung dieses Widerspruchs zu liefern, indem sie rund 200 Fachkräfte aus Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe in Deutschland zum Thema befragt: Im Fokus stehen eigene Medienkompetenz, medienbezogene Einstellungen sowie Qualifikation und Fortbildungsengagement. Es zeigte sich, dass die Verhandlung medienpädagogischer Inhalte in Aus- und Fortbildung es den Fachkräften erleichtert, Medienthemen in die Praxis zu integrieren. Die Arbeit liefert somit wichtige Erkenntnisse für die Fachkräfteausbildung.
„Die für den medius 2021 eingereichten Arbeiten weisen eine große Breite an aktuellen Themen und Forschungsfeldern sowohl innerhalb der Medienpädagogik als auch interdisziplinär aus. Sie machen zudem erneut deutlich, dass eine Verzahnung von medienpädagogischer Forschung und Praxis für das Feld, aber auch darüber hinaus von großer Bedeutung ist. Die ausgezeichneten Arbeiten schaffen wichtige Einblicke in den Medienalltag und die Gefühlslage von Kindern und Jugendlichen und weisen auf Handlungsbedarfe hin“, betont Dr. Friederike von Gross, Geschäftsführerin der GMK, anlässlich der Preisverleihung in Berlin.
Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (GMK) wurde 1984 als bundesweiter Zusammenschluss von Fachleuten aus den Bereichen Bildung, Kultur und Medien gegründet. Die GMK ist ein gemeinnütziger Verein. Als größter medienpädagogischer Dach und Fachverband für Institutionen und Einzelpersonen ist die GMK Plattform für Diskussionen, Kooperationen und neue Initiativen. Die Geschäftsstelle koordiniert die bundesweiten GMK-Aktivitäten sowie die Außenvertretung der GMK. Als bundesweiter Fachverband der Bildung, Kultur und Medien setzt sich die GMK für die Förderung von Medienpädagogik und Medienkompetenz ein. Auch in der Schweiz und in Österreich ist die GMK aktiv. Sie bringt medienpädagogisch Interessierte und Engagierte aus Wissenschaft und Praxis zusammen und sorgt für Information, Austausch und Transfer.
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