MX5: Aus dem reinen Herzen eines sinnlichen Gasgebers

Als der MX-5 von Mazda 1989 auf den Markt kommt, ist das eine Revolution. Ein Auto, das kleiner ist, spartanischer, das wieder Autofahren als rudimentäres Erlebnis definiert. Der damalige auto-motor-und-sport-Redakteur Clauspeter Becker setzt im ersten Autotest dem MX-5 ein sprachliches Denkmal. auto motor und sport druckt den historischen Test 32 Jahre später anlässlich seines 75-jährigen Geburtstages noch einmal nach. Hier die Auszüge aus diesem ganz besonderen Autotest.

„Los Angeles liebt einen kleinen, offenen Wagen, der auf charmante Weise altmodisch ist und doch jünger als alle anderen. Wer drinsitzt im Mazda Miata, der ist den Streifschüssen der Zuneigung ausgeliefert. Er fährt durch einen von Fragen unterbrochenen Applaus. Der Nachbar in der Corvette fragt nach dem Namen, der zu dezent auf der Karosserie steht, um gleich entdeckt zu werden; er fragt nach dem Preis – Leistung und Topspeed wirken hier bedeutungslos. Und die 14.000 Dollar, die der bei uns MX-5 heißende Zweisitzer kosten soll, scheinen ganz locker zu sitzen.“ So beginnt Beckers Liebeserklärung an den bis heute gebauten MX-5.

Becker sollte Recht behalten mit seinem liebevollen Portrait. Es gilt bis heute. „Was hier ausgebrochen ist, das ist Liebe auf den ersten Blick, Liebe zu einem Auto, das nicht aus dem Computer kommt, nicht aus dem Windkanal und nicht aus den Analysen einer Marketingabteilung. Der Miata kommt aus dem reinen Herzen eines sinnlichen Gasgebers, von dem wir wissen, dass er Robert L. Hall heißt und eine heftige Affäre mit Lotus Elan dem Älteren hatte. Der heute real existierende Miata ist das angemessene Denkmal für den Amerikaner Hall, der die so unendlich vernünftigen Japaner auf die Spur des alten Briten brachte und das beinahe schon historische Thema Roadster in einer immer noch endgültigen Form definierte.“

Und auto motor und sport zollt 1989 Mazda größten Respekt. „Die japanische Interpretation dieses altenglischen Charakterstücks erhebt die landesübliche Begabung fürs Kopieren zu einer Kunstform.“ Der Mazda habe eine Form, die sich auch über Generationen hinweg nicht verbessern lasse. „Schlussendliches wie das Gesicht des Hais, dem man zu begegnen glaubt. Ob dessen strömungsgünstiges Profil zum Erbgut zählt, bleibt Nebensache. In Mazdas Schriften jedenfalls ist der cw-Wert überhaupt kein Thema.“

Auch der rudimentären Technik zollt der Autor damals größten Respekt. „Ein motorisiertes Verdeck wäre schon deshalb überflüssig, weil man das Öffnen und Schließen vom Sitz aus ganz locker im Griff hat, denn auch dieses Klappdach ist ein schönes, leichtgängiges Stück Perfektion.“

Redakteur: Sebastian Renz

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