Deutsche Bank: Grüne Rhetorik als Feigenblatt für fossile Finanzen

  • Bank gehört zu größten Geldgeberinnen für Kohle-, Öl und Gasexpansion
  • Neueste ESG-Ankündigungen: Fehlende Schritte gegen fossile Geschäfte
  • Bank wird Börsengang der deutschen Öl- und Gasfirma Wintershall begleiten

Einen Tag vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank kritisiert urgewald gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionär*innen die anhaltenden Geschäfte von Deutschlands größter Privatbank mit der Kohle-, Öl- und Gasindustrie, mit denen sie auch ihre jüngsten Nachhaltigkeitsbekenntnisse ad absurdum führt.[1]

In ihrer überarbeiteten Richtlinie zum Ausschluss fossiler Geschäfte von Juli 2020 [2]  gab die Bank bekannt, sie werde ihr Portfolio bis Ende 2020 analysieren und CO2-Reduktionsziele festlegen. Nun hat die Bank in ihrem nichtfinanziellen Jahresgeschäftsbericht für 2020 [3] sowie im Rahmen eines „Sustainability Deep Dive“ [4] vergangenen Donnerstag mitgeteilt, sie wolle den CO2-Fußabdruck ihres Portfolios erst Ende nächsten Jahres bekanntgeben.

In einer neuen Studie stellt die Internationale Energie-Agentur (IEA) mit Blick auf die notwendigen Schritte für Klimaneutralität im Jahr 2050 fest, dass keine neuen Öl- und Gasfelder mehr genehmigt werden dürfen, ebenfalls dürfe es keine neuen Kohleminen oder Minenerweiterungen geben. Investitionen in neue Öl- und Gasfelder bezeichnete IEA-Geschäftsführer Fatih Birol in diesem Zusammenhang als mögliche „Schrott-Investitionen“[5]. Dennoch arrangiert die Deutsche Bank den bevorstehenden Börsengang des Öl- und Gasunternehmens Wintershall Dea, das plant, seine Öl- und Gasproduktion allein in den nächsten zwei Jahren um 30 Prozent zu steigern.[6]

Seit dem Pariser Abkommen hat die Deutsche Bank auch anderen Öl- und Gaskunden wie Shell (3,9 Mrd. US-Dollar), ExxonMobil (1,3 Mrd. US-Dollar), BP (2,4 Mrd. US-Dollar) und Total (1,7 Mrd. US-Dollar) mit Krediten und Investmentbanking-Dienstleistungen unterstützt.[7]

Auch im Kohlesektor ist die Deutsche Bank nach wie vor stark aktiv, was eine urgewald-Untersuchung für den Zeitraum Oktober 2018 bis Oktober 2020 belegt.[8] Mit 1,12 Mrd. US-Dollar in Form von Krediten und Investmentbanking-Dienstleistungen ist sie eine der wichtigsten Geldgeberinnen des Bergbaugiganten Glencore. Adani, den Konzern hinter der hochumstrittenen Carmichael Kohlemine in Australien, hat sie mit 235 Mio. US-Dollar unterstützt. Top Frontier Investment Holdings, das Unternehmen, das derzeit den Kohlekraftwerkspark in den Philippinen massiv erweitern will, erhielt 217 Mio. US-Dollar, Deutschlands Kohle-Gigant RWE 209 Mio. US-Dollar.[9]

Regine Richter, Finanz-Campaignerin bei urgewald, sagt:
„Die Deutsche Bank stellt sich als Champion in Sachen Nachhaltigkeit dar. Doch von den dafür nötigen Maßnahmen ist sie noch meilenweit entfernt. Während die Klimakrise vor unseren Augen immer dramatischere Ausmaße annimmt, zögert sie wirksame Maßnahmen gegen fossile Finanzgeschäfte hinaus. Immer noch gibt die Bank den Profiten Vorrang vor dem Schutz des Klimas und der Menschen.“

 

[1] Vgl. https://urgewald.org/medien/deutsche-bank-nachhaltigkeitsdenken-90ern 
[2] Vgl. https://urgewald.org/medien/deutsche-bank-bewegt-paris-hinkt-konkurrenz-hinterher 
[3] Vgl. https://www.db.com/ir/en/download/Non-Financial_Report_2020.pdf 
[4] Vgl. https://www.db.com/what-we-do/responsibility/sustainability/sustainability-deep-dive 
[5] Vgl. https://news.sky.com/story/oil-and-gas-projects-are-junk-investments-and-could-throw-uk-climate-targets-off-course-12309593 
[6] Vgl. https://www.reuters.com/article/wintershall-ipo-delay-idUSL8N2B25LC 
[7] Vgl. https://urgewald.org/sites/default/files/media-files/FiveYearsLostReport.pdf; Details zu den Finanzgeschäften verschicken wir gerne auf Anfrage 
[8] Vgl. https://urgewald.org/medien/globale-recherche-belegt-banken-steigern-kohlefinanzierung-trotz-klimazusagen 
[9] Details zur Finanzrecherche schicken wir gerne auf Anfrage.

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