Die enorme Schwankungsbreite der Fallzahlen 2001-2020 gehen insbesondere auf das Nahrungsangebot und klimatische Faktoren zurück. In sogenannten Mastjahren profitieren Rötelmäuse (Myodes glareolus), die wesentlichen Überträger des Hantavirus, besonders vom regionalen Überangebot wie Eicheln und Bucheckern. Normalerweise masten Eichen alle 5-10 Jahre, Buchen alle 3-6 Jahre.
Da Trockenheit die Fruchtproduktion stark anregt, verringert der Klimawandel den Abstand zwischen den Mastjahren. 2020 gab es nach 2016 ein Eichel-Mastjahr im Südwesten, dem Gebiet mit den höchsten Fallzahlen in 2021. Besonders in Reutlingen schnellten die Infektionen nach oben, wie ein Blick auf die Übersichtskarte von Proplanta zeigt. Ursache für den Anstieg der Fallzahlen in 2021 könnte auch der Covid-19-Pandemie geschuldet sein, da sich Menschen häufiger im Freien (Wald und Garten) aufhalten und dadurch vermehrt infizieren.
Hantaviren werden i.d.R. indirekt auf den Menschen über die Atemwege durch Inhalation von aufgewirbeltem, virushaltigem Staub übertragen. Ferner kann aber auch eine Infektion durch Tröpfchen auf verunreinigten Lebensmitteln und durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminiertem Staub erfolgen. Eine direkte Übertragung ist darüber hinaus auch durch Bisse oder nach dem Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen (Speichel, Urin und Kot) möglich.
Hantaviren bleiben außerhalb des Wirtes sogar im getrockneten Zustand bis zu zwei Wochen infektiös. Eine Übertragung von Hantaviren von Mensch zu Mensch findet bei den in Europa und Asien vorkommenden Virusvarianten nicht statt. Die Infektionsgefahr ist zwischen April und September am größten.
Je nach Virustyp können Hantavirus-Infektionen beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen verursachen. Typische Krankheitsverläufe sind plötzlich einsetzendes Fieber, das über 3-4 Tage anhält und oft von unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Myalgien begleitet wird. Hämorrhagische Verläufe, mit akuten Nierenversagen, sind eher selten (< 1%). Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer lebenslangen, Virustyp-spezifischen Immunität.
Da weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen das Virus gerichtete Therapie zur Verfügung steht, zählt die Expositionsprophylaxe zur wichtigsten Maßnahme, um eine Hantavirus-Infektionen zu vermeiden.
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