Tatsächlich gaben über 47 Prozent der Umfrage-Teilnehmer an, den ökonomischen Druck bei der täglichen Arbeit zu spüren. Mehr als 60 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten nur „manchmal bis nie“ zufriedenstellend viel Zeit für ihre Patienten. „[Ich] bekomme Zettel in die Patientenakte gelegt, bei welcher Aufenthaltszeit die Klinik plus macht und wann minus“, lautet exemplarisch einer der unzähligen Kommentare in den Freitextantworten.
Neben Arbeitsbedingungen und Ökonomie war ein weiteres Kapitel der Umfrage dem wichtigen Thema Digitalisierung gewidmet. Ungefähr 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass ihre Arbeitsplätze zwar weitgehend digitalisiert wären, allerdings so ineffizient, dass Mehrfachdokumentationen an der Tagesordnung seien. Eine elektronische Patientenakte ist bei der Hälfte der Befragten nicht vollständig vorhanden. Infolgedessen übersteigt der Dokumentationszeitraum an einem regulären Arbeitstag überwiegend den Zeitraum mit Patientenkontakt. Sicherlich auch deshalb erklären über 80 Prozent, dass Ihnen Digitalisierung im Arbeitskontext wichtig oder sogar sehr wichtig sei. Trotzdem haben fast 99 Prozent der Befragten bisher keine digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGa) verschrieben. Ca. 60 Prozent davon kennen DiGa nicht, 18 Prozent wissen nicht, wie sie die digitalen Medizinprodukte verschreiben können. „Hier braucht es unbedingt mehr Aufklärung – nicht nur auf ärztlicher Seite, sondern auch auf der Patientenebene“, stellt Dr. Dr. Galina Fischer, ebenfalls Sprecherin des Assistenzärzteausschusses, fest.
Mehr Aufklärung scheint auch in Hinblick auf den öffentlichen Gesundheitsdienst notwendig zu sein. Über 70 Prozent gaben an, nur wenig bis gar kein Wissen über den ÖGD zu haben. Als potenziellen Arbeitgeber ziehen etwa 44 Prozent die Behörde in Erwägung, primär wegen der besser geregelten Arbeitszeiten und des reduzierten ökonomischen Drucks. Gegen eine Beschäftigung beim ÖGD sprechen für die andere Gruppe das mangelnde Ansehen, dass mit dieser Beschäftigung einhergeht, die Bürokratie und das im Vergleich deutlich geringere Gehalt.
Weitere Themen der umfassenden Umfrage unter den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung waren interprofessionelle Zusammenarbeit, ambulantes Arbeiten und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Gesundheitssystem im Allgemeinen und den Arbeitsalltag im Besonderen. Dabei fiel auf, dass zusätzlich zu den bereits genannten Problemen die Strukturen und Abläufe in den Klinken unbedingt verbessert werden müssen und es Vielen an Wertschätzung im direkten Umgang mit Vorgesetzten und anderen Berufsgruppen mangelt.
Weitere Details zu den Ergebnissen finden Sie unter: www.hartmannbund.de/assistenzarztumfrage_2021
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