Neben dem Gastgeber Rudi Speich, Vorstand Verkehr & Technik des ADAC Mittelrhein, nahmen im Studio Frank Puchtler, Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, sowie Rolf Frieling, Vorsitzender des Biker Union e.V. teil. Per Video zugeschaltet waren Ulrich Jürgens, Ortsbürgermeister der Gemeinde Isselbach im Gelbachtal, einer von Motorradverkehr stark genutzten Strecke, Rolf Deviscour, Hauptkommissar der Polizeiinspektion Prüm aus der Nähe des Nürburgrings, sowie Marco Schmunkamp, Vorstandsmitglied des Vereins Silent Rider e.V., der mit seinem Forderungskatalog gegen „Motorradlärm“ eine der Grundlagen für die Bundesratsentschließung gelegt hatte.
Zu Beginn der Diskussionsrunde stellte der ADAC seine neue Kampagne für eine rücksichtvolle und geräuscharme Fahrweise von motorisierten Zweirädern vor, die mit dem Aufstellen entsprechender Hinweisschilder Anfang März im Gelbachtal ihren Anfang genommen hat. Man war sich schnell einig darüber, daß nur ein kleiner Teil der Motoradfahrer durch ihre Fahrweise und durch illegale Manipulationen an ihren Fahrzeugen für die Probleme sorgt, daß diese „schwarzen Schafe“ aber an besonders reizvollen Motorradstrecken gehäuft auftreten. Trotzdem seien Streckensperrungen nur für motorisierte Zweiradfahrer kein geeignetes Mittel zur Lösung der vorhandenen Probleme. Abhilfe könnten gemeinsame Anstrengungen zur Sensibilisierung der Betroffenen schaffen. Besonders hartleibige Zeitgenossen müßten jedoch auch durch eine konsequente Anwendung des vorhandenen Sanktionsrahmens zur Vernunft gebracht werden.
„Mir war es wichtig, auch an diesem Tag deutlich zu machen, daß wir als Fahrerverband die Probleme ernst nehmen“, sagte Rolf „Hilton“ Frieling im Anschluß an die Veranstaltung.
„Schon lange vor der Bundesratsinitiative sind jedoch Forderungen erhoben worden, die uns nicht weiter bringen. So würden Änderungen an den Zulassungsvorschriften, selbst wenn sie umgesetzt werden könnten, kurz- und mittelfristig keine Entlastung für die Anwohner bringen. Denn die können aus vom Grundgesetz vorgegebenen Gründen nur für Neufahrzeuge gelten. Bei ca. 4,5 Millionen zugelassenen Bestandsfahrzeugen würde es mindestens 10 bis 15 Jahre dauern, bis man eine maßgebliche Veränderung vor Ort merken würde.“
„Helfen kann nur ein Mentalitätswandel unter den Motorradfahrer, die durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten erreicht werden kann“, so Frieling weiter. „Zudem ist eine konsequente Anwendung der rechtlichen Sanktionsmöglichkeiten notwendig. Dafür sind die Bundesländer zuständig, die im Rahmen von landesweiten Konzepten die personellen, finanziellen und technischen Ressourcen zur Verfügung stellen müssen. Daß dies bisher nicht im erforderlichen Umfang geschehen ist, hat Landrat Puchtler in seinen Diskussionsbeiträgen deutlich gemacht. Wir sind aber zuversichtlich, daß mit dem neu gegründeten „Runden Tisch Motorradlärm“ in Rheinland-Pfalz Schritte in die richtige Richtung gemacht wurden. Bleibt zu hoffen, daß auch andere Bundesländer endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und in der Zukunft auf starke, aber leere Sprüche verzichten.“
„Etwas überrascht hat mich, daß der Vertreter des Silent Rider e.V. offenbar erste Absetzungsbewegungen von ihrer unsinnigen Forderung nach einem Geräuschgrenzwert von 80 dB(A) für Motorräder in allen Fahrzuständen gemacht hat. Er sagte im Rahmen der Diskussion auch, „Wir wollten laut werden, damit es leiser wird“. Es gibt den schönen Satz „Wer schreit hat unrecht“. Wir halten Lautstärke für kein geeignetes Mittel zur Lösung von Konflikten. Für uns sind sachlich fundierte Argumente ausschlaggebend, die ich in der Silent Rider Kampagne bisher vermisse“, so Frieling.
Zum Ende der Motorradsaison im Herbst ist eine Fortsetzung des Gesprächs beim ADAC Mittelrhein geplant, um über die Erfahrungen aus der abgelaufenen Saison zu diskutieren.
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