Statement des Ost-Ausschuss-Vorsitzenden Oliver Hermes zur zeitweisen Blockade des Suez-Kanals und den Möglichkeiten des Nördlichen Seewegs durch die Arktis:
„Für fünfeinhalb Tage war der Suezkanal durch die Havarie der „Ever Given“ blockiert. Über 300 Schiffe stauten sich, bis die Durchfahrt in beiden Richtungen frei war. Güter im Wert von Dutzenden Milliarden Dollar kommen damit verspätet an ihren Bestimmungsort. Die Folgen für die Weltwirtschaft werden noch wochenlang zu spüren sein.
Die havariebedingte Blockierung des Suezkanals als Nadelöhr der Weltwirtschaft lenkt die Aufmerksamkeit auf ein gewaltiges Infrastrukturprojekt in der Arktis – die so genannte Nordostpassage. Russland nutzt das Schmelzen des arktischen Eises für die Entwicklung einer kürzeren Seeverbindung zwischen Europa und Asien.
Noch ist ein Transit von Containerschiffen durch die Arktis nur eingeschränkt möglich. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Transport von Flüssiggas von den Feldern in Nord-Sibirien. Das Frachtaufkommen auf der Route betrug 2019 rund 30 Millionen Tonnen, der Suezkanal brachte es im gleichen Zeitraum auf ein Volumen von 1,2 Milliarden Tonnen. Aber mit einem gigantischen Investitionsprogramm, zu dem der Bau von Hafenanlagen, robusteren Frachtschiffen und einer großen Eisbrecherflotte gehört, wird in Russland mit Hochdruck an einer intensiveren Nutzung des Nördlichen Seewegs gearbeitet. Auch in der Hamburger Pella-Sietas-Werft entsteht dazu seit Sommer 2020 ein neuer Eisbrecher.
Die Arktisroute für den Asientransit bietet sich somit langfristig als nützliche Erweiterung des Angebotes an Seeverbindungen und zur Entlastung traditioneller Routen an, gerade auch in Krisenzeiten. Der Ost-Ausschuss hat hierzu frühzeitig den Dialog mit russischen Partnern begonnen und ist Mitglied im „Gesellschaftlichen Rat für die Entwicklung des Nördlichen Seewegs“. Hier besteht ein großes Feld an gemeinsamen Interessen mit spannenden Optionen für zukünftige deutsch-russische Wirtschaftskooperationen.“
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