Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung und Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sowie Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), betonen in dem gemeinsamen Schreiben, dass die Verbände die Ziele der Bundesregierung hinsichtlich der elektromobilen Zukunft des Verkehrssektors unterstützen.
Allerdings gebe es – neben rechtlichen und steuerlichen Hemmnissen beim Betrieb von Ladeinfrastrukturen und -einrichtungen durch Wohnungsunternehmen – vor allem auch technische Herausforderungen, die bisher in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden seien.
VDA, BDEW und GdW nennen drei wesentliche Problemfelder, die die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen stellen:
Erstens weisen Bestandsgebäude eine elektrische Infrastruktur auf, die zwar sicher und normgerecht instandgehalten wird. Die meisten Anlagen sind allerdings für Anforderungen gebaut worden, die denen der 1980er-Jahren entsprachen. Bei zukünftigen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Laden von Elektro-Pkw, dem Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sowie der künftigen Wärmeversorgung mit Wärmepumpen werden laut VDA, BDEW und GdW die Anlagen „regelmäßig an ihre Grenzen kommen“.
Zweitens weisen die Verbände darauf hin, dass – anders als im Ein- und Zweifamilienhaus-Bereich – in einem Mehrfamilienhaus eine gleichzeitige Versorgung von verschiedenen Haushalten stattfindet. Bisher würden die Hausanschlüsse effizient genutzt, „es gibt aber wenig Reserven, wenn sehr viel Strom gleichzeitig benötigt wird“.
Wenn immer mehr Pkw-Stellflächen mit einer Ladeinfrastruktur ausgestattet werden, wie es dem beschlossenen Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) und dem Gebäude-Elektromobilitätsinfrastrukturgesetz (GEIG) sowie Mieterwünschen entspricht, kann dies schnell zu einem hohen Strombedarf führen. Dabei gehen die Verbände von einer typischen Ladeleistung von 11 Kilowatt (kW) eines E-Autos aus. Zum Vergleich: Ein Elektroherd (1 Herdplatte) benötigt zwischen 1 und 3 kW, je nachdem, welche Energieeffizienz das jeweilige Gerät hat.
Aus Sicht von VDA, BDEW und GdW ist für die zu erwartende hohe Konzentration von Lasten bzw. elektrischen Leistungen eine moderne Elektroinstallation notwendig, die Anschluss, Absicherung, Zählerkästen und Kommunikationsinfrastruktur umfasst.
Drittens sind erhebliche Investitionen in die elektrische Gebäudeinfrastruktur notwendig, um die Energiewende insgesamt umzusetzen und vor allem die Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern zu schaffen. Hinzu kommen hohe Investitionen in die Effizienzsteigerung der Gebäude, in die „Wärmewende“, den altersgerechten Umbau und in die Digitalisierung. Diese enormen Investitionen können weder von den Immobilieneigentümern noch von den Mietern vollständig geleistet werden.
Daher schlagen die Verbände vor, diese Zukunftsmaßnahmen, von denen allein in Deutschland Millionen von Immobilien betroffen sein werden, durch ein spezielles Förderprogramm für Ladeinfrastrukturen zu flankieren. Diese Förderung müsse deutlich über die Anschaffung einer Ladeeinrichtung hinausgehen. VDA, BDEW und GdW haben einen konzeptionellen Vorschlag für ein eigenständiges Förderprogramm erarbeitet und den Bundesministern vorgelegt. Die Verbände richten an die Politik die Bitte, diesen Vorschlag zu unterstützen, „damit die Verkehrswende auch im breiten Maße in den vermieteten Mehrfamilienhäusern stattfinden kann“. Auf dieser Grundlage sollten rasch Gespräche geführt werden.
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.
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