„Wissen nutzen“: GIZ stellt Evaluierungsbericht 2020 vor

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat ihr Evaluierungssystem reformiert und legt mit dem aktuellen Evaluierungsbericht erste Ergebnisse vor. Insgesamt bildet der Bericht 215 Projektevaluierungen und deren Bewertung ab und zeigt: Die Evaluierungsreform greift. Qualität und Vergleichbarkeit der Evaluierungen wurden erhöht.

Martin Jäger, Aufsichtsratsvorsitzender der GIZ und Staatssekretär im BMZ, betonte: „Evaluierung bekommt immer mehr Gewicht und Aufmerksamkeit in der internationalen Zusammenarbeit und das zu Recht: Sie ist Korrektiv und Wegweiser zugleich. Wir müssen unsere Ansätze immer wieder auf ihre Zukunftsfähigkeit und Wirksamkeit hin überprüfen. Mit ihrer Evaluierungsreform erfüllt die GIZ die hohen Ansprüche deutscher und internationaler Standards an Qualität und Transparenz.“

Mit der Reform setzte die GIZ strengere Maßstäbe bei den Evaluierungen und verbesserte neben der methodischen Qualität auch deren Unabhängigkeit: Die Evaluierungen werden zentral von der Stabsstelle Evaluierung gesteuert, die mit unabhängigen externen Expert*innen arbeitet. Außerdem werden die Projekte nun erst nach deren Abschluss evaluiert, um die Wirkungen noch besser ermitteln zu können. Im Durchschnitt werden die nach den neuen Standards evaluierten Projekte mit der Note 2,3 bewertet.

„Wir wollen unsere Arbeit so wirksam wie möglich gestalten. Evaluierungen bilden hierfür eine unverzichtbare Grundlage. Sie liefern Fakten, auf die sich dann weitere Entscheidungen in der Projektarbeit aufsetzen lassen“, sagte GIZ-Vorstandsmitglied Ingrid-Gabriela Hoven bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. „Als Bundesunternehmen in der internationalen Zusammenarbeit haben wir immer den Anspruch, Transparenz zu schaffen, unsere Instrumente weiterzuentwickeln und so unsere Leistungen dauerhaft zu verbessern. Denn wir wollen wissen, was wirkt und als Institution dazulernen.“

Governance-Projekte „insgesamt erfolgreich“

In einem Schwerpunkt setzt sich der aktuelle Evaluierungsbericht mit der Arbeit der GIZ im Bereich der guten Regierungsführung (Good Governance) auseinander. Ob Korruptionsbekämpfung, Stärkung der Zivilgesellschaft oder funktionierende kommunale Verwaltungen – das Governance-Portfolio ist vielschichtig und seit 2008 um mehr als 65 Prozent gewachsen. Fast jedes vierte Vorhaben der GIZ hat gute Regierungsführung zum Ziel. Die im Bericht betrachteten 65 evaluierten Governance-Vorhaben schnitten als „insgesamt erfolgreich“ ab. Dies gilt vor allem für Projekte, die darauf abzielten, kommunale Dienstleistungen etwa von Bürgerämtern und Rathäusern zu verbessern sowie Bürgerinnen und Bürger stärker an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Besonders erfolgversprechend sind Ansätze, bei denen Kommunen und Regierungen eng zusammenarbeiten, etwa bei der Dezentralisierungsreform in Ghana. Dort hat die GIZ in Zusammenarbeit mit der nationalen Steuerverwaltung und den Gemeinden ein Steuerregister aufgebaut, das Unternehmen und Immobilien erfasst. Eine Folge: Die kommunalen Steuereinnahmen steigen. 

Die Evaluierung zeigt zudem, dass die Governance-Beratung stark von politischen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Wo politische Entscheidungsträger willens sind, Reformen voranzutreiben, kann die Beratung wertvolle Unterstützung leisten. „In fragilen Ländern wie dem Irak, Mali oder Niger stellen sich besondere Herausforderungen“, erklärte Hoven. „Schon heute findet mehr als die Hälfte unserer Governance-Beratungen in fragilen Kontexten statt. Ein Trend, der sich künftig sicher weiter verstärken wird.“ Um den Herausforderungen zu begegnen, hat die GIZ mittlerweile standardmäßig eine sogenannte Kontextanalyse eingeführt. Schon im Vorfeld eines Projekts werden etwa die politischen Machtverhältnisse, die Rolle von Zivilgesellschaft und Militär, Menschenrechtsfragen und die mögliche Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern analysiert, um die Projektarbeit so effektiv wie möglich aufzustellen. Dass Governance-Beratung auch im volatilen Umfeld gelingen kann, zeigt das Beispiel Mali. Dort hat die GIZ trotz schwieriger politischer Rahmenbedingungen, Hunderte Gemeinden dabei beraten, ihre eigenen Finanzen zu verwalten, um der Bevölkerung Zugang zu Abfallversorgung, Strom- und Wasseranschlüssen zu verschaffen. 

Flucht und Migration: Wirkungen trotz erschwerter Bedingungen 

In einem weiteren Schwerpunkt untersuchte die GIZ ihre Arbeit im Bereich Flucht und Migration. Dabei ging es nicht um eine abschließende Bewertung der Projekte, sondern darum, aus den Erfahrungen laufender Vorhaben zu lernen. Die Arbeit, insbesondere in den Ländern rund um Syrien, fand unter teils schwierigen Bedingungen statt: Hunderttausende Menschen waren aus ihrer Heimat in angrenzende Länder und Gebiete geflohen, die in keiner Weise darauf vorbereitet waren. Der Handlungsdruck für die GIZ und andere Organisationen war entsprechend groß. 

Das Evaluierungsteam, das die Arbeit von insgesamt 95 Vorhaben betrachtete, bestärkte die GIZ in ihrem integrativen Ansatz, sowohl Geflüchtete als auch die aufnehmenden Gemeinden zu unterstützen, um sozialen Konflikten vorzubeugen. Darüber hinaus muss, so die Erkenntnis, die unmittelbar notwendige Unterstützung stets mit mittel- und langfristigen Maßnahmen verknüpft werden, um den Menschen Perspektiven bieten zu können. Ein Beispiel: „Cash-for Work“-Ansätze (direkt entlohnte Beschäftigungsmaßnahmen) ermöglichen Geflüchteten und Bewohnern aufnehmender Gemeinden kurzfristig verfügbares Einkommen. Mittel- und langfristig sind aber auch berufliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nötig, um Perspektiven aufzuzeigen. Für eine dauerhafte Verbesserung der Lebensbedingungen ist es zudem entscheidend, kommunale Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen einzubinden und deren Beschäftigte fit zu machen – seien es Lehrende an Schulen, Berufsschulen oder Betreuer*innen in Einrichtungen zur psycho-sozialen Unterstützung von Geflüchteten. 

Den Evaluierungsbericht 2020 finden Sie unter  www.giz.de/wissenwaswirkt zum Download.  

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