Eine Generation „Preis Frauen Europas“ – zwei Preisträgerinnen im Jubiläumsjahr

  • „Frauen Europas“ 2021 sind Lisi Maier (DBJR) und Prof. Dr. Ingeborg Tömmel (Universität Osnabrück)
  •  Festakt zur Preisverleihung würdigt 30 Jahre Preis Frauen Europas 
  •  Auszeichnung der EBD für ehrenamtliches Europa-Engagement von Frauen

Gleich zwei „Frauen Europas“ und ihr Engagement für das Zusammenwachsen des Kontinents zeichnet die Europäische Bewegung Deutschland e.V. (EBD) 2021 aus: die Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) e.V., Lisi Maier, und die Gründerin des deutschlandweit ersten Vollzeitstudiengangs „European Studies“, Prof. Dr. Ingeborg Tömmel. 

„Ich freue mich, dass die Jury in diesem Jahr erstmals zwei ‚Frauen Europas‘ auszeichnet“, kommentiert die Präsidentin des Preis Frauen Europas, Prof. Gudrun Schmidt-Kärner, die einstimmige Entscheidung. „Lisi Maier und Ingeborg Tömmel engagieren sich in unterschiedlichen Bereichen und Lebensphasen, aber sie verbindet der Einsatz für bessere Strukturen der europäischen Zusammenarbeit, gerade für junge Menschen.“  

Lisi Maier: Europa für die Jugend, die Jugend für Europa

Lisi Maier, 1984 in München geboren und in der oberbayerischen Gemeinde Irschenberg aufgewachsen, fand über die Kolpingjugend zur Jugendverbandsarbeit. Nachdem sie während Ausbildung und Studium auf verschiedenen Ebenen der Kolpingjugend und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ehrenamtlich aktiv war, wurde die Realschullehrerin 2012 hauptamtliche BDKJ-Bundesvorsitzende. Im selben Jahr übernahm sie das Ehrenamt an der Spitze des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR). Als Stimme junger Menschen im politischen Berlin ging ihr Blick immer über den nationalen Horizont hinaus: Ein jugendfreundliches, demokratisches und solidarisches Europa ist Maiers Vision. „Werkstätten der Demokratie“ nennt sie die Verbände unter dem Dach des DBJR, und der Aufbau solcher Werkstätten insbesondere in den europäischen Ländern deren Demokratie bedroht ist, liegt ihr ganz besonders am Herzen. So war sie am Aufbau eines nationalen Jugendrings in der Ukraine beteiligt, organisierte Fördermittel und politische Unterstützung und berät gemeinsam mit anderen europäischen Jugendringvertreterinnen bei der Schaffung tragfähiger Strukturen. Zudem initiierte Maier zahlreiche Begegnungsprojekte mit Jugendorganisationen insbesondere aus den Ländern des Westbalkans und Mittelosteuropa. Lisi Maier steht dafür, dass Räume für eine junge demokratische Zivilgesellschaft überall in Europa entstehen können oder erhalten bleiben. Auch deswegen organisiert sie zum Beispiel Unterstützung für den belarussischen Jugendring RADA. Sie organisiert Vernetzung, Austausch und Begegnung, damit steht sie auch stellvertretend für die Arbeit der jungen Menschen in Jugendverbänden und Jugendringen in ihrem Einsatz für ein geeintes Europa.

In ihren zahlreichen weiteren Ehrenämtern steht Europa im Zentrum: So engagiert sich Maier etwa in der Jury des Deutsch-Französischen Bürgerfonds und im Beirat des Deutsch-Polnischen Jugendwerks für bilateralen Austausch und Begegnung und kümmert sich im Rat für Nachhaltige Entwicklung vor allem um Menschenrechtsfragen innerhalb Europas. In ihrem Engagement ist Lisi Maier dabei wichtig, einen besonderen Blick auf die Unterstützung und Gleichstellung von Mädchen und Frauen und ihren Interessensvertretungen zu werfen. Die europäische Gleichstellungspolitik stärkt sie unter anderem als Stellvertretende Vorsitzende des Deutscher Frauenrats. „Und während all dem zeigt Lisi Maier, dass Herzlichkeit, Teamplay und Durchsetzungskraft keine Gegensätze sein müssen“, heißt es in ihrer Nominierung durch die EBD-Mitgliedsorganisationen DBJR und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Prof. Dr. Ingeborg Tömmel: Pionierin für wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der EU 

Die 1943 in Trier geborene Politikwissenschaftlerin Dr. Ingeborg Tömmel war von 1993 bis 2008 Professorin an der Universität Osnabrück. Selbst in mehr als einer Disziplin zu Hause, galt ihre wissenschaftliche Ambition schon sehr früh dem interdisziplinären Austausch zu europäischen Themen über die Politikwissenschaft hinaus. Mit der Gründung des bundesweit ersten Vollzeitstudiengangs der Europäischen Studien 1993 bewirkte sie, dass Themen und Mechanismen der Europäisierung fächerübergreifend zugänglich gemacht wurden. Erkenntnisse und Wissen waren und sind dabei für Tömmel nie Selbstzweck: „Statt Wissenschaft im Elfenbeinturm zu betreiben, war sie daher auch in den intensivsten Arbeitsjahren an der Universität Osnabrück immer aktiv, gesellschaftliche Debatten anzuregen und eine breite Öffentlichkeit zu erreichen“, heißt es in der Nominierung. Ausdruck dieses Engagements ist das zum Wintersemester 2007/08 von ihr ins Leben gerufene „Jean Monnet Centre of Excellence in European Studies“, das einen expliziten Ausstrahlungsauftrag auf Stadt und Umland einnahm. Als erste Direktorin des Zentrums schuf Ingeborg Tömmel Möglichkeiten der Informationsvermittlung und kritischen Auseinandersetzung zur Europäischen Union in der Öffentlichkeit. Insbesondere junge Menschen wollte sie damit für Europathemen sensibilisieren. Viele der damals angestoßenen Aktivitäten wie Gespräche mit Mandatstragenden an öffentlichen Orten der Stadt werden nach wie vor angeboten. 

Seit ihrer Emeritierung 2008 hat Ingeborg Tömmel ihre Lehrtätigkeit teils im universitären Bereich im In- und Ausland, teils auf der lokalen Ebene, insbesondere über die Volkshochschule Osnabrück fortgesetzt, wo sie regelmäßig Gesprächsreihen zu aktuellen europapolitischen Themen anbietet. Als Bürgerin hat sie Wissen, Netzwerk und Zeit in eine Vielzahl von lokalen Initiativen und Projekten eingebracht, die sich um die Nord-Süd Verständigung in der EU drehen und für mehr Solidarität in der EU eintreten. Im Mai 2016 war sie Mitbegründerin der Initiative „50 aus Idomeni“, die das Ziel hatte, mindestens 50 Geflüchtete aus griechischen Flüchtlingsunterkünften nach Osnabrück zu bringen; sie ist aktives Mitglied der „Seebrücke-Osnabrück“.

Als gesellschaftszugewandte, aktive Professorin und Frau in einem noch immer männerdominierten universitären Umfeld war und ist Ingeborg Tömmel ein Rollenmodell. Ein Beleg für Ihre Vorbildfunktion: Mehr als 70 Unterstützungsschreiben von Weggefährtinnen und Weggefährten aus Wissenschaft und Gesellschaft, darunter viele ihrer ehemaligen Studentinnen, lagen der Nominierung durch die EBD-Mitgliedsorganisation Arbeitskreis Europäische Integration e.V. bei – auch das ein Novum in der Geschichte des Preis Frauen Europas.

Über den Preis Frauen Europas

Mit dem „Preis Frauen Europas – Deutschland“ ehrt die EBD seit 1991 Frauen, die sich durch ihr mutiges, kreatives oder hartnäckiges ehrenamtliches Engagement in besonderer Weise für das Zusammenwachsen und die Festigung eines vereinten Europas einsetzen. Die symbolische Auszeichnung – die Preisträgerin erhält eine eigens für sie gefertigte Brosche und wird Teil eines aktiven Preisträgerinnen-Netzwerkes – soll bürgerschaftlich aktive Europäerinnen untereinander und mit den EBD-Mitgliedsorganisationen vernetzen und ehrenamtliche Strukturen in der Zivilgesellschaft stärken. Der Festakt zur Preisverleihung, den die EBD gemeinsam mit der Vertretung der Europäischen Kommission organisiert, findet im Juni statt. Die Brosche stiftet die Carl Friedrich Geiger Stiftung. 

Eine Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen gibt es hier: https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/preistraegerinnen/

 

 

 

Über Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Generalsekretariat

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte und der katholischen Verbände sowie von Institutionen des Laienapostolates und weiteren Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft. Entsprechend dem Dekret des II. Vatikanischen Konzils über das Apostolat der Laien (Nr. 26) ist das ZdK das von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannte Organ, das die Kräfte des Laienapostolats koordiniert und das die apostolische Tätigkeit der Kirche fördern soll. Die Mitglieder des Zentralkomitees fassen ihre Entschlüsse in eigener Verantwortung und sind dabei von Beschlüssen anderer Gremien unabhängig.

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