In Deutschland mussten 2.902.348 Tiere für die tierexperimentelle Forschung herhalten und damit 77.282 Tiere mehr als im Jahr zuvor. Nach der offiziellen Tierversuchsstatistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gehen im Jahr 2019 allein 498.471 Tiere auf das Konto von Baden-Württemberg, was 17,2 % der bundesweit in Tierversuchen eingesetzten Tiere ausmacht. Baden-Württemberg liegt damit auf Platz zwei in der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen, die Ärzte gegen Tierversuche seit Jahren führt.
Am häufigsten wurden in Baden-Württemberg Mäuse für Versuche herangezogen, 2019 waren es 364.261. Fische stehen an zweiter Stelle mit 72.663, gefolgt von Ratten mit 38.831 Tieren. Zudem mussten unter anderem über 10.000 Frösche, 593 Hunde, 11 Katzen und 126 Affen in den Laboren Baden-Württembergs leiden und in der Regel sterben. Von den 498.471 Tieren wurden 378.931 in Versuchen eingesetzt und 119.540 Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme direkt getötet. In seinen detaillierten Statistiken zu Versuchszwecken, Herkunft der Tiere und Genmanipulation rechnet das BMEL die Zahl der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tieren heraus und verschleiert so die tatsächliche Zahl der Tierversuchsopfer.
Der Verein verweist auch auf die hohe Dunkelziffer von Tieren, die gezüchtet und als sogenannte Überschusstiere getötet werden, weil sie nicht im Versuch verwendet werden. Über 50 % der Tiere, hauptsächlich Mäuse und Fische, waren gentechnisch verändert, was mit besonders hohem „Ausschuss“ an Tieren verbunden ist, da ein Großteil der Tiere nicht die vom Experimentator gewünschte Genveränderung trägt.
16.421 Tiere (4,3 %) wurden in Baden-Württemberg dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet, wobei standardmäßig der Experimentator selbst den Schweregrad angibt. Darunter fallen unter anderem Versuche, in denen Tieren Elektroschocks verabreicht werden oder sie bis zur Erschöpfung unter dem Deckmantel der Depressionsforschung schwimmen müssen. Über 46 % der Versuche in Baden-Württemberg fanden in der Grundlagenforschung statt, die per Definition zweckfrei ist.
„Es ist ein Armutszeugnis für Bund und Länder, nicht endlich einen Ausstiegsplan aus dem unwissenschaftlichen und unethischen System Tierversuch vorzulegen, wie andere Länder das bereits getan haben“, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. Nach Auskunft des Vereins gibt es eine große Bandbreite an tierversuchsfreien Verfahren wie Multi-Organ-Chips oder Computersimulationen, die im Gegensatz zu Tierversuchen aussagekräftige und für Patienten relevante Ergebnisse liefern.
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Negativrangliste zu Tierversuchen im Bundesländervergleich >>
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen.
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