„Hulkys“ und „Dodongs“ Ankunft in Manila sorgte dort für ein großes Medienecho –philippinische TV-Teams warteten auf die Krokodil-Exoten aus Köln. Beide Panzerechsen sind echte Rheinländer. Sie schlüpften im Juli 2015 im Aquarium des Kölner Zoos. Der Regionale Vorsitzende (Philippinen) für Ost- und Südostasien der IUCN Crocodile Specialist Group, Rainier I. Manalo, wählte mit Crocodylus porosus Philippines Inc (CPPI) „Hulky“ und „Dodong“ aus. Sie haben die passende Reisegröße für die Transportkisten und entstammen einer Naturbrut. Das bedeutet, dass ihre Eier nach dem Legen im Gehege belassen und die Schlüpflinge nach dem Schlupf von der Mutter ins Wasser getragen wurden. Dort konnten sie gemeinsam aufwachsen. Solch eine natürliche Sozialisierung ist Grundvoraussetzung für ein späteres Auswildern. Dabei konnte das Kölner Krokodilteam rund um Reviertierpflegerin Anna Rauhaus erstmals den Maultransport, das Nestbewachen und generell das Sozialverhalten dieser hochseltenen Panzerechsenart beobachten und erforschen. Dies ist eine weitere wissenschaftliche Pioniertat des Kölner Aquariums. Bereits zwei Jahre vor „Hulkys“ und „Dodongs“ Schlupf war dort auch die weltweite Erstnachzucht eines Philippinenkrokodils in Menschenhand überhaupt gelungen.
Rückführung hatte sich zunächst verzögert
Ursprünglich sollten „Hulky“ und „Dodong“ bereits Mitte März 2020 aus Köln abreisen. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und den Unterbrechungen im internationalen Logistikwesen musste die Rückführung jedoch verschoben werden. Nachdem das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn und die philippinischen Behörden nun Grünes Licht gegeben hatten, organisierte Bernd Marcordes, Transferkoordinator des Kölner Zoos, den Transport gemeinsam mit Sandra Wedel von der am Frankfurter Flughafen basierten, auf Exotentransporte spezialisierten Firma Gradlyn.
Läuft weiterhin alles so wie geplant, werden weitere Rückführungen von Krokodilnachwuchs aus dem Europäischen Zuchtprogramm auf die Philippinen folgen. Auswilderungsgebiet ist der Süden der Philippinen. „Hier gibt es ausreichend Lebensraum für das Auswildern von Philippinenkrokodilen. Dann wäre der jetzt stattgefundene Transfer von Köln aus sozusagen der Eisbrecher für weitere Transfers auch von anderen europäischen Zoos“, so Vicente P. Mercado und Rainier I. Manalo von Crocodylus porosus Philippines Inc (CPPI), einer philippinischen NGO, die sich für den Krokodilschutz auf den Philippinen einsetzt und mit der der Kölner Zoo kooperiert.
Weltnaturschutzunion unterstützt Zoo-Artenschutz-Strategie
„Das ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie von Zoos koordinierte Erhaltungszuchtprojekte aktiv zu in situ-Schutzmaßnahmen beitragen oder, wie in diesem Fall, überhaupt erst möglich machen“, sagt der Kölner Aquariumsleiter und europäische Erhaltungszuchtprogramm-Koordinator für das Philippinenkrokodil, Prof. Dr. Thomas Ziegler, der auch Regionaler Vorsitzender für Europa der IUCN Crocodile Specialist Group ist. Prof. Theo B. Pagel, Kölner Zoodirektor und Präsident des Weltzooverbands, fasst zusammen: „Das ist ein weiteres erfolgreiches Beispiel für den ,One Plan Approach’ von Zoos. Er wird von der Weltnaturschutzunion unterstützt und zielt darauf ab, für den Artenschutz verstärkt integrative Strategien zu entwickeln, die das Zusammenwirken von in situ und ex situ Maßnahmen und Expertengruppen fördern.“
Status „Höchst bedroht“: Nur noch rund 100 Exemplare leben in der Wildnis
Das Philippinenkrokodil (Crocodylus mindorensis) ist eine mittelgroße Krokodilart, die es nur auf den Philippinen gibt. Mit nur noch etwa 100 Tieren in freier Wildbahn zählt es zu den seltensten Krokodilen der Welt. Deswegen wird die Art in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Sie hat den höchsten Schutzstatus (Anhang I) auf dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Aufgrund dieser besorgniserregenden Lage in der Natur und um die Art nicht zu verlieren, hat die IUCN Crocodile Specialist Group (CSG) ex situ Maßnahmen empfohlen, d. h. den Aufbau von Erhaltungszuchten in Zoos. Internationale Erhaltungszuchtprogramme, geregelt durch Verträge mit der Philippinischen Regierung, wurden zunächst in den USA und Australien aufgebaut, später auch in Europa. Das Erhaltungszuchtprogramm (ESB) in Europa wurde im April 2012 von der Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA) ins Leben gerufen. Koordiniert wird das europäische Programm vom Kölner Zoo.
Ziel war der Aufbau einer Reservepopulation in Europa. Dazu wurden 2006 15 junge Philippinenkrokodile aus dem Palawan Wildlife Rescue & Conservation Center (PWRCC) nach Europa eingeflogen. Sie sind eine Leihgabe des Department of Environment and Natural Resources (DENR) der Philippinischen Regierung. Kurz darauf gelang im Kölner Zoo im Juli 2013 die Erstzucht des Philippinenkrokodils für Europa – ein Meilenstein. Es folgten weitere Nachzuchterfolge im tschechischen Krokodil-Zoo Protivin, im englischen ZSL London Zoo und im dänischen Krokodille Zoo. So wuchs die Anzahl an Philippinenkrokodilen in Europa stetig an, sodass es jetzt insgesamt 52 Tiere sind, verteilt auf mittlerweile doppelt so viele Institutionen wie zu Beginn des Erhaltungszuchtprogramms.
Info-Kasten: Reinerbigkeit ist Voraussetzung für Erhaltungszucht
Im Rahmen jüngster Feldforschungen konnte das Team von CPPI eine zuvor übersehene Philippinenkrokodil-Population im Süden des Landes entdecken. Um die wenigen verbleibenden natürlichen Populationen in ihrem Lebensraum zu stärken, machte sich CPPI auf die Suche nach auswilderbaren Philippinenkrokodilen. In Köln wurden sie fündig. Zwar werden auch in philippinischen Farmen Krokodile gehalten, doch ist über die Herkunft dieser Tiere wenig bekannt. So fehlen z.B. verlässliche Informationen über die Reinerbigkeit der Farm-Krokodile. Das bedeutet, dass es nicht ausgeschlossen werden kann, dass auf philippinischen Farmen gehaltene Panzerechsen sich mit anderen dort gehaltenen Krokodilen vermischt haben, wie das in einigen Fällen jüngst bekannt wurde. Reinerbige Tiere sind eine Grundvoraussetzung für Erhaltungszuchtprogramme zur Wiederauswilderung. Bei fragwürdiger Herkunft von Ursprungstieren führen wissenschaftlich geführte Zoos genetische Untersuchungen durch. Gemeinsam mit Genetikern des Omaha’s Henry Doorly Zoo (USA) und des Zoologischen Instituts der Technischen Universität Braunschweig wurden die Kölner und darüber hinaus auch alle anderen in Europa gehaltenen Philippinenkrokodile schon vor Jahren getestet und als reinerbig bestätigt.
Der Kölner Zoo feiert 2020 sein 160-jähriges Bestehen. Mit rund 10.000 Tieren aus mehr als 850 Arten ist er einer der vielfältigsten in ganz Europa. Seit 1860 ist der Kölner Zoo ein unverwechselbares Stück Köln. Er vereint Tradition mit Innovationskraft und verbindet Freizeit und Erholung mit Wissenschaft und Forschung. Der Kölner Zoo setzt auch international immer wieder Maßstäbe – z.B. beim Bau moderner Tierhäuser oder bei seinem umfangreichen Artenschutzengagement. Honoriert wird dies alles von jährlich mehr als 1 Million Besucher.
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