Die Beschaffung im Mittelstand muss digitaler werden und Trends aufgreifen. Das haben die Ergebnisse der aktuellen Studie „Einkaufsbarometer Mittelstand 2020“ gezeigt. Darin hat die Onventis GmbH in Zusammenarbeit mit der ESB Business School und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) den Status quo der Digitalisierung und den Einsatz neuer Technologien im Einkauf mittelständischer Unternehmen näher untersucht. Befragt wurden 285 Teilnehmer aus dem Einkauf – davon 56 Prozent Entscheidungsträger.
Die Corona-Krise hat die Weltwirtschaft fest im Griff. Im Kampf gegen die Folgen der Pandemie nimmt der Einkauf in Unternehmen eine Schlüsselrolle ein. Unterbrochene Lieferketten stellen Risikomanagement, Versorgungs- und Prozesssicherheit in den Mittelpunkt, offenbaren aber gleichzeitig die dort verankerten Schwächen und den Aufholbedarf beim Einsatz neuer Technologien und Services.
„Unsere Key-Findings zur Beschaffungssituation im deutschen Mittelstand zeigen, dass sich im Vergleich zu 2019 kaum etwas verändert hat. Doch gerade in der Pandemie sollte man sich nicht nur auf Ad-hoc-Trends wie die Versorgungssicherheit stützen. Besonders jetzt sind digitale Systeme in Kombination mit dem Vorantreiben neuer Technologien wettbewerbsentscheidend“, bilanziert Frank Schmidt, Geschäftsführer des All-in-One-Procurement-Plattformanbieters Onventis die Studie.
„Das Coronavirus ist ein Momentum für die Digitalisierung und der Weckruf für den Einkauf, den strukturellen Veränderungen und geschäftskritischen Auswirkungen mit Mut, technologischer Intelligenz und transformatorischem Führungsgeist zu begegnen“, folgert Prof. Dr. Rainer Kämpf von der ESB Business School.
„Die Digitalisierung ganzer Wertschöpfungs- und Lieferketten fordert den Einkauf heraus. Die Corona-Krise forciert diesen Transformationsprozess und zwingt die Unternehmen noch stärker zum Handeln“, betont BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch. Die Pandemie könne aber auch als große Chance gesehen werden, den Einsatz neuer digitaler Technologien und Services in den Firmen zu beschleunigen. Die von ihr ausgehende Katalysatorwirkung sei vor allem für den Mittelstand eine Gelegenheit, bestehende Defizite in der Digitalisierung schnell zu erkennen und seine betrieblichen Abläufe mithilfe modernster elektronischer Lösungen zu optimieren.
Keine Verbesserung bei der operativen Automatisierung
Die Katalogquote bemisst den Anteil an Bestellpositionen mit Bezug zu existierenden Materialstämmen oder Katalogartikeln. Diese Kennzahl zielt darauf ab, den effizienzsteigernden Automatisierungsgrad der operativen Beschaffungsprozesse einer Organisation ermitteln zu können. Sowohl bei mittelständischen Großunternehmen als auch bei KMU zeigen die Umfrage-Ergebnisse: Nur ca. 40 bis 50 Prozent der befragten Unternehmen beschaffen mehr als die Hälfte der Bestellpositionen über Materialstämme oder Kataloge. Entsprechend ist bei 50 bis 60 Prozent der Firmen der Katalogbezug als nicht zufriedenstellend einzuordnen. Im Vergleich zur Studie 2019 ergibt sich daraus eine tendenziell abfallende Automatisierungsquote im operativen Bereich.
Prozesskostenoptimierung treibt Beschaffungsorganisationen am meisten voran
Moderne und zukunftsfähige Einkaufsabteilungen sind angehalten, sich stets zu aktuellen Markttrends zu informieren und digitale Möglichkeiten zur Prozess- und Kostenoptimierung auszuschöpfen. Mit Blick auf die aktuell wichtigsten Treiber zeichnet sich ein deutliches Bild ab: Für ca. 25 Prozent aller befragten Unternehmen stellt die Prozesskostenoptimierung den wichtigsten Treiber der Digitalisierung im Einkauf dar. An zweiter und dritte Stelle folgen Kostensenkung und Automatisierung. Während KMU primär die Kostensenkung (20 Prozent) als Treiber sehen, werden größere Betriebe tendenziell von der Automatisierung (16 Prozent) angetrieben.
Sieben Megatrends für den Einkauf der Zukunft
Im Zuge der Corona-Krise hat sich eines klar herausgestellt: Wer sich als Unternehmen nicht weiterentwickelt und agil auf schwierige Situationen reagieren kann, verliert entscheidende Wettbewerbsvorteile. Dasselbe gilt auch für den Einkauf. Umso wichtiger wird es, gegenwärtige Procurement-Trends zu identifizieren, zu evaluieren und anschließend auch konsequent zu implementieren. Bei der Frage nach den eingesetzten Trendthemen setzt die Mehrheit (ca. 30 Prozent) der Teilnehmer auf Nachhaltigkeit und Lieferantennetzwerke. Technologische Trends wie beispielsweise RPA, KI oder IoT fallen im Vergleich deutlich ab. Das verwundert. Denn ihr Einsatz trägt zur gezielten Optimierung operativer Prozesse bei, was wiederum zu positiven Kosteneffekten führt.
KI-Readiness-Check: Deutscher Einkauf nicht bereit für Künstliche Intelligenz
Obwohl Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag im Einkauf grundlegend erleichtern könnte, wird KI in mittelständischen Einkaufsabteilungen als noch nicht einsatzfähig betrachtet. Etwas mehr als die Hälfte aller KMU und ca. 40 Prozent der mittelständischen Großunternehmen gaben an, dass ihre Organisation noch nicht bereit ist für KI. In Einkaufsorganisationen besteht folglich noch große Unklarheit darüber, inwiefern Data Science und KI-Tools aktuell genutzt und skaliert werden können.
Die Beschaffung muss digitaler werden und Trends aufgreifen
Die Ergebnisse des Einkaufsbarometers 2020 zeigen erneut, dass die Digitalisierung weit hinter den Erwartungen zurückbleibt – trotz neuer, durch die Pandemie in den Fokus gerückter Anforderungen für Digitalisierungsprojekte. Hinzu kommt, dass sich die mittelständischen Einkaufsabteilungen noch viel zu wenig mit zukunftsweisenden Trends auseinandersetzen. BME-Bundesvorstandsmitglied Gunnar Schmidt bestärkt Unternehmen darin, sich digitaler aufzustellen: „Der Einkauf sollte sich in Krisenzeiten nicht nur darauf fokussieren, akute Brände zu löschen, sondern gerade jetzt die Digitalisierung vorantreiben. Nur so kann die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig gestärkt werden.“
Die komplette Studie kann bei Onventis angefordert werden unter: https://www.onventis.de/einkaufsbarometer/
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