Auch ausländische Korrespondenten werden in ihrer Arbeit vor Ort stark eingeschränkt. Zuletzt wurde die Stadt im Zuge der Corona-Pandemie für Besucher komplett abgeriegelt. Journalistenschüler von Axel Springer haben deshalb einen Weg gesucht, aktuelle Stimmen aus dem Herzen der Stadt einzufangen und ein außergewöhnliches Projekt gestartet: die „Hong Kong Diaries“.
Den jungen Reportern ist es gelungen, das Vertrauen von acht Hongkongern zu gewinnen, die die User unter hohen persönlichen Risiken in ihre Lebenswirklichkeit mitnehmen. Sie liefern authentische Bilder der aktuellen Situation, die geprägt ist von Repressionen, Wut, Furcht und Polizeigewalt. Zwei Wochen lang zeichneten fünf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren ihren Alltag per Video, Voice Messages und Chat-Nachrichten auf. Das Ergebnis sind die „Hong Kong Diaries“ – acht multimediale Tagebücher ganz unterschiedlicher Charaktere, die eines verbindet: die Angst um ihre Freiheit. Die „Hong Kong Diaries“ vermitteln dem Zuschauer intime Einblicke und eine Ahnung der Gefühlslage, die dem zweisprachigen Projekt seinen Untertitel gibt: „What losing freedom feels like.“
Das User-Generated-Content-Konzept der „Hong Kong Diaries“ besteht aus der gleichnamigen Website, einem 20-minütigen Dokumentarfilm auf YouTube sowie weiteren eindringlichen Stimmen auf Instagram, Twitter, Telegram, Facebook und LinkedIn. So sagt etwa einer der Protagonisten, der Künstler Kacey, in einem seiner Beiträge: „Die westliche Welt sollte den Niedergang Hongkongs im Auge behalten, denn unsere Geschichte ist keine lokale, sondern eine globale.“
Von der ersten Kontaktaufnahme über zahlreiche Videointerviews bis zum Daten-Transfer – rund 5.000 Objekte mit insgesamt mehr als einem Terabyte Volumen – lief die gesamte Kommunikation verschlüsselt und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ab. Die Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich schnell als angebracht: Einer der Teilnehmer wurde mehrfach vor laufender Kamera durchsucht, ein anderer von Zivilpolizisten beschattet und später Opfer eines Hacker-Angriffs.
„Die ,Hong Kong Diaries‘ zeichnen sich nicht nur durch ihr eindrucksvolles Material aus – das Projekt soll auch zeigen, wie sich journalistische Formate trotz massiv eingeschränkter Recherchemöglichkeiten innovativ und spannend umsetzen lassen“, so Projektleiterin Kristin Schulze. Marc Thomas Spahl, Direktor Journalistenausbildung der neuen FreeTech – Academy of Journalism and Technology, sagt: „Freiheit ist seit jeher das Leitmotiv von Axel Springer. Mit hochaktuellen politischen Projekten wie den ,Hong Kong Diaries‘ wollen wir unsere jungen Reporter ermutigen, sich immer wieder auch journalistisch damit auseinanderzusetzen und dorthin zu schauen, wo Freiheit in Gefahr ist.“
Zusätzlich werden die „Hong Kong Diaries“ in den kommenden Wochen um die interaktive Karte „Map the Movement“ ergänzt. Das Feature soll es dem User ermöglichen, die zeitlichen und räumlichen Dimensionen des Protests besser einordnen zu können. Die Karte wird gerade von den Tech-Studenten der neuen Akademie realisiert, die bereits in gemeinsamen Brainstorming-Runden mit den Journalistenschülern zusammengearbeitet haben.
Über die Journalistenausbildung bei Axel Springer
Um Journalismus und Technologie noch stärker miteinander zu verbinden, hat Axel Springer im Oktober 2020 die „Axel Springer FreeTech – Academy of Journalism and Technology“ gegründet. Die bisherige Axel Springer Akademie wird in die neue Organisation integriert und um einen Ausbildungsstrang für Tech-Experten erweitert. Die Struktur der journalistischen Ausbildung bleibt: Jedes Jahr bietet der Verlag rund 40 jungen Talenten eine umfassende Redakteurs-Ausbildung in allen Bereichen – Video und TV, Schreiben, Audio, Social Media, Technologie. Das zweijährige Programm verbindet die Vorteile einer renommierten Journalistenschule mit der Praxis eines klassischen Volontariats: www.freetech.academy
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