Daniel Ziblatt wird Direktor am WZB

Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Daniel Ziblatt ist als neuer Direktor an das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) berufen worden. Ab Oktober baut er die neue Forschungsabteilung Transformationen der Demokratie auf. Die Demokratieforschung am WZB erhält damit nach dem Weggang von Wolfgang Merkel, der von 2004 bis zu seiner Emeritierung in diesem Frühjahr die Abteilung Demokratie und Demokratisierung geleitet hat, einen starken neuen Impuls. Daniel Ziblatt wird weiterhin als Professor an der Harvard University lehren.

Eine der Leitfragen für Daniel Ziblatts Forschung ist: „Wird die liberale Demokratie global überleben?“ Wenn selbst lang etablierte westliche Demokratien in existenzielle Krisen geraten können, müssen die Gründe analysiert werden. Der Politikwissenschaftler Ziblatt arbeitet mit einer historischen und einer vergleichenden Perspektive. Seine Forschungen am WZB richten sich auf wirtschaftliche Ungleichheit, auf rechtsradikale Mobilisierung und auf Prozesse von Demokratisierung und institutioneller Innovation.

„Wir haben mit Daniel Ziblatt einen international führenden Forscher auf dem Gebiet der Demokratieforschung gewonnen. Seine Forschungsinteressen betreffen viele wichtige interdisziplinäre Themen, die am WZB untersucht werden. Daniel Ziblatt und seine neue Abteilung führen damit die bisherige Demokratieforschung am WZB kongenial fort“, erklärt WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger.

Am WZB plant Daniel Ziblatt zunächst drei Forschungsprojekte. Das erste Projekt untersucht Fragen von Ungleichheit, Identität und der Mobilisierung von Ressentiments. Wie verändert wirtschaftliche Ungleichheit die Erzählung und Deutung von Identität? Wie führt dies zum Erstarken des Rechtspopulismus? Ein zweites Projekt erarbeitet eine politische Geografie der radikalen Rechten in Europa und Nordamerika. Warum gelingt es der radikalen Rechten an bestimmten Orten besonders gut, Anhänger*innen zu gewinnen? Welche Rolle spielen dabei sozioökonomische Herkunft, Geschlecht oder auch Sprache und Dialekte? Das dritte Projekt will aus der Analyse vergangener Prozesse der Demokratisierung (bis zum 19. Jahrhundert) Schlüsse für die Gegenwart ziehen.

Daniel Ziblatt, geboren 1972, ist Eaton Professor of the Science of Government an der Harvard University. 2018 veröffentlichte er gemeinsam mit seinem Harvard-Kollegen Steven Levitsky das in 22 Sprachen übersetzte Buch „How Democracies Die“. Er ist außerdem Autor von „Conservative Parties and the Birth of Democracy“ (Cambridge University Press, 2017), einem Bericht über die historische Demokratisierung Europas. Sein erstes Buch war eine Analyse der Staatsbildung im 19. Jahrhundert, "Structuring the State: The Formation of Italy and Germany and the Puzzle of Federalism" (Princeton, 2006).

2019/2020 war Daniel Ziblatt, der fließend Deutsch spricht, bereits als Karl W. Deutsch-Gastprofessor am WZB und Fellow der American Academy in Berlin.

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