Der Datensatz, der von BR, NDR und WDR ausgewertet wurde, ist im deutschsprachigen Raum aufgrund seines Umfangs bisher einmalig. Er geht auf die Initiative eines Informanten zurück, der die Journalistinnen und Journalisten auf mutmaßlich rechtswidrige Inhalte in Facebook-Gruppen hingewiesen hatte. Die Daten reichen bei einigen der 138 analysierten Gruppen zurück bis ins Jahr 2010 und gewähren den bisher tiefsten Einblick in eine rechte, mitunter rechtsextreme Schattenwelt im weltweit größten sozialen Netzwerk Facebook.
Die Jury des Otto-Brenner-Preises für kritischen Journalismus lobte das Projektteam für den "investigativen Spürsinn und innovative Recherchemethoden". Das Projekt zeige laut Jury "vorbildlich, wie Datenanalyse für politisch relevanten Journalismus genutzt werden kann".
Andrea Kister, Leiterin des Programmbereichs Politik und Wirtschaft beim Bayerischen Rundfunk, würdigte die Preisträgerinnen und Preisträger von BR, NDR und WDR: "Ich gratuliere dem Team und freue mich mit ihm über die Auszeichnung, die Anerkennung und Ansporn zugleich ist."
BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs sagte: "Wir als öffentlich-rechtlicher Rundfunk müssen vertrauensvoller Lotse im undurchschaubaren Dschungel von Facebook & Co. sein und über Strukturen aufklären, die den demokratischen Diskurs unterlaufen. Dazu bedarf es neuer Methoden und neuer Berufsbilder."
Stephan Wels, Leiter des NDR-Ressorts Investigation, sagte: "Die gemeinsame Recherche von BR, WDR und NDR hat gezeigt, wie die ARD gerade im investigativen Bereich erfolgreich Kräfte bündeln kann."
Die Reporterinnen und Reporter konnten in dem Datensatz mit einer einfachen Schlagwortsuche tausende mutmaßlich rechtswidrige Inhalte identifizieren, darunter Aufrufe zu Vergewaltigung, antisemitische Hasspropaganda und rassistische Beleidigungen. Mit Hilfe eines Bilderkennungsalgorithmus, der von Facebook selbst entwickelt wurde, fanden sie außerdem vielfach SS-Runen, Hakenkreuze und glorifizierende Darstellungen von Adolf Hitler. Zum Teil standen die Inhalte über Jahre im Netz.
Interne Dokumente der Bundesregierung ausgewertet
Die Reporterinnen und Reporter haben zudem interne Unterlagen der Bundesregierung ausgewertet, die Hinweise darauf liefern, dass Facebook in der Vergangenheit gezielt versucht hat, schärfere gesetzliche Regeln gegen Hasskommentare abzuwenden. Ein Sprecher von Facebook Deutschland verwies im Interview auf die geltenden Richtlinien für Nutzerinnen und Nutzer und auf die Bemühungen des Unternehmens, gegen Hassrede vorzugehen.
Die multimediale Publikation wurde auf diversen Ausspielwegen veröffentlicht, unter anderem im ARD-Politmagazin report München, dem NDR-Medienmagazin Zapp,
mehreren ARD-Radiowellen und in den sozialen Medien. Herzstück der Ausspielung war das interaktive Web-Projekt auf www.br.de/hassmaschine
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