Der 30. Deutsche Hautkrebskongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) vom 9. bis 12. September 2020 ging erfolgreich zu Ende. Tagungspräsident Prof. Dr. Erwin Schultz, Nürnberg, betonte den immens wichtigen wissenschaftlichen Austausch in der Dermato-Onkologie. Angesichts der bahnbrechenden Therapiefortschritte für Hauttumoren in den letzten Jahren – vor allem auch in fortgeschrittenen Stadien – und der immer noch weiter zunehmenden Hautkrebserkrankungen in den nächsten Jahrzehnten sieht sich die ADO vor der großen Herausforderung, die Patientenbehandlung mit interprofessionellen Teams weiter zu optimieren. Im Rahmen der feierlichen Eröffnung wurde der 16. Deutsche Hautkrebspreis 2020 der ADO von Prof. Dr. Roland Kaufmann, Frankfurt am Main, an PD Dr. Philipp Tschandl, Wien, und an PD Dr. Lisa Zimmer, Essen, für ihre herausragenden Leistungen in der Dermato-Onkologie überreicht.
Vielversprechende Entwicklungen in der Hautkrebstherapie
Mit einem überaus vielfältigen Kongressprogramm wurden an vier Kongresstagen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Studien mit einem dermato-onkologischen Update in Diagnostik und Therapie für Ärzte und das Behandlungsteam vorgestellt. Namhafte Redner präsentierten in 27 Sitzungen, 7 Workshops, 12 Industrie-Symposien und 12 ePoster-Sessions eine breite Palette aktueller dermato-onkologischer Themen. Neben der Vorstellung vielversprechender Entwicklungen zur Melanomtherapie und zur Behandlung des Basalzellkarzinoms, aktinischer Keratosen, des kutanen Lymphoms sowie anderer Hautkrebsarten ging es unter anderem auch um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) und Apps zur Prävention, Aufklärung und Therapiebegleitung sowie zur Teledermatologie.
Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Carola Berking, Erlangen, lag ein besonderer Tagungsschwerpunkt auf dem frühzeitigen Schutz vor UV-Strahlung. Diskutiert wurden weitgreifende Aufklärungsmaßnahmen und Möglichkeiten zur verbesserten Durchsetzung des Hautkrebs- Screenings. Weitere Schwerpunkte waren aktuelle klinische Studien zum malignen Melanom und anderen bösartigen Hauttumoren mit zielgerichteten Therapien und Checkpoint-Inhibitoren, zum hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen sowie die Diskussion der neuen S3-Leitlinie „Aktinische Keratosen und Plattenepithelkarzinom der Haut“.
Prognose von Melanompatienten in allen Stadien verbessert
In den letzten beiden Jahren wurden drei neue und sehr wirksame adjuvante Therapien für das maligne Melanom im Stadium III zugelassen. Seitdem sowohl die zielgerichtete Therapie bei B-RAF-mutierten Melanomen als auch die Immuntherapie erfolgreich bei Melanompatienten eingesetzt wurde, geht es nun um den gemeinsamen Einsatz dieser Behandlungsmöglichkeiten in der Kombinationstherapie. Mit Spannung wurde auf der hochkarätigen Fachtagung die Präsentation der auf dem ESMO-Kongress 2020 vorgestellten Studienergebnisse einer Phase-3-Studie zur Kombination zielgerichteter Therapie mit den Tyrosininkinaseinhibitoren Dabrafenib und Trametinib zusammen mit dem PD1-Antikörper Spartalizumab erwartet. Diese Tripletherapie zeigte bei einer Ansprechrate von fast 70 Prozent einen deutlichen Trend zu besserem Ansprechen und längerem progressionsfreiem Überleben. Der primäre Endpunkt der Studie wurde jedoch verfehlt.
Einsatz von Immuntherapie immer häufiger und früher
Frau Prof. Berking stellte den aktuellen Stand der in der Therapie des metastasierten Melanoms fest etablierten Immun-Checkpoint-Blockade mit PD1- und CTLA4-Antikörpern vor. Die 5-Jahres-Überlebensdaten aus klinischen Studien zeigten, dass fast die Hälfte der behandelten Patienten auch langfristig profitieren. Auch wenn die PD1- Inhibitoren schon beim ersten Auftreten von regionären Lymphknotenmetastasen unmittelbar nach der Operation über einen Zeitraum von 12 Monaten als adjuvante Therapie eingesetzt wurden, blieben rund zwei Drittel der Patienten auch nach 3 Jahren noch rezidivfrei.
Rasante Entwicklungen gab es auch bei der neoadjuvanten Therapie, bei der Patienten mit Lymphknotenmetastasen schon vor der Operation eine kombinierte Immuntherapie bekommen. Eine niederländische Studie zum neoadjuvanten Einsatz von Immun-Checkpoint- Blockern in der Kombination des PD-1-Antikörpers Nivolumab mit dem CTLA4-Antikörper Ipilimumab zeigte eine starke, nachhaltig wirkende Tumorregression nach nur zwei Zyklen. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass sich durch Therapiefortschritte die Prognose von Melanompatienten in allen Stadien verbessert hat.
Kongress-Highlights: Vorträge hochkarätiger internationaler Experten
Highlights beim 30. Deutschen Hautkrebskongress waren die mitreißenden Keynote-Lectures von internationalen Spitzenforschern.
Der Plenarvortrag „Antigen-specific immunotherapy: from the identification of tumor antigens to cancer vaccine” des renommierten Wissenschaftlers Prof. Pierre van der Bruggen, Brüssel/ Belgien fand besonders großes Interesse. Der international herausragende Forscher, der schon 1991 am Ludwig Institute for Cancer Research in Brüssel gemeinsam mit seinem Team das erste Tumorantigen MAGE-A1 entdeckte und identifizierte, gab einen wissenschaftlichen Abriss zur Entwicklung der Immuntherpie. Mit der „Cancer vaccine“ als spezifischem Krebsimpfstoff, mit der das Immunsystem in die Lage versetzt werden kann, Tumorzellen zu erkennen und gezielt zu beseitigen, begann die bahnbrechende Entwicklung zur Immuntherapie gegen Krebs bis hin zur Checkpoint-Hemmung, die inzwischen zur Behandlung fortgeschrittener Melanome eingesetzt wird.
Neue Erkenntnisse im Bereich der Gen-Analyse präsentierte Prof. Dr. Reinhard Dummer, UniversitätsSpital Zürich, in der Plenarsitzung „Melanomics for Melanomaniacs“. Vor dem Hintergrund der Entschlüsselung des gesamten Genoms bei Krebserkrankungen veranschaulichte er mit Darstellungen hochkomplexer Genexpressionsprofile die Heterogenität von Tumoren. Mit der Identifizierung von Genen, deren Mutationen in verschiedenen Tumorerkrankungen nachgewiesen werden konnten, zeigte sich die entscheidende Rolle von Zellmobilität und Proliferation. Basierend auf den vielen tumorspezifischen, genetisch einzigartigen Mutationen jedes Hautkrebses könnte nach Ansicht des Experten mit Hilfe der Genomik für jeden Patienten eine auf ihn zugeschnittene, individuell maßgeschneiderte Therapie entwickelt werden. In der spannenden Präsentation „Demystification of Amelanomic Melanoma“ verdeutlichte Nancy E. Thomas MD, PHD, North Carolina/ USA, mit Abbildungen sehr unterschiedlicher Hautkrebsbilder die Schwierigkeit, das sogenannte Amelanomische Melanom zu erkennen. Diesem besonderen Melanom fehlt die typische braunschwarze Farbe, das Pigment Melanin. 8 Prozent der Melanome sind amelanomisch und werden leicht übersehen, die rosa Flecken mit unregelmäßiger asymmetrischer Form sind schwer erkennbar. Studien der amerikanischen Forscherin zeigten, dass rothaarige, helläugige Menschen mit einer besonders sonnenempfindlichen hellen Haut, wenig Muttermalen und vielen Sommersprossen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für ein amelanomisches Melanom haben und besonders sorgfältig auf diesen Hautkrebstyp hin untersucht werden sollten.
Ausblick: 31. Deutscher Hautkrebskongress
Der 31. Deutsche Hautkrebskongress soll vom 8.-11. September 2021 im Congress Center Hamburg (CCH) stattfinden. Kongresspräsident ist Dr. Peter Mohr, Chefarzt der Klinik für Dermatologie der Elbekliniken Buxtehude. Weitere Infos unter www.ado-kongress.de.
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