Geht es um Narkosen, um Anästhesie, kommt man in Cottbus an Dr. Ingrid Hörning nicht vorbei. Sie war in den 1960er Jahren nicht nur die einzige Fachärztin der Anästhesie am Cottbuser Klinikum, sondern auch 33 Jahre lang Chefärztin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Carl-Thiem-Klinikum Cottbus. Als sie im Jahr 1966 ans Cottbuser Klinikum kam, wurden Narkosen noch mit Äthermasken verabreicht.
„Ich habe eigentlich die Entwicklung der Anästhesie hier in Cottbus von klein auf miterlebt.“
Die Medizintechnik steckte damals noch in den Kinderschuhen. Was die Anästhesie betraf“, berichtet Frau Dr. Hörning, “galt England als das Mutterland der Anästhesie. Viele Kollegen haben dort gelernt. In der Klinik war Improvisationstalent gefragt. Es kam vor, dass Patienten mit ungenügender Lungenleistung von Hand beatmet wurden. Die Sauerstoffflaschen hingen an der Wand, mussten viermal am Tag gewechselt werden, harte Arbeit für die Ärzte“. Und selbstverständlich für Ingrid Hörning. Die Anästhesie war ihr Leben. „Da muss man eben Tag und Nacht arbeiten“. Wenn es bei einem Patienten mal „Spitz auf Knopf“ stand, ist sie im Klinikum geblieben und hat sich alle zwei Stunden wecken lassen, um den Zustand des Patienten zu kontrollieren. „Als die ersten Patienten mit der Maschine beatmet wurden und überlebt haben, sind tatsächlich Delegationen in unserem Krankenhaus vorbeigekommen“, erinnert sie sich schmunzelnd.
Man kann wohl sagen, Dr. Ingrid Hörning ist im Bereich der Medizin eine Cottbuser Legende geworden. Spätestens, seit sie ihr Beatmungsgerät selbst zusammengebaut hat. Zu DDR-Zeiten musste man „Westgeräte“ zwei Jahre vorher bestellen. Als der „Engström- Respirator“, ein schwedisches Gerät, dann geliefert wurde, gab es im Cottbuser Klinikum keinen medizinischen Techniker. „Und dann habe ich mich eingeschlossen“, erinnert sich Dr. Ingrid Hörning. „Ich hatte es ja schon mal benutzt und wusste wie es ungefähr aussehen musste. Das war ein Vorteil. Alle Schläuche, alle Ventile habe ich allein zusammengesetzt, da war ich ganz stolz. Weil man ja immer sagt, Frauen verstehen nicht so viel von Technik.“
Und das Gerät gibt es immer noch im CTK. "Das wird gehütet und immer zum Tag der offenen Tür können wir den Besuchern so einen kleinen Einblick in die Geschichte der Anästhesie geben", so Dr. Jens Soukup, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin.
Noch bis vor kurzem war die rüstige Seniorin regelmäßig zu Besuch im Cottbuser Carl- Thiem-Klinikum. Neue Geräte auf "ihrer" alten Station anschauen, oder zu Veranstaltungen der medizinischen Gesellschaft.
Sie verfolgt nach wie vor alles, was mit dem CTK zusammenhängt. Insbesondere den Cottbuser Weg zur Universitätsmedizin. Und sie genießt ihren Ruhestand. Nur beim abendlichen Fernsehprogramm, da regt sie sich manchmal auf.
"Es gibt doch kaum noch einen Krimi im Fernsehen ohne eine Intensivstation, wo irgendetwas Falsches passiert."
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