Reisen stellt kein signifikant größeres Infektionsrisiko dar, als die gewöhnliche Alltagsmobilität, wenn sich die Reisenden an die geltenden Sicherheits- und Hygienevorschriften halten. Tourismus pauschal zu stigmatisieren und massiv zu beschneiden, verbietet sich vor diesem Hintergrund. Wir fordern deshalb dringend die doppelte Rolle rückwärts in der Politik in Sachen Beherbergungsverbote und Zwangsquarantäne: Die in der vergangenen Woche verschärften Beherbergungsverbote für Reisende aus innerdeutschen Risikogebieten müssen aufgehoben werden. Der Nutzen ist selbst unter Gesundheitsexperten immens umstritten und in ihrer jetzigen Ausgestaltung greifen sie massiv in die Reisefreiheit der Menschen ein, stiften enorme Verunsicherung und belasten sowohl unsere Branche wie auch die Testkapazitäten, die für andere Zwecke deutlich sinnvoller eingesetzt wären.
Die von der Bundesregierung angekündigte Pflichtquarantäne für Reiserückkehrer aus ausländischen Risikogebieten wäre für die Tourismusbranche ebenfalls eine Katastrophe. Es ist schwer verständlich, zuerst Testzentren insbesondere an den Flughäfen mit viel Aufwand aufzubauen, nur um Reisende nun doch in Quarantäne zu stecken. Eine solche Quarantänepflicht bei einer gleichzeitig hohen Dynamik in der Ausweisung von Risikogebieten würde die Auslandsreisen weitgehend zum Erliegen bringen. Denn kein Kunde kann sicher sein, dass sein Reiseziel nicht kurzfristig zum Risikogebiet mutiert und er nach seiner Rückkehr in eine fünf- bis zehntägige Heimquarantäne muss. Die Abkehr von der erfolgreichen Teststrategie der vergangenen Monate hin zu einem der strengsten Quarantäne-Regime in Europa wäre willkürlich und unverhältnismäßig. Statt Reisende am Urlaub zu hindern und Unternehmen ihrer Geschäftsgrundlage zu entziehen, müssen an dieser Stelle Testkapazitäten sichergestellt werden.“
Sollte die Pflichtquarantäne wie angekündigt kommen, würde die deutsche Bundesregierung eine der restriktivsten Regelungen für Reiserückkehrer in Europa schaffen. In den meisten Ländern Europas können Reiserückkehrer mit einem negativen Covid-19-Test eine Quarantäne umgehen. Auch die EU-Kommission hat jüngst vorgeschlagen, Teststrategien einer Quarantänepflicht vorzuziehen.
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft vertritt als Dachverband der deutschen Tourismuswirtschaft die gemeinsamen und übergreifenden Interessen dieser vielfältigen und starken Branche. Die Tourismuswirtschaft steht für rund 4 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland und beschäftigt 2,9 Millionen Menschen. Tourismus sorgt beispielsweise für rund 1,7 Millionen Arbeitsplätze in Hotellerie und Gastronomie, rund 350.000 im Sport-, Freizeit- und Kultursektor, mehr als 130.000 im Straßen- und Nahverkehrsbereich sowie rund 100.000 in Reisebüros und bei Reiseveranstaltern (Quelle: BMWi-Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“).
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