Wohnbauprojekt in Bordeaux ausgezeichnet
Die Auszeichnung des Mies van der Rohe Awards geht an ein wegweisendes Wohnbauprojekt: der geschickte Umbau von drei Wohnblöcken aus den 1960er Jahren in Bordeaux durch das Architekturbüro Lacaton & Vassal gemeinsam mit Frédéric Druot und Christophe Hutin. Die 530 Sozialwohnungen wurden erweitert durch vorgefertigte Wintergärten, die einerseits als thermischer Puffer funktionieren und andererseits mehr Wohnraum und gemeinschaftlichen Kommunikationsraum für die Mieter schaffen. Das Umbaukonzept der Architekten erwies sich als weitaus wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer als ein zunächst geplanter Neubau.
Berliner Projekt im Finale
Im Finale waren außerdem der Lobe Block in Berlin von Brandlhuber + Emde, Burlon und Muck Petzet Architekten, bei dem durch die außen liegenden Treppen und Terrassen öffentlicher und privater Raum miteinanderverschmelzen, ein radikales Experiment. Die Neugestaltung des Skanderbeg-Platzes in Tirana, Albanien, von 51N4E gemeinsam mit Anri Sala, Plant en Houtgoed und iRI zeigt, wie die Monumentalität dieser kommunistischen Anlage gebrochen werden kann, um individuelle Aufenthaltsqualitäten zu schaffen. Den desolaten Pavillon einer psychiatrischen Klinik im belgischen Melle verwandelten architecten de vylder vinck taillieu in einen vertikalen Freiraum. Das Plasencia Auditorium und Kongresszentrum in Spanien von selgascano ist ein „optimistisches Gebilde“ in einer strukturschwachen Region. Den Nachwuchspreis erhielt das junge französische Büro BAST für seinen minimalistischen Anbau einer Mensa an die Dorfschule in Montbrun-Bocage in der Nähe von Toulouse.
Die Beiträge der fünf Finalisten werden in der Ausstellung ausführlicher vorgestellt, unter anderem anhand von Modellen und Videos. Ferner zeigt die Ausstellung noch 35 weitere Bauten, die aus den knapp 400 nominierten Projekten von der hochkarätigen Jury unter dem Vorsitz von Dorte Mantrup ausgewählt wurden. In Zentrum der Jurydiskussionen standen die gesellschaftlichen Aufgaben der Architektur: Was kann gute Architektur zu den großen Fragen unserer Zeit beitragen, zum Umgang mit Ressourcen, zur Wohnungsfrage, zur Bodenfrage, zu Orten sozialer Begegnung? Nachhaltigkeit wird nicht mehr ausschließlich mit energetischen Standards und ressourcenschonenden Materialien in Verbindung gebracht, sondern mit einer kreativen Herangehensweise an bereits Vorhandenes. Der beste Beweis dafür ist, dass von den 40 Projekten auf der Shortlist fast 20 Umbauten oder Erweiterungen sind.
Der Mies van der Rohe Award
Zweck und Anliegen des Mies van der Rohe Awards ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste in der Architektur innerhalb der Europäischen Union. Der mit insgesamt 80.000 Euro dotierte Preis (Hauptpreis: 60.000 Euro, Nachwuchspreis: 20.000 Euro) wird für Projekte verliehen, deren innovativer und hervorstechender Charakter als Orientierung für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der Nachwuchspreis versteht sich dabei auch als Förderung des Berufsstandes und als Ermutigung für Architekt*innen am Beginn ihrer Karriere. Mehr als 70 Expert*innen nominierten knapp 400 Projekte, von denen die Jury 40 Bauten für die Shortlist auswählte, die auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Mies van der Rohe Award 2019 – die Ausstellung in Köln
Eine Ausstellung der Fundació Mies van der Rohe – Barcelona mit Baukultur Nordrhein-Westfalen, in Kooperation mit dem DAM Deutschen Architekturmuseum und dem Landschaftsverband Rheinland sowie der Unterstützung von Creative Europe. Die Präsentation in Köln wird erweitert um eine zusätzlichen Ausstellungsteil zur Architektur des Landeshauses. Das Gebäude aus den 1950er Jahren ist ganz im Sinne des architektonischen Konzeptes von Mies van der Rohe von den damals noch jungen Architekten Eckhard Schulze-Fielitz, Ernst von Rudloff und Ulrich Schmidt von Altenstadt entworfen worden.
Laufzeit: 22. Oktober – 20. November 2020
Ausstellungsort: Landeshaus, Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa: 12 – 18 Uhr; Do: 12 – 20 Uhr; Eintritt frei
Kurator*innen der Hauptausstellung: Ivan Blasi, Anna Sala Giralt
Kuratoren der Ausstellung zum Landeshaus: Daniel Lohmann, Norbert Hanenberg
Ausstellungsgestaltung: Jordi García
Grafikdesign: Valentina Pulian and Spread
Video Produktion: Nihao Films
Gestaltung Ausstellungblatt: Lars Staack, derserve.de
Diskussionsveranstaltungen: Mi., 28.10.2020, 19 Uhr: „Masse und Klasse: Funktion und Gestaltung. Investitionen in die Zukunft“. Mi., 11.11.2020, 19 Uhr: „Masse und Klasse: Bedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau am Beispiel der Region Köln-Bonn“.
Führungen: Informationen auf www.baukultur.nrw
Katalog: Ein Katalog zur Ausstellung präsentiert die Projekte der Shortlist und ist im Rahmen der Ausstellung im Landeshaus des LVR erhältlich.
Kuratorium: Ajuntament de Barcelona, Ministerio de Fomento, Generalitat de Catalunya. Departament de Territori i Sostenibilitat, Col·legi d’Arquitectes de Catalunya, Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona, Fira de Barcelona, The Museum of Modern Art New York, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin
Unterstützt von: Knoll, USM, Viabizzuno, ALMA Barcelona, arch daily, world architects.com
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