„Seit dem Konflikt um Stuttgart 21 vor 10 Jahren gibt es bei neuen Infrastrukturprojekten ein umfangreiches Beteiligungsverfahren“, stellt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb fest und fordert: „Solch ein Verfahren ist auch für die zusätzlich geplante Infrastruktur rund um Stuttgart notwendig“.
„Der Gäubahntunnel ist nicht alternativlos“, betont Andreas Kegreiß vom Fahrgastverband PRO BAHN. Aus Sicht der beiden Verbände bestehe keine Notwendigkeit, die Gäubahn zu unterbrechen. Die Gäubahn könne weiterhin dauerhaft zum Stuttgarter Kopfbahnhof fahren, mindestens aber solange keine alternative Anbindung zum neuen Tiefbahnhof bestehe. Die geplante Unterbrechung der Gäubahn sei eine rein städtebauliche Entscheidung der Stadt Stuttgart zulasten der Fahrgäste im Schienenverkehr und stehe im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen.
Deshalb stellen PRO BAHN und VCD nachstehend eine Alternative zum Gäubahntunnel vor. Dies ist nicht als Vorschlag von PRO BAHN und VCD, sondern als Diskussionsbeitrag zu sehen, denn aus Sicht von PRO BAHN und VCD gibt es schon eine Gäubahnanbindung an den Hauptbahnhof, die beibehalten werden kann. „In der Stadt Stuttgart ist der Erhalt der Gäubahn bis zum Kopfbahnhof derzeit nicht mehrheitsfähig, deshalb stellen wir folgende Alternative zur Diskussion“, erklärt Matthias Lieb.
Bei der Erweiterung der Eisenbahninfrastruktur müsse generell mehr auf Nachhaltigkeit geachtet werden, fordern die Verbände. „Wenn es darum geht, die Gäubahn an den neuen Tiefbahnhof und an den Flughafen bzw. die Landesmesse anzuschließen, muss man nicht 12 Kilometer lange Tunnel bohren. Vielmehr kann mit einer kurzen Ergänzung am Nordbahnhof die Gäubahn in den neuen Tiefbahnhof eingeführt werden“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.
„Mit einem Flügelungskonzept in Böblingen können Züge der Gäubahn von Konstanz oder Freudenstadt sowohl über Stuttgart-Vaihingen und die Panoramabahn zum Hauptbahnhof als auch via Rohrer Kurve über Leinfelden und Echterdingen zur Landesmesse und zum Flughafen und perspektivisch bis Nürtingen gelangen“, beschreibt Andreas Kegreiß von PRO BAHN den zweiten Baustein und weitere Ausbauoptionen.
Der Vorteil dieses Ansatzes liegt aus Sicht von Annette Sawade, frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und ehem. Mitglied des Verkehrsausschusses, auf der Hand: „Das Konzept nutzt weitgehend bestehende Infrastruktur, kann stufenweise umgesetzt werden, besteht aus überschaubaren Einzelmaßnahmen, die jeweils für sich sinnvoll sind und kann deutlich schneller als der Gäubahntunnel realisiert werden“.
Weitere Ergänzungen sind in dem Konzept ebenso enthalten:
– Eine niveaufreie Einmündung der Interregiokurve in die Remsbahn für den IC Nürnberg – Stuttgart – Zürich,
– die Filder-Spange für direkte Züge von der Gäubahn über den Flughafen und weiter Richtung Wendlingen/Nürtingen,
– eine niveaufreie Verbindung von der Gäubahn nach Feuerbach,
– eine geringfügige Geschwindigkeitsanhebung auf der Gäubahn, um die für den Deutschlandtakt benötigten Fahrzeiten zu erreichen,
– der viergleisige Ausbau zwischen Rohr und Böblingen zur Entmischung von S-Bahn und Fern-/Regionalverkehr.
Darüber hinaus gäbe es derzeit in der Politik und bei Verbänden eine Vielzahl von Diskussionen über Erweiterungen, so z.B. drittes Gleis Mittnachtstraße, Nordkreuz, einheitlicher Flughafenbahnhof für Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr u.a. – dies alles zeige die Notwendigkeit eines neuen „Dialog Stuttgart 21 PLUS“ auf, bei dem die ganzen Vorschläge aufgerufen und diskutiert werden müssten, fordern die Verbände.
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