Die Freie Apothekerschaft ist enttäuscht, dass sich die Bundeskanzlerin und ihre Minister in dieser Form gegen die Apotheken vor Ort stellen. Der Bundesverband hält diese Entscheidung sogar für ein fatales Zeichen des Kabinetts, wenn eine persönliche Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort mit Gesprächen, Beratung und Hinwendung zum Patienten so mit Füßen getreten wird und durch ein unpersönliches Liefern ersetzt werden soll.
Das Bundeskabinett lässt somit auch den Bundesrat wie einen dummen Jungen aussehen, denn dieser hatte noch vor einigen Wochen zum Versandverbot geraten. Die Begründungen der Bundesregierung zu ihrer Position stellen selbst Juristen vor Probleme, denn „rechtliche Bedenken“ werden nach Ansicht der Freien Apothekerschaft hingebogen und passend gemacht – passend für einen Bundesgesundheitsminister Spahn, der aus seiner Liebe zu den Hollandversendern keinen Hehl macht und jegliches Maß hinsichtlich einer zuverlässigen Patientenversorgung durch die öffentlichen Apotheken verloren zu haben scheint.
„Die Politik forciert hier einen Wandel in den Grundwerten unserer Gesellschaft“, so Reinhard Rokitta, Vorstandsmitglied der Freien Apothekerschaft. „Wenn diese Werte sogar der Regierung nichts mehr bedeuten, dann darf man sich über eine deutlich ansteigende Entsozialisierung der Gesellschaft nicht wundern. Die Politik hat die zunehmende Gefahr für den Handel durch das Internet erkannt, fördert aber in einem Atemzug den Versand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln durch ausländische Konzerne und Aktiengesellschaften. Wie andere Entscheidungen im Gesundheitswesen ist auch diese absolut nicht zu verstehen.“
In das Bild passt für die Freie Apothekerschaft ein anscheinend machthungriger Bundesgesundheitsminister, der mit der baldigen Einführung des elektronischen Rezepts die Aktienkurse ausländischer Investoren in die Höhe schnellen lässt. Verlassen kann man sich zurzeit nur auf die Unzuverlässigkeit des Ministers und zunehmend auch auf die der Politik. Rokitta dazu: „Erst sind die Apotheken systemrelevant, dann werden sie abgeschossen. In der Pflege wurde das ja bereits ähnlich vollzogen, und große Teile der Ärzteschaft sind bekanntermaßen ebenfalls nicht gut auf Herrn Spahn zu sprechen.“
Rokitta weiter: „Während die deutschen Apotheken mit immer mehr Verordnungen und Bürokratie geradezu zugemüllt werden, lachen sich die ausländischen Versender ins Fäustchen, da sie sich an keine deutschen Gesetze halten müssen. Auch wird die Aufforderung der Politik an die Apothekerschaft, die Zukunft der Apotheken zu entwickeln und mitzugestalten, durch derartige Entscheidungen konterkariert.“
Zum Thema und der Bedeutung hinsichtlich anstehender Landtagswahlen und der Bundestagswahl hat die Freie Apothekerschaft auf ihrer Webseite eine Umfrage erstellt.
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