„Die Leitungstiefbaubranche hat gut gefüllte Auftragsbücher. Das kann keiner leugnen. In dieser Branche wird die Energiewende gestemmt, Gas-, Wasser- und Abwasserleitungen erneuert und auch der Breitbandausbau vorangebracht“, sagt BAUINDUSTRIE-Präsident Peter Hübner. „In der Leitungstiefbaubranche ist eine Auslastung von wenigen Wochen üblich. Mit einer so geringen Planungssicherheit werden kaum Unternehmen zu finden sein, die weiterhin und verstärkt in Geräte und Personal investieren wollen, wenn sie nicht sicher sein können, dass sie diese auch dauerhaft halten können. Kein verantwortungsvoller Unternehmer stellt Mitarbeiter ein mit dem Wissen diese nicht langfristig zu beschäftigen. Deswegen liegt es in der unternehmerischen Verantwortung, in einer konjunkturell guten Lage Preise aufzurufen, mit denen die Unternehmen auskömmlich arbeiten können, um einen modernen Gerätepark und ausgebildetes Personal über Jahre vorzuhalten“, so Hübner weiter.
Zurückgenommene Investitionszusagen, fehlende oder mangelhafte Planungen stellen Hindernisse für die Unternehmen der Leitungstiefbaubranche dar. Ausführende Unternehmen sollten bereits in der Planungsphase eingebunden sein. Komplette Leistungsverzeichnisse und Pläne müssen für eine optimale Kalkulation und Ausführung den Unternehmen an die Hand gegeben werden. Das bedingt einen offenen und respektvollen Umgang mit Auftraggebern, Planungsbüros aber auch Straßenbaulastträgern. Erst das konsequente Zusammenspiel aller Beteiligten ermöglicht einen Schub beim Breitbandausbau.
„Der immer wieder in der öffentlichen Diskussion angeführte Vergleich zu unseren europäischen Nachbarländern, dass der Prozentsatz der an Glasfaser angeschlossenen Haushalte dort viel höher liegt, muss weitaus differenzierter geführt werden. Man vergleicht hier Äpfel mit Birnen. In Spanien und Italien hängen Lichtwellenleiter-Leitungen an Häuserwänden oder überspannen Straßen. In Deutschland hingegen zählen Kabel zur unterirdischen Infrastruktur, verschwinden also in der Erde. Und das bedeutet in der Ausführung erheblich mehr Aufwand und in der Konsequenz mehr Zeit. Diese Art der Verlegung hat eine höhere Qualität und ist weitaus nachhaltiger“, sagt rbv-Präsident Fritz Eckard Lang.
Außerdem ist in Deutschland der Kabelleitungstiefbau genormt. An diese Normen müssen sich nicht nur die ausführenden Unternehmen halten, sondern auch die ausschreibenden Ingenieurbüros, die Versorger als Auftraggeber und die Kommunen, Städte und Gemeinden.
In dieser Woche wurde die Studie „Die Modernisierung der Infrastruktur braucht Reformen“, im Auftrag vom Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt. Die wichtigste Reform aus Sicht der Berater ist die Gründung einer von den Kommunen ausgegliederten Investitionsfördergesellschaft, die Infrastruktur-Projekte über mehrere Jahre steuert. Bund, Länder und Kommunen sollten Investitionsprojekte nicht mehr Jahr für Jahr neu in ihren Haushalten festlegen, sondern an diese Investitionsfördergesellschaft ausgliedern. Damit könnten langjährige Investitionslinien generiert werden und damit der Baubranche signalisieren, dass sich der Aufbau von Personal und Maschine lohnt.
„Aus Sicht der Bauwirtschaft begrüßen wir diesen Ansatz sehr. Tiefbaukapazitäten sind vorhanden, wenn der Ausbau über einen längeren Zeitraum stattfinden kann. Dann können sich die Unternehmen darauf einstellen und planen. Denn die Qualität, mit der ein Kabel in die Erde kommt, bestimmt die Nachhaltigkeit, die Zufriedenheit der Bürger, die Beschaffenheit unserer Straßen“, sagt GLT-Präsident Willi Thomsen. „Bei der Qualität der Leitungslegungen müssen Kommunen begreifen, dass es hier um die Qualität ihrer Versorgung und Straßen geht, um das Eigentum der Bevölkerung, das geschützt werden muss“, ergänzt Thomsen abschließend.
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