Die diesjährige Sommerreise von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie steht im Zeichen der Corona-Pandemie. Er besucht vom 3. bis 7. August 2020 diakonische Träger, die in besonderem Maß von Covid-19 betroffen waren. Im Bethlehemstift traf Lilie mit Rainer Sonntag, Vorstand der Diakonie Aue/Schwarzenberg, Einrichtungsleiterin Steffi Tscheuschner, sowie Mitarbeitenden und Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegestiftes zusammen. Im Bethlehemstift waren 53 der 70 Bewohnerinnen mit dem Virus infiziert, 15 starben. Auch weit über die Hälfte der Mitarbeitenden waren positiv getestet worden. Hier hatten der Mangel an notwendiger Schutzkleidung und der knappe Personalschlüssel in der Altenpflege dramatische Auswirkungen auf alle Betroffenen.
Lilie sprach den Angehörigen der Verstorbenen seine tiefe Anteilnahme aus. Er dankte im Namen der Diakonie Deutschland allen Mitarbeitenden für ihren großartigen Dienst, den sie während der Krise mit größtem Engagement und hohem persönlichem Einsatz geleistet haben: "Trotz allen Leids, trotz der Probleme bei der zeitnahen Beschaffung von Schutzausrüstung, trotz aller Unsicherheiten haben Sie bis an ihre körperlichen und psychischen Erschöpfungsgrenzen und darüber hinaus zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner gearbeitet! Die Gesellschaft schuldet ihnen und allen anderen viel zu oft überhörten Alltagsheldinnen und -helden nicht nur Dank, sondern faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung. Dazu brauchen wir dringend den politischen Willen zu einer zukunftssicheren Pflegereform."
Lilie verwies dabei auf das vor einem Jahr von der Diakonie und dem Evangelischen Verband für Altenhilfe und Pflege (DEVAP) erarbeitete Pflegereformkonzept. Es soll die bisherige Pflegeversicherung in eine Pflegevollversicherung mit begrenzter Eigenbeteiligung überführen. "Doch dazu muss mehr Geld in die Pflege", sagte Lilie: "Und das erfordert einen echten Systemwechsel bei der Finanzierung und daher auch eine öffentliche Diskussion, die wir jetzt endlich führen müssen."
Auch Rainer Sonntag warnt: "Die Pflege muss bezahlbar bleiben. Es kann nicht so weitergehen, dass jede Qualitätsverbesserung, jede Erhöhung des Personalschlüssels oder jede Vergütungssteigerung von den Versicherten selbst getragen werden muss. Auch der Pflegeberuf muss aufgewertet werden – vor allem durch verbesserte Arbeitsbedingungen und mehr Zeit! Wenn nichts geschieht, gehen wir sehr ungepflegten Zeiten entgegen!"
Die Diakonie ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Bundesweit sind 599.282 hauptamtliche Mitarbeitende in rund 31.600 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie wie Pflegeheimen und Krankenhäusern, Beratungsstellen und Sozialstationen mit 1,18 Millionen Betten/Plätzen beschäftigt. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen. Etwa 700.000 freiwillig Engagierte sind bundesweit in der Diakonie aktiv.
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