Die Ertragsschwankungen werden schon beim Wintergetreide sichtbar. Bei der Wintergerste liegt die Spanne bei 4 bis 10 Tonnen je Hektar, im Rheintal wird der Schwerpunkt bei ungefähr 6 Tonnen je Hektar liegen. Auch die Winterweizenerträge schwanken zwischen 5 und 10 Tonnen und werden im Schnitt bei guten 7 bis 8 Tonnen eingeordnet. Die großen Ertragsunterschiede sind Folge der Juniniederschläge, die sich regional sehr unterschiedlich verteilten. Die flächendeckende Dürre im April traf alle gleich, jedoch profitierten die Wintergetreidearten noch von der Bodenfeuchte aus dem Frühjahr. Unterm Strich kann die Getreideernte in Baden auch qualitativ zufriedenstellen, die Qualität der Braugerste leidet jedoch unter zu hohen Proteingehalten. Die Getreidepreise lassen noch zu wünschen übrig, insbesondere bei der Braugerste, deren Preise aufgrund des coronabedingten Absatzeinbruchs beim Bier unter Druck stehen. Wie sich die Getreidepreise weiterentwickeln, hängt wie immer vom Weltmarkt und insbesondere von anderen wichtigen Anbauregionen in Europa ab. Hier könnten schwache Ernten in Russland, der Ukraine und Frankreich für einen Aufschwung sorgen.
Trotz Frostschäden im April liefert auch der Raps mit 3,5 und 4 Tonnen je Hektar bessere Erträge als erwartet. Der Körnermais leidet mittlerweile, mit großen regionalen Unterschieden, unter Wassermangel und könnte ordentlich Regen vertragen, der lokal sehr unterschiedlich fiel. Das Grünland entwickelte sich in Abhängigkeit vom regionalen Niederschlag sehr unterschiedlich. Bei den ersten beiden Schnitten wurden 50% bis 100% des mehrjährigen Durchschnittsertrags eingefahren. Der dritte Aufwuchs ist zum Teil ein Totalausfall. Beim Spargel und im Obstbau (Beeren- und Steinobst) sind die Erntemengen bislang deutlich unterdurchschnittlich. Ursachen sind Spätfröste, gebietsweise auch etwas Hagel sowie der Mangel an Saisonarbeitskräften. Besonders schwer wurden Zwetschgen und Kirschen von den Spätfrösten getroffen. Die Preise waren im bisherigen Saisonverlauf zum Glück relativ stabil, so-dass die Obstbauern dieses Jahr wahrscheinlich mit einem „blauen Auge“ davonkommen. Begünstigt wurden die Preise dadurch, dass weniger Obst als im Vorjahr aus Südeuropa auf den deutschen Markt drückte. Die normalerweise exportstarken Anbauregionen hatten ebenfalls einen Mangel an Erntehelfern und zusätzlich witterungsbedingte Ertragsverluste.
Beim Weinbau sieht man einer ordentlichen Ernte entgegen. Für Ertrag und vor allem Qualität wäre eine sonnig-warme zweite Sommerhälfte wünschenswert. Bei den Frühkartoffeln sind die Erträge verglichen mit dem guten letzten Jahr etwa 25% niedriger. Weniger Knollenansatz und kaum Übergrößen sind die Ursachen. Die Qualität ist durchweg gut. Die Erzeugerpreise waren bislang relativ stabil, im Durchschnitt aber deutlich niedriger als im letzten Jahr. Sorge bereitet die Ungewissheit beim Absatz von „Pommes“- und von Schälkartoffeln
Die Flächenverhältnisse entwickelten sich dieses Jahr zugunsten der Sommerkulturen, das könnte an schwierigen Aussaatbedingungen im Herbst gelegen haben. Im Frühjahr waren die Bedingungen gut, jedoch können die Sommerungen weit weniger von der Winterfeuchte profitieren. Laut Statistischem Landesamt hat sich die Kulturartenvielfalt in Baden-Württemberg seit 10 Jahren positiv entwickelt. Bedingt durch eine steigende Nachfrage nach heimischen Eiweißquellen sind vor allem Leguminosen, wie Klee, Soja- und Ackerbohnen, auf dem Vormarsch. Insgesamt gibt es im Bereich des Regierungsbezirks Freiburg 3.700 Hektar Brachflächen mit einjähriger Einsaat von Blühmischungen, das sind 500 Hektar mehr als im Vorjahr.
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