Corona hat die Kauflaune weltweit und auch in Deutschland verdorben. Das zeigt der Verbrauchervertrauensindex, den das IW quartalsweise in Zusammenarbeit mit The Conference Board (TCB) und Nielsen veröffentlicht. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, also am Anfang des ersten Quartals 2020, lag der Wert noch bei 101,5 Punkten. Im zweiten Quartal fiel er nun auf 86,8 Punkte. In vielen Konsumbereichen hat der Lockdown die Nachfrage schlichtweg weggeschlossen.
Der Index basiert auf drei Bereichen: Er bewertet die Beschäftigungsperspektiven, die individuelle Finanzlage und berücksichtigt die Einschätzung auf die Frage, ob aktuell ein guter Zeitpunkt ist, Konsumgüter anzuschaffen. Besonders die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat deutliche Spuren hinterlassen: Bereits vor der Pandemie haben sich die Aussichten über die letzten beiden Jahre leicht verschlechtert. Doch mit dem Virus kam der Pessimismus: Sorgen um den Arbeitsplatz lassen die Konsumenten vorsichtiger werden und dies dämpft die Konsumlaune. Fast 70 Prozent der Befragten berichten derzeit von weniger guten oder schlechten Beschäftigungsperspektiven. Kein Wunder, schließlich ist rund jeder fünfte Beschäftigte in Kurzarbeit, auch die Arbeitslosigkeit ist gestiegen.
Kauflaune schwindet
Die eigene Finanzlage der Verbraucher scheint hingegen besser zu sein: 54 Prozent der Befragten bewerten ihre eigene finanzielle Lage positiv – dagegen sehen 44 Prozent bereits finanzielle Engpässe. Die staatlichen Corona-Hilfen und die Kurzarbeit helfen zwar in der Krise die Beschäftigung und die Einkommen zu stabilisieren. Sie können aber nicht verhindern, dass ängstlichere Bürger wieder mehr sparen. Das zeigt auch die Anschaffungsneigung: Nur noch 40 Prozent der Befragten sehen derzeit einen guten Zeitpunkt für eine Kaufentscheidung. 55 Prozent sind beim Kauf langlebiger und teurer Güter skeptisch, was möglicherweise die Autoindustrie und Möbelproduzenten zu spüren bekommen.
Stark steigende Arbeitslosigkeit muss verhindert werden
Das Konjunkturpaket soll nun genau hier ansetzen und den Konsum antreiben, beispielsweise mit der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung. Auch den Arbeitsmarkt gilt es zu stützen: Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, dürften sich auch die finanzielle Lage und die Anschaffungsneigung weiter verschlechtern. "Die Maßnahmen der Bundesregierung müssen sich letztlich daran messen lassen, ob und wie gut sie einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können", sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Bart van Ark, Chefökonom von The Conference Board, ergänzt: "Selbst wenn es die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung gibt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sich auch das Verbrauchervertrauen erholt."
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