Die Kurzarbeit ist auf einem historischen Hoch angekommen. Über die Hälfte (52,5 %) der Feinwerkmechanischen Betriebe sind in Kurzarbeit. Bei den Metallbauern ist knapp jeder fünfte Betrieb (17,95 %) auf Kurzarbeitergeld angewiesen. Damit haben sich die Befürchtungen der Feinwerkmechaniker aus der letzten Konjunkturumfrage bewahrheitet. Bei den Metallbauern ist die Lage nicht so drastisch, allerdings hat sich auch hier die Zahl im Vergleich zur Märzumfrage mehr als verdoppelt.
Die Feinwerker stehen mit dem Rücken zur Wand. 70 % der Befragten bewerten die Geschäftslage mit den Schulnoten ausreichend, mangelhaft und ungenügend. Besser ist die Lage bei den Metallbauern, wo sich ungefähr ein umgekehrtes Bild ergibt. Diese Einschätzung ist sogar optimistischer als zu Beginn der Krise Ende März. Berücksichtigt man jedoch auch die Zahlen aus dem Jahreswechsel, so zeigen die Kurven bei Feinwerkmechanikern und Metallbauern gleichermaßen nach unten. Bei den Metallbauern ist die Durchschnittsnote von 2,49 Anfang Januar auf 2,94 gefallen, bei den Feinwerkern von 3,64 auf die besorgniserregende Note 4,15. Entsprechend nennen auch 72,5 % der Feinmechaniker die schlechte Auftragslage als größte Herausforderung.
Unter den gegebenen Umständen der Kurzarbeit zeigt sich bei der Beurteilung der Auftragsbücher noch deutlicher, wie mager die Reserven sind. 50 % der Feinmechaniker und 33 % der Metallbauer haben einen Auftragsvorlauf von einem Monat oder weniger. Die reinen Zahlenwerte sind zwar in etwa stabil zu den vorherigen Konjunkturumfragen, allerdings muss bei der Interpretation berücksichtigt werden, dass im Zusammenhang mit der allgegenwärtigen Kurzarbeit deutlich weniger Auftragsvolumen abgearbeitet werden kann. Entsprechend schätzen die von der Kurzarbeit weniger betroffenen Unternehmen aus dem Metallbau den Fachkräftemangel auch weiterhin als größtes Problem hin.
Die Zukunftsaussichten haben sich im Vergleich zur verheerenden Prognose aus dem März stabilisiert. Damals rechneten angesichts geschlossener Grenzen und Schreckensmeldungen aus ganz Europa deutlich über 70 % beider Berufsrichtungen mit einer Verschlechterung der Situation. Heute gehen 35,9 % der Metallbauer und 32,5 % der Feinwerkmechaniker von einer weiteren Verschlechterung der Aussichten in den nächsten 6 Monaten aus. Über das gesamte Jahr betrachtet haben sich die Aussichten aber eindeutig verschlechtert. Das spiegelt sich auch in der stark zurückhaltenden Investitionsbereitschaft wider. Nur noch 35,9 % der Metallbauer und 17,5 % der Feinwerkmechaniker planen noch in diesem Jahr zu investieren.
Trotz der schwierigen Lage ist die Ausbildungsbereitschaft nicht eingebrochen. Annährend jeder zweite Metallbauer und mehr als jeder vierte feinwerkmechanische Betrieb bieten auch in diesen Zeiten aktiv fast 1,5 Ausbildungsplätze je Unternehmen an.
„Das Metallhandwerk steht auch jetzt vor großen Herausforderungen. Unsere Feinwerker sind stark von den krisenhaften Entwicklungen im Maschinenbau und im Automotivbereich betroffen. Die anhaltende Pandemiegefahr verzögert zudem die Investitionsentscheidungen der Industrie, so dass eine schnelle Erholung eher unwahrscheinlich ist. Wir erwarten hier von der Politik, dass zumindest die Regelungen zur Kurzarbeit weiter verlängert werden. Das erhält nicht nur kurzfristig die Arbeitsplätze, sondern stabilisiert auch die grundsätzlich wettbewerbsfähigen Strukturen in diesem Bereich. Die Unsicherheiten im Bausektor spiegeln sich auch bei unseren Metallbauern wider. Insbesondere die öffentliche Hand sollte jetzt keine Vergabezurückhaltung üben. Die noch zumeist zufriedenstellende Auslastung ist ansonsten stark gefährdet“, kommentiert Stephan Lohmann, Geschäftsführer des Fachverbandes Metall NW die aktuellen Ergebnisse.
Der Fachverband Metall NW vertritt als Arbeitgeberverband in Nordrhein-Westfalen mehr als 3.000 mittelständische Unternehmen des Metallhandwerks. Mit rund 58.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 8,5 Mrd. €, erwirtschaften die Unternehmen für annähernd 150.000 Menschen in NRW den Lebensunterhalt.
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