Pionierinnen und Pioniere der später gegründeten protestantischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (*1863) waren Teil der zweiten Adventbewegung, einer überkonfessionellen Erweckungsbewegung in den USA. Sie war vom Anfang bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts aktiv. Vom Aufstieg der überkonfessionellen Miller-Bewegung in den frühen 1830er Jahren bis zum Ende des Bürgerkriegs (1865) nutzten Adventisten aller Art die Taktik des moralischen Zuredens, um die Sklavenbefürworter in Amerika zu warnen, dass Gott bald wiederkommen und sie richten würde, wenn sie nicht sofort Busse täten und umkehrten. „Auf diese Weise protestierten sie gegen Rassenungerechtigkeit, die untrennbar mit ihrem adventistischen Glauben verbunden war“, schreibt Burton.
Milleritische Adventgläubige traten der Freiheitspartei (Liberty Party) bei
Laut Kevin Burton haben viele milleritische Adventgläubige die Verbindung mit politischen Parteien vermieden, weil diese Parteien die Sklaverei unterstützt hätten. Eine beträchtliche Anzahl von ihnen habe sich dennoch ab 1840 der Liberty Party (Freiheitspartei) angeschlossen, die ein einziges Programm hatte: die sofortige und vollständige Abschaffung der Sklaverei und „die Wiederherstellung der Gleichberechtigung unter Menschen“.
Einsatz zur Abschaffung der Sklaverei
1848 habe die Liberty PartyGerrit Smith als Kandidaten für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten nominiert. Smith war ein prominenter Abolitionist (Personen, die sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzten), ein Milleritischer Adventist sowie ein Siebenten-Tags-Sabbat-Halter. Während der gesamten Vorkriegszeit des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) hätten auch Milleriten und Siebenten-Tags-Adventisten ihr Leben riskiert, um Sklaven aus der Knechtschaft zu befreien, so Burton.
Einige hätten dies auf legale Weise getan, indem sie die Sklaven freikauften. Viele andere hätten das US-Bundesgesetz (Fugitive Slave Law), wonach man verpflichtet war, entlaufene Sklaven dem Eigentümer zurückzugeben, unterlaufen. Ellen G. White, die Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, hat gegenüber diesem Gesetz zu zivilem Ungehorsam aufgerufen.
Einige Adventisten haben geflüchteten Sklaven in der sogenannten „Underground Railroad“, einem informellen Schleusernetzwerk von Gegnern der Sklaverei, Hilfe geleistet. Der erste Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in den USA, John Byington, kämpfte gegen den Sklavenhandel und stellte seinen Bauernhof den Flüchtenden der „Underground Railroad“ als Zufluchtsort zur Verfügung.
Glaube motivierte US-Adventisten, gegen systemischen Rassismus zu kämpfen
Adventistische Christen hielten Gottes Gesetz für flüchtige Sklaven aus dem 5. Buch Mose 23:16-17 aufrecht: „Du sollst den Knecht nicht seinem Herrn ausliefern, der von ihm zu dir geflüchtet ist. Er soll bei dir bleiben an dem Ort, den er erwählt, in einer deiner Städte, wo es ihm gefällt. Du sollst ihn nicht bedrücken“ (Lutherbibel 2017). Die Adventisten seien durch ihren christlichen Glauben inspiriert gewesen, um gegen den systemischen Rassismus in Amerika zu kämpfen, schreibt Burton.
Afro-Amerikanische Siebenten-Tags-Adventisten kämpften gegen Sklaverei
Das Anliegen des Kampfes gegen die Sklaverei habe im afro-amerikanischen Protest gewurzelt, zudem seien farbige Siebenten-Tags-Adventisten ebenfalls aktive Abolitionisten gewesen. John West, ein Pastor der Siebenten-Tags-Adventisten, ehemaliger Sklave und enger Freund von Gerrit Smith, habe laut Kevin Burton gegen die Übel der Sklaverei und des Rassismus gepredigt. Ferner habe er mehrere von Smiths Werken zur Abschaffung der Sklaverei veröffentlicht. In seinem Laden in Peterboro, New York, habe er keine Produkte verkauft, die durch Sklavenarbeit hergestellt worden seien.
Petitionen gegen Sklaverei und zur Abschaffung der Rassentrennung
Siebenten-Tags-Adventisten hätten laut dem Artikel auch Petitionen gegen die Sklaverei im Süden und gegen Rassismus im Norden eingereicht. Joseph Bates, Mitbegründer der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, gehörte mit seiner Frau Prudence zu den führenden Abolitionisten in Fairhaven, Massachusetts, während den 1830er und 1840er Jahre. Sie unterzeichneten und verbreiteten Petitionen zur Abschaffung der Sklaverei und zur Verhinderung der Eingliederung neuer Sklavenstaaten in die US-Bundesstaaten. Das Ehepaar Bates forderte die Vereinigten Staaten von Amerika auf, Haitis Unabhängigkeit nach seinem erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg von Frankreich anzuerkennen und halfen mit bei der Abschaffung der Rassentrennung in Zügen und des Gesetzes gegen Rassenehen in Massachusetts.
Adventisten: Sklaverei und Todesstrafe, ein System der Brutalität
In den 1850er und 1860er Jahren haben sich die Sabbat-haltenden Adventisten auch gegen die Todesstrafe eingesetzt. Sie hätten dies in der Überzeugung getan, dass sowohl Sklaverei als auch die Todesstrafe „Systeme der Brutalität darstellten, die Individuen mit Gewalt zwangen“, so Louis P. Masur in seinem Buch „Die Hinrichtungsriten: Die Todesstrafe und die Transformation der amerikanischen Kultur“, das von Kevin Burton zitiert wird.
Politisches Engagement der frühen Adventisten
Demnach setzten in den 1860er Jahren Siebenten-Tags-Adventisten manchmal den Namen ihrer Kirche auf Petitionen, die sie schrieben und in Umlauf brachten. Im April 1862 bezeugte eine Gruppe von vierundvierzig „Siebenten-Tags-Adventisten und anderen“ aus Linn County, Iowa, „dass unsere Bekenntnisse zum Christentum und unser Eintreten für die Freiheit, in den Augen der Nationen der Erde und des Gottes des Universums, nur ein Hohn sind, solange wir es hinauszögern, das ‚unveräußerliche Recht aller Menschen auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück‘ anzuerkennen“. Die Adventisten von Linn County „drängten“ daraufhin Abraham Lincoln und den Kongress, unverzüglich „das große unnatürliche Verbrechen der Sklaverei, die schier grenzenlose Quelle unseres nationalen Ruins“, unverzüglich abzuschaffen.
Biblisch begründeter und motivierter Protest
Siebenten-Tags-Adventisten hätten Argumente gegen die Sklaverei in die Verkündigung der drei Engelsbotschaften (Offenbarung 14,6-12) integriert, schreibt Kevon Burton. Adventisten hätten den Protest gegen systemischen Rassismus zu einem wichtigen Teil ihrer Glaubensüberzeugungen gemacht und ihre spirituellen Nachkommen aufgefordert, an diesem Glauben festzuhalten.
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