Von den Mikrokosmen der Alltagswelt, in denen Social Distancing weiter unser Zusammenleben bestimmt, bis zu Volkswirtschaften am Rand des Kollapses: Im Ausnahmezustand der Pandemie werden die Strukturen und Organisationsformen sichtbar, die den modernen Gesellschaften zugrunde liegen. Die Logik dieser radikal neuen Welt ist noch nicht verinnerlicht. Wie erleben Künstler*innen und Menschen, die über alternative Denk-und Handlungsformen nachdenken, diese existentielle Situation? Was sehen sie in diesem Zustand des Stillstands, der Schwebe?
Die Beitragenden zu CC: World nutzen den Briefwechsel als eine Form der entschleunigten Kommunikation. Briefe sind Ausdruck der spezifischen Situation, in der sie verfasst werden und zugleich intime Botschaft an die Empfänger*innen. Ein Medium, das innehält, abwägt, reflektiert und dabei widerständig bleibt. Die Digitalität gibt CC: World die Möglichkeit, andere – die ganze Welt – in CC mitlesen zu lassen und schafft damit Verbindungslinien in der planetarischen Gegenwart.
Die Komplexität dieser Gegenwart spiegelt sich in der Vielfalt der Stimmen und Formate: Nadah El-Shazly sendet eine Videonachricht über eine mysteriöse Fotoserie, die nachts zu Beginn der Pandemie in einer Wohngegend bei Kairo aufgenommen wurde. Meg Stuart schickt Aufnahmen einer Tanzperformance auf dem Dach des HKW, Fatima Al Qadiri lässt postapokalyptische Landschaften auferstehen, die von Katastrophenfilmen der 1980er Jahre inspiriert sind und an die urbanen Zentren der Welt im Shutdown gemahnen. Hito Steyerl schreibt über das Erleben der Pandemie als „freien Fall“, Rabih Mroué macht anhand eines Familienfotos greifbar, wie sich die Wahrnehmung von Präsenz und Abwesenheit verschiebt. Die speziell gestaltete Webumgebung verbindet die Inhalte in neuer digitaler Form.
In einem USA-Schwerpunkt am 13. August nimmt CC: World in den Blick, wie die Pandemie auf eine Gesellschaft trifft, deren struktureller Rassismus noch deutlicher hervortritt. Er mündet in Gewalt, die von weltweiten Protesten begleitet wird.
Mit Beiträgen von Mohammad Al Attar, Fatima Al Qadiri, Sinan Antoon, Black Brown Berlin, Imani Jacqueline Brown, Maria Chehonadskih/Andrés Saenz De Sicilia, Alice Creischer/Andreas Siekmann, Teju Cole, Nadah El Shazly, Hu Fang, David Goldberg/Ruha Benjamin, Kiluanji Kia Henda, James T. Hong, Tom McCarthy, Rabih Mroué, The Otolith Group, Peggy Piesche, Kaushik Sunder Rajan/Stacy Hardy/Neo Muyanga, Claudia Rankine, Ava Rocha, Shuddhabrata Sengupta, Himali Singh Soin, Nikiwe Solomon, Hito Steyerl, Meg Stuart, Jenna Sutela
Kuratorisches Team: Bernd Scherer (Intendant), Philipp Albers, Detlef Diederichsen, Alexandra Engel, Anselm Franke, Niklas Hoffmann-Walbeck, Karen Khurana, Katrin Klingan, Laura Mattes, Daniel Neugebauer, Jan Trautmann, Sabine Willig, Mathias Zeiske
Neue Beiträge werden ab dem 25.06.2020 wöchentlich jeden Donnerstag um 18:00 Uhr veröffentlicht und können frei zugänglich unter ccworld.hkw.de abgerufen werden.
Den Auftakt am 25. Juni bilden folgende Beiträge:
Hito Steyerl (Text): In Free Fall: Happy hypoxia. A second person perspective
Rabih Mroué (Video): Cheers to our Wishes
Informationen zu den ersten Beitragenden
Hito Steyerl lebt in Berlin.
Rabih Mroué ist Theaterregisseur und -autor, Schauspieler und bildender Künstler. Er ist Herausgeber von The Drama Review/TDR (New York) und Mitbegründer des Beirut Art Center (BAC). Von 2012 bis 2015 war Mroué Fellow am Internationalen Forschungskolleg Verflechtungen von Theaterkulturen an der Freien Universität Berlin. Von 2015 bis 2019 war er als Regisseur an den Münchener Kammerspielen tätig. Zu seinen Werken zählen u. a. Borborygmus (2019), So Little time (2017), The Pixelated Revolution (2016) und Riding on a cloud (2015).
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