Die Plakataktion „Gewalt tötet keine Viren. Solidarität verändert Leben“ ist nicht das einzige Projekt von Kay Christian Dominte, aber momentan das auffälligste. Im Januar 2019 begann er seine Umschulung als Mediengestalter im BFW Leipzig. 1991 in Timișoara, Rumänien, geboren, siedelte seine Familie 2007 nach Heidelberg um. Und seit 2013 lebt der 29-Jährige in Leipzig. Erzieher wollte er werden. Das soziale Engagement ist ihm wichtig für seinen weiteren Werdegang. Auch wenn er die Ausbildung nach zwei Jahren abbricht, weil die Anforderungen an die Ausbildung von Sachsen mit seiner früheren baden-württembergischen Wahlheimat nicht kompatibel waren. Die Leidenschaft, sich mit Grafikdesign zu beschäftigen, brach durch und fortan widmete er sich dieser Passion. Er eignete sich Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst an und stellte sich in die Dienste der Gemeinnützigkeit.
Zuerst haben Kay Christian Dominte und sein Lebensgefährte als Privatinitiative jungen Menschen geholfen: „Es entstand eine Initiative für jungen Erwachsene, um ihnen eine Struktur im Leben in der eigenen Wohnung und ihnen bei den Gängen durch die Behördenlandschaft Unterstützung zu geben.“ Schnell wurde daraus eine Hilfe, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.
2016 kam der Verein TiMMy ToHelp e.V., damals noch eine Umzugshilfe für Geflüchteten auf uns zu. „Zu dem Zeitpunkt schwächte die Flüchtlingswelle ab, also beschlossen wir, neue Projekte zu entwickeln. Somit entstand die Obdachlosenhilfe“, erzählt der junge Mann.
Mit einem Bollerwagen, vollgepackt mit lebensnotwenigen Dingen, hilft TiMMi ToHelp e. V. wohnungslosen Menschen in Leipzig direkt vor Ort. „Im Wagen haben wir“, beginnt er eine kleine Aufzählung, „verpackte Lebensmittel, Getränke, Hygieneartikel, Unterwäsche und Hundefutter. Für unsere Punks bringen wir auch schon mal Haarfarbe der Firma headshots mit, die uns sehr lange damit unterstützt.“ So versorgen die acht Vereinsmitglieder und rund 20 Ehrenamtlichen immer donnerstags zwischen 35 und 55 obdachlose Leute auf der Straße – auch an Feiertagen.
In Coronazeiten wurde es schwieriger, mit dem Team durch die Straßen zu ziehen. Abstandsregeln erlaubten nur noch, zu zweit die Spenden an die Frau und den Mann zu bringen. „Wir wollten aber genau in dieser Zeit auf die Problematik der obdachlosen Menschen aufmerksam machen“, beginnt Kay Christian Dominte auf die Plakataktion einzugehen. „Die Obdachlosen haben keinen Schutz, keine Rückzugsmöglichkeiten. Quarantäne? Wo sollten sie die einhalten können? Die wohnungslosen Menschen auf der Straße wurde zum lästigen und gefährlichen Antlitz der Städte. Ihnen schlug Ablehnung und Gewalt entgegen.“
Daraus entstand die aktuelle Plakatkampagne: „Gewalt tötet keine Viren. Solidarität verändert Leben.“ Zusammen mit der Bahnhofsmission Leipzig, dem Caritasverband Leipzig e. V. und Dr. Luisa Schneider vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung wurde die Aktion #TiMMigegenGewalt ins Leben gerufen. Ebenfalls mit im Boot, und da schließt sich der Kreis zum Umschüler, ist die Plattform strangedesign.de. Auf der Onlineplattform haben sich die künftigen Mediengestalter des BFW Leipzig während des Lockdowns über ihre Aufgaben im Home Learning ausgetauscht. Die Teilnahme an dem Projekt ist für alle Interessierten aus dem Bereich Design zugänglich. Über die Plattform werden Aufträge von gemeinnützigen Vereinen generiert und dienen für die Teilnehmer als Übung für die reale Berufswelt.
„Wir haben die Plakatkampagne in erster Linie für unsere Obdachloseninitiative gedacht“, stellt der junge Mann klar, „aber gleichzeitig sollte es ein grundsätzliches Zeichen gegen Gewalt sein: Häusliche Gewalt, Gewalt gegen Kinder, Gewalt im Internet, Gewalt bei Demonstrationen. Alles verschärfte sich in Zeiten von Corona.“
Und so spannt der starke grüne Drache seinen rettenden Schirm über die Schutzbedürftigen gut sichtbar im Leipziger Stadtbild auf. Ein klares Zeichen aller Partner, das durch die markante Gestaltung von Kay Christian Dominte, dem künftigen Mediengestalter am BFW Leipzig, zum Nachdenken über Solidarität und gegen Gewalt gegenüber Menschen in Not aufmerksam machte.
Hintergrundlinks:
Seit fast 30 Jahren ist das Berufsförderungswerk Leipzig als Spezialist auf dem Gebiet Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitation) tätig. Hier werden Menschen ausgebildet und bedarfsorientiert unterstützt, die durch Krankheit oder Unfall aus dem gewohnten Arbeitsleben scheiden mussten. Mit individuellen Erprobungs-, Qualifizierungs- und Integrationsmaßnahmen werden neue Möglichkeiten für den Weg zurück ins Arbeitsleben angeboten. Die Angebote als überregionaler Dienstleister auf den Gebieten Beratung, Diagnostik und Assessment, Qualifizierung, Prävention und Rehabilitation stehen neben der Hauptstelle in Leipzig in den Außenstellen in Brand-Erbisdorf, Chemnitz und Döbeln zur Verfügung. Die Beruflichen Trainingszentren in Leipzig und Chemnitz ergänzen das Angebot speziell für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Die vielfältigen Leistungen sind ein wichtiger Beitrag, um Menschen die Rückkehr in das Arbeitsleben zu ermöglichen damit gleichzeitig dem Fachkräftemangel in der Wirtschaft zu begegnen. Darüber hinaus werden an der Bildungseinrichtung verschiedene Kurse der beruflichen Weiterbildung angeboten.
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