Die Corona-Krise führt wahrscheinlich dazu, dass in Deutschland und Europa die Preise und Mieten für Büros in Toplagen sinken. Daten seit Beginn der 1990er-Jahre zeigen, dass die Märkte für gewerbliche Immobilien stark auf konjunkturelle Entwicklungen reagieren, weil die Mieten und Preise oft zwischen großen Vermietern und Unternehmen ausgehandelt werden. "Wir rechnen mit einem gravierenden Abschwung auf dem Büromarkt", sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer.
Kaufpreise brechen um bis zu 35 Prozent ein
Unter den großen deutschen Städten ist der Effekt besonders stark in Berlin, hier könnten die Büromieten 2020 um ein Fünftel einbrechen, die Kaufpreise sogar um 35 Prozent. In Düsseldorf und München werden die Mieten wahrscheinlich um jeweils gut 15 Prozent sinken. In Stuttgart wird mit 9,5 Prozent der in Deutschland niedrigste Rückgang für die Büromieten erwartet, die Kaufpreise könnten um 28 Prozent zurückgehen.
Auch außerhalb Deutschlands ist von erheblichen Preisrückgängen auszugehen. Laut IW-Berechnungen werden die Büromieten in Paris, Wien, Lissabon und Mailand um jeweils circa ein Fünftel sinken. London und andere britische Städte wurden in der Studie nicht berücksichtigt, weil der Brexit die Prognose erschwert.
Wunsch nach mehr Homeoffice drückt die Preise
Zu den konjunkturellen Effekten kommen strukturelle Veränderungen in der Arbeitswelt. Den Arbeitnehmern hat das Homeoffice während der Corona-Krise offenbar gefallen. Viele drängen darauf, auch künftig vermehrt von zu Hause arbeiten zu dürfen. Weil die Arbeitgeber so Kosten sparen können, werden sie der Forderung mittelfristig auch nachgeben. Dieser Trend dürfte dazu führen, dass die Büromieten und -preise auch dann niedrig bleiben, wenn die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.
Dieser Trend dürfte auch das Aussehen der Büros verändern. Investoren sind zunehmend gefragt, Büros so zu entwerfen, dass sie der neuen Arbeitswelt gerecht werden. "Viele Firmen sehen Büros immer mehr als einen Ort des kreativen Austauschs, weniger als reine Arbeitsstätte", sagt IW-Experte Voigtländer. Eine andere Architektur, die Kreativität und Austausch fördert, sei gefragt. Büros könnten auch von den Innenstädten in die Vororte verlegt werden, wo Flächen günstiger sind.
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