Hierzu erklärt Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen und Nachhaltigkeitsforscher: „Die Klimakrise schreitet fort und unseren Gewässern, Flüssen und Bächen geht es immer schlechter. Deshalb muss die sächsische Landesregierung endlich den Gewässerschutz an erste Stelle stellen.“ Nur knapp acht Prozent der Flüsse und Bäche in Deutschland erreichten den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand Ende 2015 – in Sachsen waren es nur rund 4 Prozent. Knapp 40 Prozent der oberirdischen Gewässer sind europaweit durch vielfältige Faktoren wie Klimawandel, Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft oder Begradigungen belastet.
Die Temperaturentwicklung der vergangenen Jahre ist für die Natur dramatisch. Auch mit Blick auf den Welttag für die Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre am 17. Juni erklärt Ekardt weiter: „Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland. Die daraus folgenden sinkenden Grundwasserstände sowie steigenden Wassertemperaturen haben fatale Folgen auf Mensch und Umwelt. In Verbindung mit den in Sachsen noch oft gehölzfreien und damit unbeschatteten Gewässerläufen – vor allem im Bereich ackerbaulich genutzter Flächen – ergeben sich zu hohe Wassertemperaturen und Sauerstoffdefizite. Sie entwerten diese Gewässerabschnitte als Lebensraum und Wanderkorridor für Fische und andere Gewässerlebewesen vollständig und lassen sie zur tödlichen Falle werden.
In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es Auen, Flüsse und Bäche, Teiche und Seen, die Hitze und Trockenheit gut verkraften und Landschaften, die Wasser zwischenspeichern können. Dies gelingt aus Sicht des BUND Sachsen nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen mitgedacht wird. „Es ist längst überfällig, den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und den Pariser Klimazielen nachzukommen“, erklärt Ekardt weiter. „Dazu gehört die 1,5-Grad-Grenze wie auch ein verbessertes Wassermanagement und eine Agrarförderung, die vor allem Bewirtschaftungsmethoden fördert, welche die Infiltration und den Wasserrückhalt in ackerbaulich genutzten Böden wiederherstellt und damit deutlich verbessert. Wasser muss in der Fläche bleiben, um in trockenen und heißen Zeiten dort zur Verfügung zu stehen, wo es gebraucht wird. Noch gibt es Wasserreserven, doch wir stecken mitten in der Klimakrise – und müssen jetzt handeln.“
Um die europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und die Gewässerkrise nachhaltig zu lösen, fordert der BUND:
- Die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und in maximal zwei Dekaden zu null fossilen Brennstoffen und sehr viel weniger Tierhaltung in allen Sektoren weltweit zu kommen.
- Den Flüssen mehr Raum zu geben, statt sie einzudeichen, denn nur so können Aue und Fluss wieder verknüpft und die Biodiversität gestärkt werden. Auen müssen renaturiert werden.
- Wasser in der Landschaft halten statt es direkt abzuleiten, sodass sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen können.
- Flächenversiegelung stoppen, denn besonders in Städten wird das Wasser schnellstmöglich abgeführt und kann nicht versickern.
- Abbau von Querbauwerken, denn das Aufstauen der Flüsse erhitzt das Wasser, verschlechtert die Wasserqualität und versperrt Fischen den Weg, sodass diese ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen können.
- Zum Schutz des Grund- und Trinkwassers müssen Vorsorge- und Verursacherprinzip umgesetzt werden, denn nur wenn vorausschauend gehandelt wird, kann die Gewässerqualität verbessert werden. Die Gewässer müssen vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen geschützt werden.
- Wassernutzungskonflikte müssen gerecht und nachhaltig gelöst werden.
- Statt Flüsse für immer größer werdende Schiffe weiter auszubauen und zu vertiefen, müssen die Schiffe an die Flüsse angepasst werden. Es muss überprüft werden, auf welchen Flüssen die Schifffahrt unter sich ändernden klimatischen Verhältnissen überhaupt noch sinnvoll ist.
- Auch in der Landwirtschaft ist ein nachhaltiges Wassermanagement notwendig, das beispielsweise eine bodenschonende Bearbeitung, den Rückbau von Drainagen und den Anbau standortangepasster Kulturen beinhaltet. Die EU-Agrarpolitik muss an die klimawandel-bedingten Herausforderungen angepasst werden.
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