Mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft!

Der Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) legt konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Artenvielfalt und Landschaftsqualität des Agrarlandes vor. Ein neuer Leitfaden zum Rotmilanschutz zeigt wesentliche Faktoren auf.

Die Landwirtschaft nutzt mehr als die Hälfte der Landfläche Deutschlands. Um ihrer großen Verantwortung für die biologische Vielfalt gerecht werden zu können, muss die Nutzung der Flächen mit den Anforderungen des ‚Lebensraumes Agrarlandschaft‘ besser vereinbar sein. Wie dies gelingen kann, zeigt der DVL anhand der Verantwortungsart Rotmilan.

Am internationalen Tag der Umwelt erklärt DVL-Geschäftsführer Dr. Jürgen Metzner: „Der Rotmilan ist ein guter Gradmesser der Artenvielfalt. Sein Vorkommen führt uns einmal mehr vor Augen, dass es im komplexen Geflecht von Landwirtschaft und Biodiversität auf unsere Landwirtinnen und Landwirte ankommt! Rotmilantaugliche Agrarumweltmaßnahmen sind deshalb ein wichtiger Schritt, da sie den betrieblichen Mehraufwand entlohnen! Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) betont Metzner: „Der DVL hat mit der Gemeinwohlprämie bereits ein praxistaugliches Konzept vorgelegt, wie wir besser als bisher Landwirtschaft und Umweltschutz verbinden! Mit der nun von der EU-Kommission vorgeschlagenen „Farm to Fork-Strategie“ und der Biodiversitätsstrategie muss die Artenvielfalt endlich in den Fokus der Agrarpolitik genommen werden. Es ist höchste Zeit, die GAP umweltfreundlich auszurichten!“

Maßnahmenmix für mehr Leben in der Agrarlandschaft

Mit dem Leitfaden „Land zum Leben für den Rotmilan – Empfehlungen zur Verbesserung der Nahrungssituation und zum Schutz seines Bruthabitats“ fasst der DVL Ergebnisse aus einem sechsjährigen Modellprojekt zum Rotmilanschutz in sieben Bundesländern zusammen. Im Verlauf des Projekts konnte durch wiederkehrende Kartierung der Brutbestände, durch kontinuierliche Beratung der Landnutzer sowie ein Bündel von Maßnahmen auf den Agrarflächen die Reproduktion der Rotmilane in den Gebieten verbessert werden.

Der neue DVL-Leitfaden enthält konkrete Empfehlungen für die Zusammenarbeit zwischen Land- und Forstwirtschaft und Natur- und Artenschutz. Für die zukünftige Ausgestaltung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) der Bundesländer legt er praxiserprobte Maßnahmen dar.

Schutz des Grünlandes und Erhöhung der Strukturvielfalt

Für den Rotmilanschutz sind sämtliche Grünlandstandorte von Bedeutung. Die Aufrechterhaltung der Grünlandnutzung muss daher auch in Gebieten mit abnehmender Milchviehwirtschaft oder in Mittelgebirgen durch entsprechende Förderprogramme unterstützt werden. Auch strukturreiche Ackerlandschaften mit Gehölzen, Hecken und anderen Randstrukturen bieten sehr gute Voraussetzungen für erfolgreiche Rotmilanbruten. Durch entsprechende AUKM, zum Beispiel für mehrjährige Brachen oder Kulturarten-Diversifizierung, oder die Förderung von Gehölz- und Heckenpflanzungen lassen sich spürbare Erfolge für die Biodiversität erzielen. Auf dem Acker ist auch die Rückbesinnung auf mehrjähriges Feldfutter und insbesondere der Anbau von Luzerne für den Rotmilan förderlich.

Der DVL-Leitfaden richtet sich an alle in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen, Mitarbeitenden von Landschaftspflegeorganisationen, Behörden, Planungsbüros, Naturschutzverbände und alle, die sich mit dem Rotmilan und dem Schutz seines Lebensraums beschäftigen. „Mit unserem Praxisleitfaden haben wir eine fundierte fachliche Grundlage erarbeitet und geben konkrete Empfehlungen. Deshalb laden wir alle Akteure zum aktiven Rotmilanschutz ein!“, unterstreicht Metzner.

Der Rotmilan ist eine Greifvogelart, deren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland liegt. Er ist vom Wandel in der Agrarlandschaft direkt betroffen. Maßnahmen, die dem Rotmilan nutzen, unterstützen auch eine ganze Reihe weiterer Arten. Kleinsäuger, Insekten, Agrarvogelarten, Greifvögel und Eulenarten, aber auch der Weißstorch nutzen die landwirtschaftlichen Flächen als Nahrungs- oder Brutraum.

Hintergrund

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege hat über die Dauer von sechs Jahren gemeinsam mit insgesamt elf Verbundpartnern, darunter auch dem Dachverband Deutscher Avifaunisten und der Deutschen Wildtier Stiftung, Maßnahmen zur Verbesserung der Nahrungssituation und zum Schutz seines Bruthabitats in insgesamt sieben Bundesländern durchgeführt und erprobt (www.rotmilan.org). Dabei wurde intensiv mit Land- und Forstwirten in den Projektgebieten zusammengearbeitet. Die gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen wurden im Leitfaden zusammengefasst. Dieser kann unter https://www.lpv.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/DVL_Leitfaden_27_Rotmilan_web.pdf kostenfrei abgerufen werden.

Der Leitfaden entstand im Rahmen des Projekts „Rotmilan – Land zum Leben“. Das Projekt wurde im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.

Mehr Informationen unter: www.rotmilan.org

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