Die Expertise des sechsfachen Grand-Slam-Siegers ist nicht nur unter den Zuschauern beliebt, sondern auch viele Spieler suchen Rat bei Becker. Als Trainer führte er Novak Djokovic zu sechs Grand-Slam-Titeln und als „Head of Men’s Tennis“ beim DTB verantwortet Becker das deutsche Herren-Tennis. In der Podcast-Reihe „Verbalathleten – Die Stimmen von Eurosport“ spricht Becker über seine Liebe und Verbundenheit zum Tennis, über seine Zeit als Trainer und teilt seine aktuellen Sorgen rund um den Tennissport in der Coronakrise. Auch alte Weggefährten wie der frühere Davis-Cup-Coach Niki Pilic kommen zu Wort.
Die komplette Podcast-Folge mit Boris Becker ist unter folgendem Link Verbalathleten – Folge2: Boris Becker und bei Spotify verfügbar, sowie in Kürze auch auf Deezer und Apple-Podcast zu hören. Weitere Infos auch auf Eurosport.de
Die besten Aussagen anbei zur redaktionellen Verwendung bei Quellenkennzeichnung „Eurosport-Podcast Verbalathleten“
Boris Becker über…
… seine beruflichen Träume:
„Ich hoffe, dass ich noch lange bei meinem Lieblingssport Tennis agieren darf. Sei es im Traineramt oder für das Fernsehen. Ich liebe wirklich diesen Sport Es macht mir großen Spaß mich mit den jungen Spielern auseinanderzusetzen und mit ihnen über Tennis zu quatschen. Auch mit Roger, Rafa und Novak diskutiere ich gerne über Tennis. Das wird auch hoffentlich lange so bleiben.“
… einen möglichen Trainerjob in der Zukunft:
„Ich würde es nicht ausschließen, dass ich wieder Trainer werde. Das geht in der jetzigen Form nicht, weil ich für die deutschen Herren verantwortlich bin. Aber nichts ist ewig. Wenn es Spieler gibt, die mich interessieren, die es auch zulassen und offen mit mir umgehen wollen, dann ist das etwas, was ich mir durchaus überlegen könnte. Das Problem ist nur, dass es sehr zeitaufwendig ist. Als Trainer war ich mit Djokovic 25 bis 30 Wochen unterwegs. Dazu zählen auch Trainingslager und kleinere Turniere. Man muss die Vorbereitungsturniere sowie das ganze Aufbautraining im Winter und im Frühjahr mitmachen. Das ist sehr zeitaufwendig. Ich habe eine Familie und andere berufliche Dinge, die ich verwirklichen möchte. Aber so ganz ausschließen möchte ich es nicht. Tennis ist meine große Liebe.“
… die derzeitige Situation im globalen Tennis:
„Hand aufs Herz: Ich mache mir Sorgen um den Berufsstand Tennis. Nicht um die ersten hundert Spieler der Welt, die haben hoffentlich genügend Geld auf der Bank und brauchen nicht das Preisgeld von der nächsten Woche. Aber die tausend Spieler, die sich auch Tennisprofi nennen, haben gerade nichts zum Arbeiten. Und wenn diese Pause noch länger geht, müssen sie sich einen anderen Job suchen. Sie müssen sich ernähren und die Miete bezahlen. Auf der anderen Seite sehe ich das als Chance für die drei großen Vereinigungen ATP, WTA und ITF. Sie sitzen alle im gleichen Boot, es findet kein Tennis statt. Insofern muss man sich überlegen: Kann es zukünftig noch so viele Turniere geben? Oder sollte man jedes große Turnier als ein sogenanntes Combined-Event für Damen und Herren über zehn Tage hinweg durchführen. Das heißt aber wiederum weniger Arbeitsplätze für die Tausend, die das auch gerne machen würden. Was passiert dann mit den kleineren Turnieren wie den Future- und Challenger-Turnieren? Auch diese Turniere braucht man, sonst kann sich ein junger Spieler nicht hochspielen und keine Punkte sammeln. Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Aber die drei Vereinigungen waren sich noch nie grün, vielleicht wäre es die Chance, jetzt zu entscheiden: so ist der Plan ab Herbst oder ab 2021. Das würde mich freuen.“
… die möglichen Nachfolger von Federer, Nadal und Djokovic bei den Grand Slams:
„Das ist die ‚One-Million-Dollar-Question‘, die ultimative Frage, die wir bei jedem Grand Slam seit 2017 besprechen. Dominic Thiem war schon drei Mal im Finale, Alexander Zverev im Halbfinale und auch Tsitsipas stand schon in einem Halbfinale. Den ganz großen Wurf hat aber noch keiner von den ganz Jüngeren geschafft. Warum das so ist, ist ein abendfüllendes Thema. Natürlich weil die drei genannten (Anm. d. Red.: Federer, Nadal und Djokovic) unglaublich stark sind und diese Konstanz seit fast 15 Jahren immer wieder bringen. Auf der anderen Seite sind die jungen Spieler vielleicht noch nicht gut genug. Beides gehört dazu. In meiner Generation, gab es 20- und 21-Jährige die Grand-Slam-Turniere gewonnen haben. Natürlich würde ich mich freuen, dass diese Wachablösung passiert, wenn die großen drei noch stark sind, und nicht erst, wenn sie alt und zerbrechlich sind und aufgehört haben. Falls die US Open oder Roland-Garros dieses Jahr noch stattfinden, würde ich mir wünschen, dass es noch einmal ein Finale Nadal gegen Thiem geben würde. Vielleicht gewinnt dann der Österreicher. Das würde ich gerne sehen und mit Matthias Stach für Eurosport zusammen kommentieren.“
… seine Zeit als Trainer von Novak Djokovic:
„Als ich den ersten Anruf (Anm. d. Red.: von Djokovics Management) erhalten habe, hat Djokovic gerade Platz eins der Weltrangliste verloren und war nur die Nummer zwei der Welt. Ich habe viele Spiele wie Wimbledon-Finals oder US-Open-Finals von ihm kommentiert und bin immer klarer Meinung gewesen. Er hat sich diese Kritiken zu Herzen genommen. Dann gab es einen Anruf von seinem Manager Edoardo Artaldi, der auch ein langer Weggefährte von mir war, und fragte mich, ob ich Trainer von Novak werden wolle. Ich habe Djokovic dann ein paar Wochen später in Monte Carlo besucht und wir haben uns 48 Stunden nur über Tennis unterhalten. Meine Prämisse war: Novak ich muss dir Wahrheit sagen, weil alles andere nichts bringt und ich auch nichts verschönern kann: ‚Der Grund warum Du vielleicht nicht mehr so gut bist, ist weil du dich als Nummer eins zu wohl gefühlt hast, dich nicht verbessert hast. Die anderen Spieler wie Nadal und Federer haben sich auf dein Spiel einstellen können. Deine Positionierung auf dem Platz gefällt mir nicht, dein Aufschlag gefällt mir überhaupt nicht.‘ Wir haben uns lange unterhalten. Er hat schon damals viele Grand Slams gewonnen und war ein absoluter Superstar, aber er war nicht zufrieden mit sich und er wollte noch mehr. Das muss man ihm hoch anrechnen. Wenn ich viele junge Spieler im Gegensatz sehe, die einmal ein Halbfinale spielen und dann ein halbes Jahr feiern gehen. Das ist nicht zu vergleichen mit einem Charakter wie Djokovic – aber Federer und Nadal sind genauso. Djokovic ist getrieben von der Tennisgeschichte und den ewigen Rekorden. Er wird die großen Turniere gewinnen. […]
Novak wird immer ein ganz enger Freund von mir bleiben. Wir haben uns Ende 2016 getrennt, weil er eine Pause machen wollte. Er hatte Ellenbogenprobleme und dann im Frühjahr 2017 folgte eine Operation. Es waren drei sehr intensive, sehr erfolgreiche Jahre und irgendwann muss auch so ein Superstar wie Djokovic eine kleine Pause machen. Und was macht dann der Trainer? Es gab kein Stress und wir sind wirklich im Guten auseinander gegangen. Bei den darauffolgenden Grand Slams haben wir uns auch immer getroffen, wenn er eine Frage zu einem Spieler hatte. Meine Tür stand immer offen. So eine Spieler-Trainer-Partnerschaft ist vor allem von Vertrauen geprägt. Ich kann einen Spieler nur helfen, wenn er offen anspricht welche Sorgen und welche Ängste er hat. Er muss total ehrlich sein und dieses Vertrauen weiß ich hoch zu schätzen.“
… seine Reputation in Deutschland für seine Leistung als Trainer:
„Ich glaube man ist immer noch im Wahn des 17-jährigen Wimbledon-Siegers. Das ist auch in Ordnung und freut mich auch. Hierfür habe ich großen Respekt bekommen. Aber es ist 35 Jahre her und die Zeit ist nicht stehen geblieben. Ich bin dem Tennis treu geblieben und habe Ahnung von meinem Lieblingssport und ich freue mich, dass nationale und internationale Spieler genauso sehen. Bei Vorstellungen heißt es oft, dass ich sechs Grand Slams als Spieler gewonnen habe und die sechs Siege als Djokovic-Coach werden oft nicht erwähnt, aber die waren mir auch persönlich sehr wichtig. Wobei die goldene Regel ist immer: Wenn der Spieler gewinnt, ist der Spieler schuld. Und wenn der Spieler verliert, ist der Trainer schuld. Das ist im Fußball genauso.“
Über Verbalathleten – Die Stimmen von Eurosport
Eurosport startet die neue Podcast-Reihe „Verbalathleten“ und stellt darin die Künstler am Mikrofon aus dem Eurosport On-Air-Team vor. In jeder der 35 Ausgaben ist stets eine Eurosport-Persönlichkeit zu Gast bei Moderator Daniel Lerche. In den rund 45-minütigen persönlichen Gesprächen gewähren die Eurosport-Protagonisten interessante Einblicke in ihren Alltag, blicken ehrlich und reflektierend auf ihren Werdegang zurück und beschreiben ihre unglaubliche Leidenschaft und Verbindung zu „ihrem“ Sport. Mit dabei sind Koryphäen der ersten Stunde wie Sigi Heinrich und Rolf Kalb, Top-Experten und Expertinnen wie Boris Becker und Barbara Rittner sowie auch der ein oder andere Newcomer, der erst bei den Olympischen Spielen in Tokio seine Eurosport-Premiere am Mikrofon feiern wird. Die ersten beiden Eurosport-Verbalathleten sind Sigi Heinrich und Boris Becker. Die Podcast-Serie „Verbalathleten – Die Stimmen von Eurosport“ unter folgender Homepage verfügbar sowie via Deezer, Spotify und Apple Podcast zu hören.
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