Rheinische Bauern sind besorgt

Erst der Bericht „Zur Lage der Natur“ aus dem Bundesumweltministerium, jetzt die Strategiepapiere „Farm to Fork“ und „Biodiversität“ aus Brüssel – die Landwirtschaft in Deutschland steht nach der Diskussion um die Düngeverordnung erneut massiv unter Druck, erklärt der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) in einer ersten Reaktion.

„Jetzt wird der Bogen überspannt!“, erklärt RLV-Präsident Bernhard Conzen. „Gefühlt laufen wir Landwirte gerade einen Hürdenlauf. Immer wenn wir eine geschafft und unsere Betriebe sich darauf eingestellt haben, warten dahinter fünf neue Herausforderungen. Zu Beginn der Corona-Krise vor wenigen Wochen noch als systemrelevant eingestuft, weil die Sicherung der Ernährung plötzlich im Mittelpunkt des Interesses stand, soll in der Landwirtschaft jetzt alles komplett auf links gedreht werden, ohne Rücksicht auf Verluste.“ Die Ankündigung aus Brüssel, dass die europäische Landwirtschaft radikal verändert werden solle, erfüllt Conzen mit tiefer Besorgnis. „Die rheinische Landwirtschaft hat in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie Veränderungen offen annimmt, aber die Zielsetzung muss realistisch sein. Für die Bauern enthält die Farm-to Fork-Strategie keine Perspektive.“ Conzen zweifelt die Sinnhaftigkeit der geplanten Maßnahmen an. Ärgerlich sei, dass etwa mit der Kürzung des Düngemitteleinsatzes von 20 % aus Brüssel nun die gleiche unsinnige Forderung erhoben werde, wie sie in der Düngeverordnung gegen die fachliche Expertise des Berufsstandes vor wenigen Wochen festgeschrieben wurde. Auch die Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 % lässt jede Kompetenz der Urheber der EU-Strategie vermissen. „Wir wägen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln situationsbedingt sorgsam ab, um die Ernte zu sichern, ohne Verluste, Schädlinge oder Pilzsporen. Diese Mittel kosten Geld und Landwirte setzen sie nicht zum Spaß ein. Das gilt in gleicher Weise auch für die Anwendung von Antibiotika“, stellt er klar. Pflanzen und Tiere vor Erkrankungen zu schützen gehöre zum Grundverständnis bäuerlichen Handelns.

„Plumpe Verbotspolitik statt intelligenter Lösungen sind ein Rückfall in die neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als die wenig zielgerichtete FFH Gebietsausweisung den ländlichen Raum in Aufruhr versetzt hat. Jedenfalls ist diese Farm to Fork Strategie kein Rezept für eine zukunftsorientierte Landwirtschafts- und Umweltpolitik.“, erinnert Conzen die verantwortlichen Politiker und bemängelt, dass die Verantwortung, die Verbraucherinnen und Verbrauchern im Nachhaltigkeitsprozess zukomme, an keine Stelle erwähnt werde. „Wir dürfen die Nahrungsmittelproduktion im eigenen Land und unsere Unabhängigkeit nicht aus den Augen verlieren. Das ist die Lehre aus der Corona-Krise! Immer mehr Auflagen, die mit immensem finanziellem Aufwand verbunden sind, können unsere Bauern nicht unendlich lange schultern. Eine ins Ausland verlagerte Produktion wäre die Konsequenz und das kann nicht die Lösung sein.“

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