In der Begründung heißt es: „Daniel Barenboim ist nicht nur einer der renommiertesten Dirigenten und Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit, sondern auch ein großer Humanist, Freidenker und Visionär von unschätzbarem gesellschaftlichen Wert. So ist die Mitbegründung und künstlerische Leitung des West-Eastern Divan Orchestra ein Zeugnis (s)eines beispiellosen Engagements für Frieden und Völkerverständigung. Mit diesem außergewöhnlichen Klangkörper erklingen nicht nur musikalische Sternstunden, sondern sie liefern zudem einen unschätzbaren Beitrag zur kulturellen Bildung und internationalen Integration. Gerade in unserer heutigen gesellschaftlich herausfordernden Zeit wird deutlich, dass es solch bedeutende Persönlichkeiten und Projekte braucht, die mit Vision, Mut und Unnachgiebigkeit fest an die Kraft der Kunst im Allgemeinen und die Kraft der Musik im Besonderen glauben und sie in die Welt tragen.“
Der Rheingau Musik Preis hätte dem West-Eastern Divan Orchestra und Daniel Barenboim im Rahmen ihres Konzertes am 6. August 2020 im Kurhaus Wiesbaden verliehen werden sollen. Aufgrund der Absage des Rheingau Musik Festivals 2020 im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wird die Verleihung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. In dieser Krisenzeit liegt es dem Festival ganz besonders am Herzen, den Preis dennoch zu vergeben.
Das West-Eastern Divan Orchestra ist seit 20 Jahren eine bedeutende Formation in der internationalen Musikwelt. Im Jahr 1999 riefen Daniel Barenboim und der verstorbene palästinensische Literaturwissenschaftler Edward W. Said einen Workshop für junge Musiker ins Leben, um die Koexistenz und den interkulturellen Dialog zu fördern. Sie benannten das Orchester und den Workshop nach Johann Wolfgang von Goethes Gedichtsammlung „West-östlicher Diwan“, einem zentralen Werk für die Entwicklung des Konzepts der Weltkultur. Die ersten Probensitzungen des Orchesters fanden in Weimar und Chicago statt. Mittlerweile ist es beispielgebend für zahlreiche ähnliche künstlerische Unternehmungen. Israelis und Araber spielen im West-Eastern Divan Seite an Seite und bilden einen Leuchtturm der Völkerverständigung.
Daniel Barenboim
Klassische Musik vermag Trennungen zu überwinden und Widerstand gegen Ignoranz zu leisten – eine Kraft, die Daniel Barenboim seit seiner frühen Kindheit verspürt. Der Pianist und Dirigent, einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, hat sich mit seinen Auftritten an den führenden Häusern der ganzen Welt höchstes Ansehen erworben. Mit seinem Anliegen, durch Kultur geistige Barrieren abzubauen, erreicht er zahlreiche Menschen, ebenso wie mit seinem Engagement für das intensive Zuhören und den freien Dialog – zwei Dinge, die wechselseitig voneinander abhängen. „Um Musik zu machen, muss man zuhören“, sagte er. „Man muss hören, was der andere tut, aber man muss auch hören, was man selbst tut und was es für den anderen bedeutet – dies ist die beste Schule für menschliche Beziehungen.“ 1992 wurde Daniel Barenboim Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden, im Jahr 2000 „Chefdirigent auf Lebenszeit“ ihres Orchesters, der Staatskapelle Berlin. Im Juni 2019 wurde nicht nur sein Vertrag mit der Staatsoper um weitere fünf Jahre von 2022 bis 2027 verlängert, sondern er wurde auch Ehrendirigent der Berliner Philharmoniker, die diesen Titel damit erstmals vergaben.
Die bisherigen Preisträger des Rheingau Musik Preises sind Volker David Kirchner (1994), Alexander L. Ringer (1995), Gidon Kremer (1996), das Ensemble Recherche (1997), Toshio Hosokawa (1998), Tabea Zimmermann (1999), Helmuth Rilling und die Internationale Bachakademie Stuttgart (2000), das Artemis Quartett (2001), Michael Quast (2002), Peter Greiner (2003), die Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (2004), Niki Reiser (2005), Hugh Wolff (2006), der Windsbacher Knabenchor mit Karl-Friedrich Beringer (2007), Heinz Holliger (2008), Christian Gerhaher (2009), die Taschenoper Lübeck (2010), Bidla Buh (2011), die Lautten Compagney (2012), Fazıl Say (2013), Christoph Eschenbach (2014), Andreas Scholl (2015), Walter Renneisen (2016), Enoch zu Guttenberg und die Chorgemeinschaft Neubeuern (2017), Yannick Nézet-Séguin (2018) und Paavo Järvi mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen (2019)
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