„Die schlechten Arbeitsbedingungen für die meist aus Osteuropa stammenden Arbeiter in den Schlachthöfen begünstigen die Ausbreitung des Coronavirus – und gefährden Menschenleben, aber eben auch die Tiere. Wenn ein Großteil der Beschäftigten ausfällt, ist fraglich, ob dem Tierschutz im weiteren Betrieb in allen Belangen Rechnung getragen werden kann. Im Falle einer Schließung des Schlachthofs drohen zudem die ohnehin schon sehr langen Transportzeiten für Tiere noch länger zu werden, weil es keine regionalen Alternativen gibt. Die Anzahl der Schlachthöfe wird immer geringer, ihre Größe immer gigantischer. Schlachtungen im Akkord sind dann Alltag für die Arbeiter, Tierschutzprobleme eben auch. Das sind die tragischen Folgen einer Strukturpolitik, die auf „immer größer, immer effizienter, immer billiger“ setzt, statt auf Regionalität. Angesichts der offenbar nicht tragbaren Zustände bei den Arbeitern will die Bundeskanzlerin nun handeln. Bei den vielen Tierschutzverstößen in den letzten Monaten blieb das Kanzleramt still. Dabei sind weder die Arbeitsbedingungen noch die Tierschutzfrage neu. Auch die Forderung nach regionalen Strukturen wurde stets überhört, ökonomische Interessen der Agrarindustrie hatten Vorrang. Frau Klöckner als die für Tierschutz zuständige Bundesministerin hat stets die Verantwortung von sich gewiesen, Missstände seien Ländersache bzw. in der Zuständigkeit der Behörden vor Ort zu regeln. Formal mag das stimmen, aber es ist eine bittere, fast zynische Erkenntnis, dass dieser Verschiebebahnhof der Verantwortung nun zum Bumerang für die Kanzlerin und die Ministerin wird. Es geht jetzt zuerst um Menschenschutz, aber das geht nicht ohne mehr Tierschutz. Es ist Zeit, dass sich was dreht.“
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