„Das Erwartungsmanagement der Politik in der Corona-Krise ist bisher wirksam. Unsere empirischen Analysen liefert deutliche Hinweise darauf, dass politische Äußerungen, insbesondere von Angela Merkel, einen substantiellen Einfluss auf die Erwartungen und Konsumabsichten hatten“, fasst Studienautor Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin, die Ergebnisse zusammen.
Die Auswertung von Umfragedaten des Befragungsinstituts Civey zeigt, dass sich vor allem die Pressekonferenz von Angela Merkel und den VertreterInnen der Länder am 15. April signifikant auf die Erwartungen der BundesbürgerInnen zur Dauer der Corona-Beschränkungen und auf ihre geplanten Konsumausgaben ausgewirkt hat.
Die Konsumneigung der Bundesbürger ist nach der Pressekonferenz der Kanzlerin am 15. April um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Gemessen an den von den Haushalten geplanten außergewöhnlichen Ausgaben sanken die Konsumausgaben im Durchschnitt der Woche vor der Pressekonferenz von 2990 Euro auf 2327 Euro im Durchschnitt der Woche danach.
Datengrundlage
Verwendet wurden tägliche Daten einer Online-Befragung des Instituts Civey zwischen dem 2. und dem 20.April, die von den Instituten in Auftrag gegeben und vom Sonderforschungsbereich TRR 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 50.000 Personen zu ihren Erwartungen befragt, wie lang die aktuellen Beschränkungen des öffentlichen Lebens anhalten werden und ob die Befragten planen, in den nächsten Monaten größere Konsumausgaben zu tätigen.
„Das Erwartungsmanagement der Politik in der Corona-Krise ist bisher wirksam.“ Peter Haan
Auch auf andere Erwartungen haben die Reden der Kanzlerin spürbare Auswirkungen. Der Zeitpunkt, an dem alle eine vollständige Öffnung der Gesellschaft erwarteten, verschob sich nach der Pressekonferenz vom 15. April deutlich nach hinten. Auch der erwartete Zeitpunkt, wann wieder normaler Schulunterricht stattfinden kann, verschob sich um drei Wochen nach hinten.
„Die Politik, hier in insbesondere in Person von Angela Merkel, kann durch öffentliche Äußerungen Erwartungen und damit auch das ökonomische Verhalten verändern. Unabhängig davon, ob die angekündigten Maßnahmen zielgerichtet sind oder nicht, ist das für die Handlungsfähigkeit der Regierung enorm hilfreich“, sagt Studienautor Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.
Am morgigen/heutigen Donnerstag berät Merkel wieder mit den MinisterpräsidentInnen der Länder und dürfte sich danach erneut zur Corona-Krise äußern. „Erwartungsmanagement hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, und es ist wichtig, dass die Politik diese nicht verspielt“, sagt Studienautorin Annekatrin Schrenker vom DIW Berlin.
Link zur Studie: „Starke Erwartungsreaktionen auf Angela Merkels Covid-Erklärungen“, von Peter Haan, Andreas Peichl, Annekatrin Schrenker, Georg Weizsäcker und Joachim Winter
Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) ist seit 1925 eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft. Das Institut ist national und international vernetzt, stellt weltweit genutzte Forschungsinfrastruktur bereit und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das DIW Berlin ist unabhängig und wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin)
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Telefon: +49 (30) 89789-250
Telefax: +49 (30) 89789-200
http://www.diw.de
Telefon: +49 (30) 89789-252
Fax: +49 (30) 89789-200
E-Mail: presse@diw.de