Make a mask! – Der als Rapid-Response-Aktion entstandene Film des in Berlin lebenden polnischen Designduos chmara.rosinke (Maciej Chmara, Ania Rosinke) soll eine Anleitung zur Produktion von Behelfsschutzmasken bieten und sich „viral“ verbreiten. „In dieser Notsituation sind Kreativität, Selbstorganisation und Nachbarschaftshilfe erforderlich. Wir haben ein Designteam eingeladen, diese Herausforderung als Gestaltungsaufgabe zu betrachten“, sagt Thomas Geisler, Direktor des Kunstgewerbemuseums. „Aus der Perspektive eines Museums für Gestaltungsfragen interessiert uns, wie schnell sich dieses globale Ereignis in der Alltagskultur niederschlägt und welche Relevanz es für unsere Arbeit hat, quasi ein Reality-Check für unsere Sammlungen.“ Alle so inspirierten Macherinnen und Macher sind eingeladen, ihre Maskenmodelle unter dem Hashtag #wemask in den sozialen Netzwerken zu zeigen.
Donate a mask! – Über die Herstellung von Masken für den eigenen Gebrauch hinaus soll die Aktion dazu animieren, auch für Freund*innen und Nachbar*innen zu produzieren. Behelfsmasken können zudem an die Hilfsorganisation KARUNA (Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin) geschickt werden, die dafür Sorge tragen wird, dass die Masken an Obdachlose und Straßenkinder verteilt und laufend wiederaufbereitet werden.
Als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus ist die Maske zur Metapher für „Social Distancing“ – einem Miteinanderleben auf Abstand – geworden. Zugleich ist sie materielles Zeugnis für Hoffnung und Ängste in der heutigen Zeit. Der Wettbewerb um in Massen gefertigte Masken – zumeist aus China – zeigt die industrielle Abhängigkeit des Globalen Nordens, aber auch den Verlust der eigenen Produktion. Initiativen und Aufrufe zum Selbermachen im Stil einer Maker-Bewegung zeigen rund um den Globus bisher unerschlossene Kapazitäten an Kreativität und Produktivität: Die Industrie stellt Produktionen um, das Handwerk oder Do-It-Yourself-Anleitungen schaffen Abhilfe und selbst Kreativschaffende aus Design, Mode und Kunst greifen das neue „Objekt der Begierde“ auf.
Neben dem gesundheitlichen Aspekt sind das Tragen von Masken und das Artefakt selbst ein kulturell und künstlerisch vielschichtiges Thema, das sich nicht zuletzt in den Sammlungsbeständen der SKD ablesen lässt. Während in Asien der Mund- und Gesichtsschutz als Hygieneartikel zum Alltag gehören und man sich an die Bilder oder Begegnungen in Großstädten und an Flughäfen gewohnt hat, tut man sich in Deutschland mit der Maskierung eher schwer. Aus medizinhygienischer Sicht gibt es zudem unterschiedliche Ansichten, selbst das die Bundesregierung beratende Robert-Koch-Institut gibt dazu mehrdeutige Empfehlungen ab. Spätestens jedoch mit der Maskenpflicht in der Stadt Jena ist das Objekt im Alltag unserer Nachbarschaft angekommen.
Dass das Maskieren bzw. Vermummen im öffentlichen Raum in vielen Ländern im Normalfall verboten ist, während in anderen das Verdecken des Gesichts zur Kultur gehört, ist Teil der Ambivalenz, in der alle heute zum Handeln aufgefordert sind. Die Maskerade während des Karnevals oder auf der Bühne hat hingegen in vielen Ländern eine lange Tradition. Interessanterweise zählt die langnasige Maske des „Medico Della Peste“, deren Ursprung auf das Schutzgewand der Pestdoktoren im 17. Jahrhundert zurückgeht, zu den auffälligsten Charakteren der venezianischen Maskenkunst. Auch August der Starke war bekannt für seine barocke Festkultur und Maskeraden. Die „Sonnenmaske“ von 1709 mit seinen aus vergoldetem Blech getriebenen Gesichtszügen ist ein Prunkstück in der Sammlung der Rüstkammer. Nun bieten diese Beispiele keine Lösungen für die akute und in vielerlei Hinsicht bedrohliche Pandemie, aber sie verweisen auf die Bedeutung des Masken-Objekts und wie es sich auf die kulturelle Praxis niederschlug. Mehr zu diesen und weiteren historischen und zeitgenössischen Masken aus den Sammlungen der SKD erfahren Sie auf der Webseite www.skd.museum/wemask.
#wemask
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